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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gebackenen Broten in die Stube und überlagerte den Gestank der vergangenen Nacht. Dem Flottenmeister lief das Wasser im Mund zusammen. Er würde kaum mehr als eine Stunde brauchen, um sein mörderisches Tagwerk zu verrichten. Dann wollte er zurückkehren und von dem frischen Brot kosten. Wenn er noch Appetit darauf hatte. Er trat aus der Schenke und machte sich auf den Weg zu den Speicherhäusern.

GEBORGTE ZEIT

    Der Morgen war kühl. Alvarez stieg über eine Lache von Erbrochenem hinweg. Er vermied es hinzusehen. Sein Blick schweifte über die Eingänge der kleinen Läden, die die Gasse säumten. Nirgends lagen Betrunkene. Die Nachtwache hatte gute Arbeit geleistet! Rabenturm war immer noch ein Festungshafen und kein riesiges Bordell, auch wenn es nachts so aussehen mochte.
    Es war keine gute Idee von Honoré gewesen, Tausenden von Soldaten und Seeleuten zu verbieten, die winzige Insel zu verlassen. Langeweile konnte der Moral einer Armee genauso schaden wie eine verlorene Schlacht. Das musste sich ändern! Er sollte ein großes Manöver befehlen. Die Männer schwitzen lassen. Ihnen wieder eine Aufgabe geben.
    Der Flottenmeister bog in die Speichergasse ein. Wie eine Mauer erhoben sich die schmalen, viele Stockwerke hohen Lagerhäuser. Hinter ihren Giebeln färbte das Zwielicht der einsetzenden Dämmerung den Himmel grau. Die Rückfront der Speicherhäuser lag zum Hafen hin, damit die Frachtschiffe unterhalb der Flaschenzüge in den Giebeln anlegen konnten, um ihre Ladung zu löschen. So war es unnötig, Heerscharen von Schauerleuten zu unterhalten, die ganze Schiffsfrachten auf ihrem Rücken aus den Laderäumen über lange Landungsstege hin zu den Lagerhäusern schleppten.
    Der ganze Hafen war gut geplant, dachte Alvarez stolz. Er war ein einziger, klarer Entwurf, der allein den Landmarken und den Gesetzen der Logik gefolgt war. Nicht wie andere Häfen, die in Jahrhunderten wuchsen. Hier hatten nicht Gier, alte Verpflichtungen, Platz- und Geldmangel die Lage der Gebäude
bestimmt. Hier war alles so geordnet, wie es dem besten Nutzen diente. Alvarez hatte in seinem Leben schon weit mehr als hundert Häfen gesehen. Von Iskendria, wiederauferstanden aus Ruinen, über Marcilla, wo man ihm sein Schiff hatte stehlen wollen, bis hin zu Paulsburg oder Vilussa, den großen Flottenstützpunkten im eroberten Drusna.
    Abgesehen von dem alten Festungsturm, in dem einst Drustan seine einsame Wacht gehalten hatte, war keines der roten Ziegelgebäude hier älter als acht Jahre. Der Festungshafen zeigte auf eindrucksvolle Weise, was möglich war, wenn die Kraft der Neuen Ritterschaft in eine einzige, große Aufgabe floss.
    »Heh, Kerl! Steh nicht rum und halt Maulaffen feil!«, dröhnte eine Bassstimme durch die Gasse.
    Eine untersetzte Gestalt trat aus dem Schatten der Speicherhäuser. Krücke und Holzbein klapperten im Takt auf dem Pflaster. Bruder Justin! Sie beide kannten sich schon lange, auch wenn sie es sich an diesem Morgen nicht würden anmerken lassen. Justin war mit ihm einst in Valloncour in einer Lanze gewesen. Nichts erinnerte heute mehr an den drahtigen Burschen, den besten Schwimmer seines Jahrgangs. Ein Trollberserker hatte Justin zum Krüppel gemacht. Jetzt gehörte er zu den Gevierten des Ordens. Er war der oberste Verwalter der Speicherhäuser in Rabenturm.
    Die sieben Jahre gemeinsamer Erziehung in Valloncour hatten sie zu Brüdern gemacht. Justin hatte keine Fragen gestellt, als Alvarez ihm anvertraut hatte, dass er sich an diesem Morgen unter die Schauerleute mischen würde, die die Erengar beluden. Und er hatte auch nicht wissen wollen, warum kein anderer als Alvarez die beiden Fässchen mit Pökelfleisch in die kleine Kombüse des Küstenseglers tragen durfte.
    »Wartest du auf eine Einladung zum Tanz, mein Fräulein? «

    Aus dem Schatten der Lagerhäuser drang Gelächter.
    Alvarez beeilte sich. Er durfte nicht auffallen. Niemand sollte ihn zu genau ansehen. Gewiss würde keiner den Flottenmeister des Ordens unter einer Gruppe von Lastenträgern vermuten, aber dennoch galt es vorsichtig zu sein.
    Die anderen Männer warteten bei einer rot und weiß gestrichenen Pforte. Sie grinsten ihn an.
    Alvarez hielt den Kopf gesenkt und murmelte, dass es viel zu früh für gottgefällige Arbeit sei.
    Justin sperrte die Pforte auf und entzündete eine Laterne. Das Licht reichte gerade aus, um den Stapel aus Säcken, Fässern und Kisten, der dicht hinter der Pforte lag, der Finsternis der Lagerhalle zu

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