Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
sorgen. Doch aufhalten ließ sich das Heer davon nicht. Es waren nur Nadelstiche. Und Luc empfand diese Art des Kämpfens als ausgesprochen unritterlich.
Eine Schar Menschen eilte zum Ufer des Fjords. Der Ritter schwenkte das Fernrohr. Blau gewandete Priester begleiteten mehrere Familien. Auch ein paar Soldaten mit Piken und Arkebusen waren dabei. Doch sie hielten Abstand zu den anderen.
Einer der Priester watete in den Fjord hinein, bis ihm das Wasser weit über die Hüften reichte. Eine Frau folgte ihm. Als sie vor ihm stand, drückte der Priester ihren Kopf unter Wasser. Jetzt gehörte sie zur großen Herde der Tjuredkirche. Luc war froh zu sehen, dass sich aus allen Dörfern Männer und Frauen weihen ließen. Jeder, der zur Tjuredkirche übertrat, bekam verbrieft, dass sein Besitz nicht angerührt wurde. Und obendrein gab es eine Prämie von drei Goldstücken für jeden Kopf, der in den Fjord getaucht wurde. Das Gold wurde dem Familienvorstand ausgehändigt.
Die Kirche hatte aus den Fehlern in Drusna gelernt. Sie behandelte die Bewohner des Fjordlands streng, aber gerecht. Gestern am frühen Abend hatte Luc beobachtet, wie man Plünderer an einer großen Eiche am Ufer des Fjords aufgeknüpft hatte. Mehrere Regimenter hatten antreten müssen, um dabei zuzusehen.
Luc schlug sich auf die Wange. Verdammte Mücken!
»Es gibt viele Überläufer«, murrte Appanasios. »Feiglinge! «
Wer sich diesem Heerwurm nicht in den Weg stellte, war kein Feigling, dachte Luc. Er tat das einzig Vernünftige.
Schon vor einem Mond hatten erste Arbeitstrupps die Stadt verlassen. Damals waren es nur einige hundert Mann gewesen. Sie rodeten Bäume, hoben ein Straßenbett aus und schafften Sand und Schotter herbei. Sie bauten eine fünf Schritt breite gepflasterte Straße. Die Voraustrupps der Arbeiter waren inzwischen schon Meilen entfernt.
Alles dort unten geschah mit Bedacht. Das Heer rückte nur sehr langsam vorwärts, nicht mehr als zwei Meilen pro Tag. Und immer noch marschierten neue Regimenter aus den Toren Gonthabus. Es war unglaublich. Beängstigend!
Allein gestern hatten siebzehn große Schiffe im Hafen angelegt, Karracken und die neuen Karavellen. Die kleinen Küstensegler zählte Luc schon gar nicht mehr. Auch im Hafen wurde gebaut. Man schuf neue Anlegestellen und Lagerhäuser. Vor den Festungsmauern waren während des Winters zwei Ziegelbrennereien, eine große Sägemühle und etliche andere Handwerksbetriebe neu gebaut worden. Luc wusste, alles dort unten diente in irgendeiner Weise dem Krieg. Aber der Einzug der Kirchentruppen machte die Bewohner der Stadt reich. Luc war selbst ein paar Mal dort gewesen und hatte es mit eigenen Augen gesehen. Die Soldaten zahlten für alles, und sie zahlten gut.
Nur wenige Fjordländer waren nach Norden aufgebrochen, um in Firnstayn Schutz zu suchen. Wer den Heerwurm sah, der wusste, nichts und niemand konnte diese Armee aufhalten. Luc hatte lange nicht verstanden, warum die Ordenstruppen nicht schon im Frühling mit dem Angriff begonnen hatten. Doch jetzt war es ihm klar. Die Kirche zeigte ihren Stahl. Ihre ganze überwältigende Macht. Und dann zeigte sie Gold.
VON ADLERN UND LATRINEN
»Dort drüben sehe ich Lilianne. Hol sie mir her!«
Sein junger Adjutant eilte gehorsam davon, um die Ritterin vom Blutbaum aus der Schar ihrer Hauptleute zu holen. Sie mied ihn, das wusste Gilles. Aber heute würde er sich nicht darüber ärgern, entschied der Heptarch. Er war so guter Laune, dass ihn nicht einmal die lästigen Mücken verdrossen. Das Land tat ihm gut. Er war nicht ganz genesen, aber es ging ihm besser als während der Zeit im Festungshafen Rabenturm. Und es war überwältigend zu sehen, welche Kräfte die Kirche bewegen konnte. Selbst mitten im Geschehen zu sein, war doch etwas ganz anderes, als im fernen Aniscans Depeschen über den Verlauf eines Krieges zu erhalten. Hier hatte er die Macht vor Augen.
Beständig dröhnte der Marschschritt der Regimenter auf der neuen Straße. Wohin er auch sah, waren Krieger oder Priester. Und die Menschen hier waren der Kirche wohlgesonnen. Es war eine wahre Freude zuzusehen, wie sie sich im Fjord weihen ließen! Natürlich war sich Gilles darüber im Klaren, dass es bei etlichen nur Lippenbekenntnisse waren und sie heimlich weiter zu ihren Götzen beteten. Die Kirche hatte viele Jahrhunderte Erfahrung in der Missionierung. Für gewöhnlich dauerte es zwei oder drei Generationen, bis die letzten heidnischen Bräuche gänzlich
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