Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Gegenteil, er hatte bei der Ausstattung der Erengar so sehr übertrieben, dass eigentlich jeder hätte spüren können, dass hier etwas nicht stimmte. Der Küstensegler war mit Luxusgütern überladen wie ein heidnisches Königsgrab.
Neben der gemauerten Feuerstelle teilte ein Vorhang einen Winkel der Kajüte ab. Kleine, verblichene Blüten schmückten
den Stoff. Alvarez zog den Vorhang zur Seite. Dahinter war Platz genug für die beiden Fässer und auch für die meisten anderen Güter. Der Flottenmeister sah sich nach dem Salzfass um. »Gott vergib mir«, murmelte er, als er den dicken Korkpfropfen herauszog. Auf dem Salz lag säuberlich aufgerollt eine lange Zündschnur, daneben einige rußgeschwärzte Klumpen Bienenwachs und zuoberst ein dreikantiger Eisendorn.
Der Flottenmeister nahm den Dorn und kniete sich neben die Feuerstelle. Wie ein kleiner Turm ragte der Herd in der Kombüse auf. Er war sorgfältig aus roten Ziegelsteinen gemauert. Über dem Platz für das Feuer lag eine dicke Eisenplatte, aus der man mit einem Haken kleinere, runde Platten herausnehmen konnte.
Alvarez betrachtete das Konstrukt skeptisch. Auf die runden Öffnungen stellte man Töpfe und Pfannen. So leckten die Flammen des Feuers über ihren Boden, konnten aber nicht in die Kombüse schlagen. Diese Art von Feuerstellen war auf Schiffen ganz neu. Alvarez schüttelte den Kopf. Seiner Meinung nach sollte man es unbedingt verhindern, in einem hölzernen Schiffsrumpf ein Feuer anzuzünden.
Er beugte sich vor. Ein Stich fuhr durch sein Kreuz. Verdammte Fässer! Mit einem Seufzer beugte er sich weiter vor. Seine Hand fuhr über die Rückseite des Herds. Dort gab es einen Rauchabzug aus ineinandergesteckten Tonröhren. Seine Finger glitten über Ziegelsteine und Fugen. Als er den Ansatz für die Tonröhren ertastete, griff er nach dem Eisendorn. Die Stahlspitze knirschte über den Mörtel. Langsam und mit all seiner Kraft begann er den Dorn zu drehen.
Bald schmerzte sein Arm. Er musste sich so weit strecken, dass seine Muskeln und Sehnen überdehnt wurden. Dort, wo die Tonröhre auf das Mauerwerk traf, gab es eine breitere Fuge. Quälend langsam fraß sich der Stahl in den Mörtel. Dann endlich stieß er durch.
Alvarez räumte das Holz aus der Feuerstelle. Sie war gut gesäubert worden. Kein Ascheflöckchen lag auf den Ziegeln. Nur mit Hilfe der Laterne vermochte er das kleine Loch in der Rückwand des rußgeschwärzten Mauerwerks zu finden.
Draußen, an Deck, hörte er das Geschnatter von Enten. Der letzte Teil der Vorräte wurde an Bord gebracht: Holzkäfige mit Frischfleisch. Er musste sich beeilen.
Alvarez nahm die Zündschnur, kappte sie in der Mitte und schob die beiden Stränge durch das Loch, das er mit dem Dorn gebohrt hatte. Dann schichtete er sorgfältig das Holz in der Feuerstelle, so dass es leicht mit einem Kiem zu entzünden war. Vorsichtig schob er die beiden Fässer in die Ecke neben der Feuerstelle. Dabei achtete er darauf, dass die Seite, auf die mit Kreide ein großes P geschrieben war, nach vorne gedreht stand. Kein Koch würde an Pökelfleisch gehen, so lange er genügend Frischfleisch zur Verfügung hatte.
Alvarez zog die kleinen Korken aus den Fassdeckeln und führte die Zündschnüre tief in das Schwarzpulver. Es waren schnell brennende Lunten. Selbst wenn der Koch das leise Zischen der Zündschnüre bemerken sollte, wäre es in diesem Augenblick schon zu spät. Sie brauchten keine fünf Herzschläge, um bis zum Pulver hinabzubrennen.
Er nahm zwei der geschwärzten Wachsklumpen und knetete sie in seinen Händen, bis sie weich waren. Dann stopfte er sie in die Korklöcher der Fässer, so dass die Zündschnüre verkeilt waren und nicht mehr herausrutschen konnten.
Alvarez seufzte. Jetzt war er also vom Ritter zum Henker geworden. Und er wusste nicht einmal, was die Männer verbrochen hatten, die durch sein Werk sterben sollten.
Doch es war zu spät für Reue. Er hatte sich Honoré gefügt. An Bord war das Geschnatter der Enten leiser geworden. Wahrscheinlich waren längst alle Käfige an Bord. Er sollte sich beeilen! Alvarez zurrte die beiden Fässer fest und begann
gewissenhaft, die übrigen Vorräte zu verstauen. Einen Teil der Säcke stapelte er über den Fässern und sicherte sie mit Frachtnetzen. Nachdenklich musterte er sein Werk. Die Zündschnüre waren nicht mehr zu sehen. Er zog den Vorhang zu.
Das Salzfass stellte er in eine Truhe, die fest an die Wand genagelt war. Zwei weitere Truhen füllte er mit
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