Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Berserker, ohne auf seine eigene Sicherheit zu achten. Dass er noch lebte, verdankte er vor allem dem Trollkönig, der ihn mit seinem riesigen Schild deckte. Die Menschen hatten entdeckt, welch kostbare Beute die beiden gemacht hatten. Arkebusenfeuer prasselte gegen den Schild des Trolls und riss große Holzsplitter von den Rändern.
Ein einzelner Krieger war bis dicht vor den Troll gestürmt.
Immer mehr Schützen feuerten ihre Waffen ab. Der Hang verschwand in beißendem Rauch. Der einzelne Krieger entzündete eine Tonkugel und warf sie in hohem Bogen über den Schild des Trolls hinweg.
Ollowain stürmte vor, so gut es ihm seine schwere Kampfrüstung erlaubte. Eine Flamme fauchte dicht vor den Füßen des Trolls auf. Orgrim wich zurück und mit ihm Farodin. Die zweite Tonkugel würde ihn jetzt genau treffen.
Ollowain sprang. Er packte sie! Triumphierend hielt er sie in die Höhe, als ein sengender Schmerz durch seine Hand fuhr. Eine Musketenkugel hatte sie durchschlagen. Die Tonkugel war zerplatzt. Schwarze Flüssigkeit spritzte dem Schwertmeister über den Arm und ins Gesicht. Der brennende Stoffstreifen, der von den Tonscherben hing, entzündete das klebrige Öl. Flammen leckten über seine Rüstung und schlugen durch sein Visier.
Einen Herzschlag lang stand der Ritter still. Er dachte an die Prophezeiung über seinen Tod. Nicht so! So sollte es nicht sein! Er zog sein Schwert. Er wollte nicht, dass die anderen ihn so sterben sahen. Elendig brennend.
Schreiend vor Wut stürmte er den Arkebusenschützen entgegen. Die Flammen blendeten ihn. Wild schwang er sein Schwert. Das Öl war durch die Spalten seiner Rüstung gedrungen. Seine Kleider brannten. Er hoffte, dass seine Gefährten
ihn nicht mehr sahen und der Pulverdampf sein Ende verhüllte.
Er strauchelte über einen Toten, brach in die Knie. Der Schmerz war unbeschreiblich. Und dann war er fort!
Eine kühle Brise schmeichelte seinen Gliedern. Obwohl das brennende Öl ihn geblendet hatte, konnte er wieder sehen. Silbernes Licht umfing ihn.
»Endlich bist du gekommen«, sagte eine Stimme, die er seit zehn Jahrhunderten nicht mehr gehört hatte und doch sofort erkannte. Lyndwyn! Sie hatte auf ihn gewartet.
NUR EINE GESCHICHTE
Gishild saß auf der Lichtung neben dem frischen Grab. Am Tag zuvor hatten sie Mandred hier bestattet. Alle Großen Albenmarks hatten ihm die letzte Ehre erwiesen. Gishild war überrascht gewesen, wie viele gekommen waren. In den Geschichten ihrer Kindheit hatte man ihn oft als ein Raubein geschildert, das am Hof der Elfenkönigin die tollsten Streiche spielte. Wenn das je Wirklichkeit gewesen war, dann hatte man ihm längst verziehen. Gewiss war er es auch gewesen, der Emerelle überzeugt hatte, den letzten Fjordländern in Albenmark eine neue Heimat zu gewähren. Ihm konnte man nichts abschlagen!
Gishild schämte sich dafür, wie sie ihn empfangen hatte. Und dann lächelte sie. Selbst ohne Füße war es ihr gelungen, den alten Haudegen einzuschüchtern. Sie waren vom
gleichen Blute gewesen. Ohne Zweifel! Und sie war stolz darauf. Was für ein Mann ihr Sohn wohl einst geworden wäre? Noch ein Kind würde sie gewiss nicht bekommen. Sie wollte keinen Mann mehr. Sie hatte gleich zwei gehabt. Und beide waren sie gut gewesen. Sie hätte Erek besser behandeln sollen. Sie sollte in Zukunft ihre Dickköpfigkeit ablegen! Warum musste sie immer erst alles verlieren, um zu erkennen, wie reich sie gewesen war?
Sie blickte auf den frischen Grabhügel. Tränen traten ihr in die Augen. Sie wusste nicht, wo man Snorri begraben hatte. Nicht einmal dieser kleine Trost war ihr gewährt. Emerelle hatte ihren großen Zauber vollendet. Zuletzt hatte es kein Blitzgewitter und Getöse gegeben. Die Albenpfade in die Welt der Menschen waren einfach verblasst, so hatte man ihr erzählt. Dahingegangen wie das letzte Abendlicht. Sie würde nie an Snorris Grab stehen!
Gishild biss sich auf die Lippen. Sie war Königin! Ihr Volk war nur noch klein, aber deshalb brauchte es sie nun umso mehr. Sie sollte die Ihren nach Norden führen. Emerelle hatte gesagt, das Land, das ihnen gehören würde, sei von Fjorden durchschnitten, so wie ihre alte Heimat. Und Trolle lebten nördlich von ihnen. Gishild lachte bitter. Immer Trolle! Die Götter gestatteten ihnen wohl nicht, ohne diese streitbaren Nachbarn zu leben.
»Nordstern?«
Sie blickte auf. Wer erlaubte sich diesen bösen Scherz mit ihr?
Zwischen zwei Birken stand eine Gestalt ganz im Weiß der Elfenritter.
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