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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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würde das auch anderen auffallen.
    Er sah aus dem Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel.
Jenseits der Festungswälle wurde Heu geerntet. Er wäre jetzt lieber draußen, mit einer Sense auf dem Feld. Bei solch ehrlicher Arbeit würden seine dunklen Gedanken verfliegen. Vor Sonnenuntergang wäre es nicht so weit, hatten die Frauen gesagt.
    Erek seufzte. Er konnte den Palast jetzt nicht verlassen. Vielleicht kam das Kind ja doch schon vor Sonnenuntergang.
    Roxanne hatte ihn in den letzten Tagen oft besucht. Dreimal hatte sie ihm die Geschichte von der Geburt Snorris erzählt. Dinge, die Erek niemals hätte hören wollen. Sicherlich wollte sie ihn beruhigen und ihn mit ihrer Geschichte auf die Geburt vorbereiten. Aber was sie erreicht hatte, war das genaue Gegenteil. Dass die Frauen ihrer Sippe niemals bei Tageslicht ihre Kinder bekamen, war noch das Harmloseste. Vielleicht lag es ja daran, dass Roxanne schwarze Haare hatte? Bekamen schwarzhaarige Frauen ihre Kinder bei Nacht? Und Blonde im Tageslicht? Er wusste zu wenig über diese Frauendinge! Allerdings hatte es in seinem Dorf als ein schlechtes Zeichen gegolten, wenn ein Kind im Dunkeln geboren wurde. Solche Bälger bekamen ein düsteres Gemüt und schrien mehr als Kinder, die bei Sonnenschein in diese Welt kamen. Er dachte daran, unter welchem Unstern sein Sohn geboren würde. Der Feind war im Land. Bald würden die Ordensritter gen Firnstayn ziehen. Vielleicht sollte er zu den Göttern beten, dass es eine Tochter würde. Die könnte man eines Tages mit einem der Priesterfürsten verheiraten. Wenn die Ordensritter nur genug Männer im Fjordland verloren, gaben sie ja vielleicht auf und ließen mit sich verhandeln.
    Erek hielt den Atem an und lauschte. Hatte er Gishild schreien gehört? Jetzt war es wieder still.
    Er nahm eines der Papiere vom Tisch, um auf andere Gedanken
zu kommen. Buchstaben um Buchstaben kämpfte er sich durch die Zeilen. Unbegreiflich, dass es Leute gab, die zum Vergnügen lasen! Es ging um eine Söldnerin, die durch einen Elfenpfeil getötet worden war. Warum behelligte man ihn mit so etwas? Was sollte er denn dazu entscheiden? Wie es schien, hatte sich das Weib anheuern lassen, um die Duelle anderer auszufechten. Reiche Feiglinge kämpften gerne so. Er sollte ein Gesetz erlassen, das Duellanten zwang, selbst die Klinge zu führen. Wahrscheinlich hatten sich die Verwandten irgendeines ehrlichen Jungen, der von diesem Weibsbild abgestochen worden war, gerächt und einen Meuchler gedungen. Erstaunlich nur, dass sich auch Elfen für so etwas hergaben. Bei Kentauren oder Kobolden hätte ihn das nicht gewundert. Aber Elfen …
    Er legte das Blatt zurück. Er dachte an die Fechterin, die man in einer Gasse gefunden hatte. Der Pfeil war von vorne durch ihre Brust gedrungen. Hätte man sie hinterrücks erschossen, hätte er vielleicht etwas unternommen. Aber so ging die Sache eigentlich in Ordnung. Der Gedanke an die blutüberströmte Frau weckte die Erinnerung an Roxannes Geschichten über Snorris Geburt. Wenn man ihr glauben mochte, dann war der Sturm auf die wohl verteidigte Bresche einer Festungsmauer der reinste Spaziergang im Vergleich zu dieser Geburt. Sie wäre damals fast gestorben. Gishild war Zeugin der Geburt gewesen. Und er wusste, wie viel Angst sie hatte. So wie er sie kannte, würde sie jetzt auch lieber auf einem Schlachtfeld stehen. Er sollte bei ihr sein! Aber die Frauen duldeten keinen Mann in der Nähe des Kindbetts.
    Zum Glück war Morwenna da. Sie war eine dunkle, wortkarge Gestalt. Aber Roxanne hielt große Stücke auf sie. Die Königinmutter wäre wohl gestorben, wäre Morwenna nicht in jener fernen Winternacht gekommen, um Snorri auf die Welt zu holen. Aber der Junge war so früh gestorben … Brachte
es Unglück, wenn eine Elfe ein Menschenkind auf die Welt holte? Hatte sie die Pläne der Götter durchkreuzt und Luth erzürnt?
    Es klopfte. Noch bevor er etwas sagen konnte, flog die Türe auf. Eine Magd mit blutigen Händen stand dort und wagte es nicht, über die Schwelle zu treten. Nein, es war keine Magd. Es war die Hebamme. Sie weinte! »Kommt, Herr. Kommt schnell!«

ANGST

    Es tat weh! Sie war Schmerzen gewöhnt, aber das hier war anders …
    »Atmen. Ruhig atmen.« Morwenna stand neben ihr und beobachtete sie aufmerksam.
    Gishild konnte es nicht mehr hören! Sie gab sich ja Mühe, aber es fühlte sich an, als wolle ein Kohlkopf aus ihr heraus. Die Schmerzen und dann die Gesichter der beiden Ammen … Sie blinzelte.

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