Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Wie Spinnen krochen sie zu den Rahen hinauf.
Der Bug des großen Katamarans stieß durch den Wellenkamm, und es ging in steiler Fahrt hinab. Der Windsänger hing über der Reling. Ollowain haderte mit sich. Er hatte ihn so dringend gebraucht, dass er keine Fragen gestellt hatte.
»Nun, Fürst. Da wir ohnehin Fischfutter werden, musst du ja kein Geheimnis mehr daraus machen, warum du all die Ballisten auf meine Schiffe hast bringen lassen und ein ganzes Heer von Söldnern.«
»Kriegern«, verbesserte Ollowain ihn. »Söldner kämpfen für Gold, Krieger für Überzeugungen.«
»Also, dann sag mir mal, warum du ein ganzes Heer von Trotteln auf meine Schiffe geschleppt hast. Ich dachte, es ging nur darum, ein paar hundert Menschenkinder in einer Hafenstadt an Bord zu nehmen.«
Ollowain kämpfte gegen seinen rebellierenden Magen an, als der Frachtkatamaran aufs Neue die Steilwand einer turmhohen Welle erklomm. »Katamarane kentern nicht, habe ich gehört.«
»Was Landratten so über Schiffe erzählen …«
Ollowain hatte verstanden. »Also gut, du hast es so gewollt. Um die Menschenkinder zu retten, werden wir sie in einer
belagerten Stadt abholen. Vor der Stadt liegt eine Kriegsflotte der Tjuredpriesterschaft, die uns mutmaßlich um das Fünffache überlegen ist. Wir werden durchbrechen, die Menschen herausholen und erneut die Kampflinie ihrer Flotte durchbrechen. «
»Scherze dieser Art haben meinem Volk seinen schlechten Ruf eingebracht, Ritter.«
»Frag einmal einen meiner Ritter, ob ich für meine Scherze berühmt bin.«
Daloman sah ihn lange an. Offensichtlich wartete er immer noch auf einen Hinweis darauf, dass dies alles nur ein schlechter Witz war. Schließlich verschwand der erwartungsvolle Ausdruck von seinem Gesicht. Er spuckte aufs nasse Deck. »Also gut, Elf. Du wolltest die Wahrheit über Katamarane wissen. Sie kentern niemals über die Seite. Sie kentern über den Bug nach vorne, wenn eine Sturzsee den Bug zu tief ins Wasser drückt. Wenn das geschieht, gibt es nur sehr selten Überlebende.«
EIN VERZWEIFELTER PLAN
Gishild kniff die Augen zusammen. Sie mochte gar nicht hinsehen! So wenig Talent war ihr selten begegnet. Luc schlitterte ihr auf seinem Hosenboden entgegen und schnitt eine schmerzverzerrte Grimasse.
»Nehmt ihm die Kufen ab, bevor er sich umbringt«, wies sie die Drusnier an, die mit überlegenem Grinsen der erbärmlichen
Vorstellung beigewohnt hatten. »Er kommt auf einen der Schlitten.«
»Du hast gesagt, jedes Kind kann das. Gib mir noch ein paar Stunden.«
Sie sah ihn traurig an. Sie hätte es von Herzen gern getan, aber ihnen blieb keine Zeit mehr. Es musste in dieser Nacht geschehen. Sie war sich ganz sicher, dass die Tjuredritter beim nächsten Morgengrauen zu ihrem letzten Sturmangriff ansetzen würden. Und sie wusste, diesmal würde sie die Feinde nicht mehr aufhalten können.
»Für heute musst du aufhören. Deine Wundnaht wird sich öffnen, wenn du zu oft stürzt. Bitte, Luc. Es gibt noch Plätze auf den Schlitten.«
»Die sind für kleine Kinder, die Alten und die Schwerverletzten. Ich weiß, wie wenige Schlitten wir haben. Zur Not werde ich mich an einem Schlitten festhalten, wenn ich es nicht schaffe, aus eigener Kraft auf den Beinen zu bleiben.«
Sie sah zu den Elfen, die auf ihren Schlittschuhen übten. Ihnen allen war das Schlittschuhlaufen fremd gewesen, aber schon nach wenigen Stunden des Übens bewegten sie sich so elegant wie Tänzer. Warum fielen ihnen diese Dinge so leicht? Das war nicht gerecht.
Gishild schüttelte über ihre Gedanken den Kopf. Sie waren äußerst unvernünftig. Sie sollte froh sein, dass sie mit ihrer Elfenschar wenigstens einen kleinen Ausgleich gegen die überwältigende Übermacht der Ordensritter hatte.
Sie wandte sich wieder zu Luc. »Du wirst auf einem der Schlitten sein! Das ist ein Befehl deiner Königin.«
Er sah sie mit großen Augen an. So hatte sie seit ihrem ersten Kuss nicht mehr mit ihm gesprochen. Sie hoffte, er verstand, dass sie doch nur sein Bestes wollte. Er setzte sich auf ein altes Heringsfass. Wenn er nur etwas sagen würde! Er sah so erschöpft aus. Er sollte seine Verletzungen nicht herunterspielen.
Es war Glück, dass er noch lebte. Er durfte sich nicht unnötig in Gefahr bringen. Warum sah er das nicht ein?
»Ich muss gehen«, sagte sie leise.
Er nickte nur.
Vom Silberufer erklang wütendes Arkebusenfeuer. Wenn die Ritter vor der Zeit mit dem Angriff begannen, war alles verloren. Sie vertraute darauf,
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