Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Herzen, so wie immer in all
den Jahren. Auch wenn die heiligen Bücher der Kirche nichts davon berichten, bin ich mir jetzt ganz sicher, dass ich bald wieder an deiner Seite sein werde. So habe ich es dir geschworen, meine Prinzessin. Und so soll es sein. Meine Liebe wird mich zu dir bringen. Ich bin dein Ritter. Für immer.
ZWÖLFTER BRIEF,
VERWAHRT IN EINEM WALBEINKÄSTCHEN
IN DER KAMMER DER DREI SCHLÜSSEL
IM HANDELSKONTOR ZU VALLONCOUR
OHNE AUSWEG
Alvarez erwachte mit einem Schrei. Neben ihm saß die Blonde im Bett. Sie hatte dunkle Ränder unter den Augen.
»Schlecht geschlafen, meine Schöne?« Seine Stimme klang wie das Knurren eines mürrischen Hundes. Er hatte einen üblen Geschmack im Mund und hätte am liebsten auf den Boden neben dem Bett gespuckt.
»Gar nicht«, antwortete die Blonde.
Der Flottenmeister setzte sich auf, zog die Beine an und stützte den Kopf in die Hände. Tief in seinem Schädel tobte eine Schlacht; es fühlte sich an, als feuere gerade eine Batterie schwerster Belagerungsgeschütze. Ihm war übel. Früher hatte er das Saufen besser vertragen. Er schnaubte. Früher hatte er auch getrunken, weil er Spaß daran hatte. Nicht um zu vergessen.
Die Blonde sah ihn unverwandt an, aber es war kein aufdringliches Starren. Obwohl nur ein Talglicht brannte und das unstete Licht die Spuren der Jahre verwischte, sah sie alt aus. Sie hatte viele Falten um die Augen und die Mundwinkel. Ihre Lippen waren leicht geschürzt. Sinnlich. Fordernd.
Sein Blick wanderte tiefer. Ihr Leib wirkte noch jung. Die großen Brüste waren straff und bleich wie der Mond.
Alvarez streckte sich. Er wollte hierbleiben. Sie an sich ziehen und lieben.
Tief atmete er ein und stieß einen langen Seufzer aus.
Ein Tuch lag lose um ihre Hüften. Es war von warmem Safrangelb. In der kleinen Kammer roch es nach ihrer Liebe, nach altem Schweiß und seinen Stiefeln. Und der salzige Duft des Meeres hatte sich irgendwie hereingeschlichen.
Die Läden waren vor das Fenster gezogen. Kein Grau schimmerte durch die Spalten. Ihm blieb noch ein wenig Zeit. Die Erengar würde nach der Dämmerung auslaufen, wenn die rote Sonnenkugel sich aus der See erhoben hatte. Gegen alle Regeln würde der kleine Küstensegler erst heute Morgen Proviant aufnehmen. Alvarez grinste. Sicher war der neu ernannte Kapitän der Erengar schon auf den Beinen und verfluchte ihn dafür, dass sein Schiff erst im allerletzten Augenblick mit den nötigen Vorräten versorgt wurde.
Es gehörte zu den Privilegien eines Flottenmeisters, dass er manche Regeln neu setzen oder einfach missachten konnte. Aber wie weit durfte er gehen? Wie weit musste er gehen? Alvarez wünschte sich, er wäre an Stelle des Kapitäns, der nun auf ihn fluchte.
Stechender Schmerz fuhr ihm durch den Kopf. Die Schlacht in seinem Schädel erreichte einen neuen Höhepunkt. Er legte die Hände an die Schläfen und presste, als gälte es zu verhindern, dass sein Kopf explodierte.
Die Blonde kauerte sich hinter ihn. Ihre Hände griffen in
seinen Nacken. Starke Hände. Warm. Sie begann ihn zu massieren. »Du hattest schwere Träume. Du hast oft im Schlaf geschrien.«
Alvarez konnte sich nicht an seine Träume erinnern. Er dachte daran, was es heute zu tun galt, und wünschte sich wieder, in den Schlaf flüchten zu können. Selbst wenn ihn seine Träume schreien ließen.
Sein Blick glitt zu den Fensterläden. Noch kein Grau! Ein wenig Zeit blieb ihm noch.
Es tat gut, ihre warmen Hände im Nacken zu spüren. Die Kopfschmerzen hatten nachgelassen.
»Marina«, murmelte er. Ihr Name war so plötzlich in seiner Erinnerung aufgetaucht wie ein Stück Treibholz in unruhiger See.
»Ja?«
Jetzt erinnerte er sich wieder an alles. »Hast du die Kleider geholt, um die ich dich gebeten hatte?«
»Ja, Herr.« Sie hörte auf, ihn zu massieren. »Aber sie passen nicht zu dir. Sie stinken nach Schweiß und Fisch.«
Ein ehrlicher Geruch, dachte er. Nicht wie der eines Meuchlers, der nach billigem Wein und gekaufter Liebe stank. »Liebst du mich, Marina?«
»Natürlich, mein wilder Stier.«
Er musste lächeln. Ihre Antwort kam so schnell, dass unmissverständlich war, wie sie es meinte.
»Willst du mit mir kommen, meine Liebste?«
Sie zog ihn nach hinten, so dass sein Kopf gegen ihre Schulter sank. Ihr Gesicht war jetzt ganz nah über ihm. Er spürte ihren warmen Atem. Sie hatte die Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Doch ihre Augen waren traurige, von Falten gerahmte Gruben.
»Du
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