Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
bullige Seemann errötete wie ein junges Mädchen. Seine Lippen bebten, als wolle er noch etwas sagen, dann drehte er sich abrupt um und ging mit zackigen Schritten, wie auf dem Paradeplatz, zur Tür. Als er sie hinter sich geschlossen hatte, wandte sich Honoré zu Alvarez. »Der Mann muss verschwinden! «
    Einen Herzschlag lang starrte ihn der Flottenmeister an.
Dann polterte er los. »Das kannst du nicht tun! Er ist den Elfen entkommen. Er ist ein Held. Du selbst hast das gesagt. Er …«
    »Glaubst du, die Elfen haben ihn ohne Grund ziehen lassen? Erwartest du von ihnen Gnade? Von unseren Todfeinden? Ich bitte dich, Alvarez. Die Anderen sind Meister der Täuschung und der Intrige. Glaubst du, das ändert sich, nur weil ihre Königin tot ist?« Honoré beobachtete aufmerksam das Mienenspiel seines Flottenmeisters. Ihm schien nicht klar zu sein, wen Tomasch vorhin beschrieben hatte. Plötzlich packten Honoré Zweifel. Vielleicht war er es, der sich irrte. Vielleicht sah diese Elfenfürstin Emerelle ja nur ähnlich. Man hatte die blutbesudelte Krone gefunden. Und zwei riesige, mit Pulver beladene Schiffe waren unmittelbar neben dem Krönungsschiff Emerelles explodiert. Sie konnte nicht überlebt haben! Oder hatte ihre lästerliche Zaubermacht sie selbst davor behütet? Während Roxannes Krönung war sie schließlich auch dem Mordanschlag entgangen, während der Großteil ihres Gefolges gestorben war.
    »Was weiß Tomasch, das so gefährlich ist, dass du ihn und die anderen Überlebenden verschwinden lassen willst?« Alvarez hatte es geschafft, seinen Zorn zu beherrschen. Er wirkte nun ruhiger.
    »Dieser arglose Seemann vermag unseren Sieg in Vahan Calyd in eine Niederlage zu verwandeln, wenn er dem Falschen seine Geschichte erzählt. Glaub mir, es fällt mir schwer, eine solche Ungerechtigkeit zu befehlen, aber Tomasch hält das Schicksal unseres Ordens in seinen Händen und weiß es nicht einmal. Er und die anderen müssen zum Schweigen gebracht werden! Belohne sie. Erlaube ihnen, nach Villusa zu segeln, um sich in Schenken und Hurenhäusern zu vergnügen. Und sorge dafür, dass ihr Schiff niemals sein Ziel erreicht.«

    »Warum, Honoré? Ich kann das nicht tun, ohne den Grund dafür zu kennen. Zählen denn all die Ideale unserer Ritterschaft nichts mehr?«
    Der Primarch war es müde, solchen Streit auszufechten. Er nahm eine Ledertasche mit Pergamenten von seinem Schreibtisch. Alvarez stand jetzt zwischen ihm und der Tür.
    »Wenn ich dir sage, worum es geht, Flottenmeister, dann müsste ich dich mit ihnen schicken. Bitte zwing mich nicht dazu. Die Bruderschaft des Heiligen Blutes ist klein genug. Wir können es uns nicht leisten, auch nur einen unserer Ritter zu verlieren. Vor allem keinen so erfahrenen Kapitän wie dich. Ich bitte dich, Alvarez, vertraue mir! Ich kann dieses Geheimnis nicht mit dir teilen. Wirst du meinen Befehl ausführen? «
    Der Flottenmeister antwortete nicht.
    »Alvarez! Weißt du noch, was einen Anführer ausmacht? «
    Schweigen war die Antwort.
    Honoré wusste, dass sein Ordensbruder es nicht vergessen hatte. Jeder Novize der Neuen Ritterschaft lernte es, und wer in die Bruderschaft des Heiligen Blutes aufgenommen wurde, wurde noch einmal eindringlich daran erinnert.
    »Ein Anführer, mein Freund, ist jemand, der das große Ziel niemals aus den Augen verliert. Jemand, der bereit ist, dafür alles zu opfern. Auch sich … Oder seine Ideale. Nur das Ziel zählt. Wer nicht so zu denken vermag, der sollte nicht zum Offizier aufsteigen. Er wird sich im Dickicht widersprüchlicher Loyalitäten verirren. Du weißt das, Bruder.«
    Der Flottenmeister gab ihm den Weg frei, und Honoré wusste, dass er ihm noch vertrauen konnte.
    Als er den Rabenturm verließ, blickte er auf den zerknitterten Brief, den er noch immer in der Hand hielt. Wenn er das verliebte Gestammel durch die richtigen Worte ersetzte,
könnte er vielleicht das Bündnis zwischen dem Fjordland und den Anderen zerrütten. Gishild würde es Emerelle niemals verzeihen, dass sie die Hinrichtung ihres Liebsten befohlen hatte.
    Gut, dass er Fernando an Bord der Gottesbote befohlen hatte. Vielleicht konnten sie den Brief noch bearbeiten, bevor die Galeere den Hafen verließ. Der Schreiber war schnell und geschickt. Leider wusste er zu viel. Er war zu neugierig. Auch darum musste er sich bald kümmern, dachte Honoré. In Aniscans, wenn er zu den Heptarchen zählte, würde er gewiss jemanden finden, der sich gern bei ihm beliebt machte und sich

Weitere Kostenlose Bücher