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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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etwas.
    »Gut. Schwester Michelle und Bruder Ignazius werden euch erläutern, wo eure Regimenter zum Einsatz kommen.« Er wandte sich an Raffael. »Und du, Bruder, wirst mit deinen Andalanen an der Spitze des Angriffs auf den Hafen stehen. In dieser Nacht wird deine Ritterlichkeit der Wirklichkeit des Krieges begegnen. Ich hoffe, dass sich dann in Zukunft weitere Dispute über meine Befehle erübrigen werden.«

IN DER SCHLANGENGRUBE

    Fingayns Augen brannten, so viel Russ war in der Luft. Jeder Atemzug war eine Qual. Nie hatte er einen Ort wie diesen gesehen. Die Schlangengrube erschien ihm wie ein Ausblick auf eine Welt ohne Magie. Eine Welt, aus der die Albenkinder verschwunden waren. Einen Ort, an dem es niemanden mehr gab, der den Menschenkindern Einhalt gebot. In riesigen Feuern kochten sie hier Bronze und Eisen. Von der Schwarzwacht brachten sie die Kohle. Sie wühlten sich tief in den Leib der Erde, kehrten das Unterste nach oben und unterwarfen alles ihrem Willen.
    An Tieren hatte Fingayn hier nur Ratten und Ungeziefer gesehen. Dies war kein Ort zum Leben! Veronique de Blais war auf gewisse Weise die Fürstin der Schlangengrube. Sie hatte das Kommando über die Schmieden und Gießereien. Hier geschah nichts ohne ihren Willen.
    Fingayn hatte sie den Tag über beobachtet. Er hatte sich das Gesicht und sein Haar mit Russ eingerieben, die Ohren unter einer speckigen Kappe verborgen und schmutzige graubraune Kleider angelegt, die er bei einem Waschhaus gestohlen hatte. Unter den Heerscharen der Arbeiter fiel er kaum auf. Sie hatten stumpfe Blicke und grüßten einander nur selten. Lachen hörte man kaum.
    Veronique legte ganz offensichtlich keinen Wert auf Pomp. Sie trug ein abgewetztes Lederwams, hohe Stiefel und eine Hose aus demselben graubraunen Stoff wie die meisten Arbeiter. Ihr Hemd mit seinem breiten Spitzenkragen war gesprenkelt mit Flecken, die sich den Mühen der Wäscherinnen widersetzten. Die Ritterin hatte eine teigige, großporige Haut, in die der Schmutz der Schlangengrube tief eingedrungen
war. Das Weiß ihrer Augen war von roten Adern durchzogen.
    An diesem Tag hatte Fingayn ein neues Gesicht des Krieges gesehen, das ihm trotz all der Jahrhunderte, die er nun schon lebte, fremd gewesen war. Und er hatte begriffen, wie der Ritterorden so mächtig werden konnte. Die Kirche schickte die Heere der Ritterschaft ins Feld und entlohnte sie fürstlich. Doch neben dem Lohn für die Söldner wollten auch ihre Waffen bezahlt sein. Die Waffen, die hier gegossen und geschmiedet wurden. Die Rüstungen und das Pulver. Kleidung wurde hier ebenso gefertigt wie Zaumzeug oder Sättel. Eingelegte Speisen, haltbar gemacht für lange Feldzüge. Alles, was der Krieg brauchte, um andauern zu können, wurde hier gefertigt. Hatte man einst damit begonnen, die berühmten Bronzeschlangen in der Stadt am Talgrund zu gießen, so wurden hier nun alle Güter des Krieges hergestellt. Die Schlangengrube, benannt nach den Bronzeschlangen, war zur Heimat einer größeren, ungleich mächtigeren Natter geworden. Die Schlange Krieg. Damit diese Stadt gedeihen konnte, durfte der Krieg kein Ende mehr nehmen. Es war folgerichtig, von Drusna ins Fjordland zu ziehen. Und Veronique, die Herrin dieser Stadt, würde dafür sorgen, dass der Krieg weiter nach Albenmark getragen würde. Es musste ein ewiger Krieg sein, damit der Strom todbringender Waren, den die Schlangengrube ausspie wie eine Natter ihr Gift, niemals versiegte.
    In dieser Nacht war Fingayn zum ersten Mal überzeugt, dass er das Richtige tat, als er zum Morden auszog. Er war der Schild der Albenmark und ihr Schwert. Er hatte etwas von der Vision erhascht, die Emerelle gehabt haben mochte. Würden die Menschenkinder die Welt in eine riesige Schlangengrube verwandeln? Und würden sie es in ihrer grenzenlosen Gier, alles zu beherrschen, auch mit der Albenmark versuchen?

    Fingayn beobachtete das stattliche Haus inmitten der schmutzigen Stadt. Vor einer Wand war ein Gerüst aufgebaut, und Arbeiter hatten begonnen, das Mauerwerk in einem warmen Gelbton zu tünchen. Offenbar nicht zum ersten Mal. Auch die übrigen Wände waren einmal mit gelber und weißer Farbe gestrichen gewesen. Doch über allem lag ein Schleier aus Russ, den der Wind nur schwer aus dem engen Tal hinaustrug. Vom Regen wurde er hinabgespült auf die Häuser, rann gleich schwarzen Tränen an den Fassaden hinab und löschte mit den Jahren jede Farbe aus.
    Fingayn sah zu dem Fenster, hinter dem noch mitten in der

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