Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Galeere der Ordensflotte. Einen halben Tag würde er verlieren, wenn er nicht bald an Bord ging.
Wieder blickte er zu dem Seemann, der in der Mitte des Raums stand. Der stämmige Kerl fühlte sich sichtlich unwohl. Er hielt eine fleckige Mütze zwischen den Fingern. Sein schwarzer Bart war mit grauen Haaren durchsetzt. Er wirkte wie jemand, der keinem Ärger aus dem Weg ging.
»Beschreib mir noch einmal die Frau«, sagte der Primarch.
Der Seemann räusperte sich. »Also hübsch war sie, bei allem, was recht ist. Ein bisschen dürr vielleicht. Aber das sind sie alle, diese Elfenfrauen. Sie war auch nicht sehr groß. Ihr Haar war braun. Locken hatte sie. Große Locken. Nicht so ein kleines Gekringel. Und man konnte merken, dass alle eine Heidenangst vor ihr …« Er stockte und sah unsicher zu Alvarez, der als einziger Zeuge anwesend war. Der Flottenmeister nickte dem Mann zu.
»Also mit der Heidenangst … Das meinte ich nicht …«
»Ja!« Honoré winkte ärgerlich ab. »Rede einfach weiter!«
Wieder blickte der Kerl zu Alvarez, so als brauche er für alles die Bestätigung des Flottenmeisters. Er war einer von siebzehn Seemännern, die das Elfenschiff auf eine Sandbank vor der Insel gesetzt hatten. Man hatte sie aus Albenmark entkommen lassen. Sogar ein Schiff hatte man ihnen gegeben. Alvarez fragte sich, warum. Eine Botschaft hatten die Männer nicht mitgebracht.
»Also diese Elfe. Sie konnte in unserer Sprache reden. Jedenfalls
hat sie mit dem jungen Ritter gesprochen, den sie als Ersten ins Wasser geschickt haben. Ein feiner Kerl war das, der schien keine Angst zu kennen. Fast hätte er es geschafft. «
»Du bist dir ganz sicher, dass er tot ist?«, fragte Honoré.
»So wahr mein Bart grau wird. Die Haie haben ihn gepackt, als er die Hand schon auf den rettenden Felsen legte. Unter das Wasser haben sie ihn gerissen. Und dann war alles voller Blut. Es ging ganz schnell.« Der Seemann erschauderte bei der Erinnerung. »Und die verdammten Heidenkinder haben gebrüllt vor Begeisterung. Nie werde ich denen das vergessen. Verdammte seelenlose Bastarde!«
»Und die Frau?« Im Grunde hatte Honoré genug gehört. Aber wider alle Vernunft hoffte er immer noch auf eine letzte Einzelheit, die seine Befürchtungen gegenstandslos werden ließ.
»Kalt wie Eis war sie. Zum Schluss hat sie was zu dem kleinen weißen Fuchsmann an ihrer Seite gesagt. Und dann ist der auch hinunter zu den Haien gesprungen. Einer von ihren eigenen Leuten!«
»Wahrscheinlich war er ein Verräter.« Dem verdammten Lutin trauerte Honoré nicht nach. Aber nun wusste er mit Sicherheit, dass Luc tot war. Und schlimmer noch, Emerelle lebte. Dutzende Male hatte er ihre Beschreibung gelesen. Es gab genug Zeugen, die die Königin der Elfen auf dem Krönungsfest von Gishilds Mutter gesehen hatten. Jenem Fest, auf welches das Massaker an den gefangenen Rittern gefolgt war. Dem Fest, bei dem die hochmütige Elfenkönigin fast ihr Schicksal ereilt hätte. Die Beschreibung des Seemanns passte zu gut. Aber er schien keine Ahnung zu haben, wer diese Elfe war.
Honoré blickte zur Sanduhr. »Du warst mir eine große Hilfe, Tomasch. Flottenmeister, ich wünsche, dass Tomasch für
seinen Mut befördert wird. Außerdem soll er eine Jahresheuer als Belohnung bekommen.«
»Das ist zu gütig, Herr. Ich …«
Honoré erhob sich. »Du hast es dir verdient. Ich bin stolz darauf, dass wir Männer wie dich in unserer Flotte haben. Nun warte bitte vor der Türe. Ich muss mit dem Flottenmeister etwas besprechen.«
»Aye …« Tomasch stockte. »Ich meine natürlich: Jawohl, mein Primarch. Ich … Da ist noch etwas. Der junge Ritter hat mir einen Brief zugesteckt, bevor er in den Tod ging. Er sagte, er sei für Gishild, seine Löwenschwester. Eine Ritterin, nehme ich an.« Seine Stimme stockte.
Honoré sah, dass der Kerl mit den Tränen rang. Was für ein sentimentaler Trottel!
»Er wollte, dass sie erfährt, dass er gekommen wäre. ›Wir sehen uns bei den Türmen von Valloncour‹, das hat er gesagt. Das sollte sie wissen.«
Der Kirchenfürst lächelte gewinnend. »Ich werde mich darum kümmern, dass der Brief und diese Worte die Ritterin erreichen. Gib ihn mir. Er ist bei mir in guten Händen.«
Tomasch griff in sein Hemd und reichte ihm einen zerknitterten Brief voller Schweißflecken. Das Siegel war nicht gebrochen.
»Du darfst nun gehen, mein Freund. Und dank dir für deinen Heldenmut. Du kannst sicher sein, dass ich dich nicht vergessen werde.«
Der
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