Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
zurück. Auf dem polierten Holz der Tischplatte lagen sieben weiße Pfeile mit silbernen Spitzen. Auf jedem Pfeilschaft stand in geschwungenen roten Linien ein kurzer Schriftzug.
»Die Zeit drängt. Du musst sieben Menschenkinder für mich töten. Jedes von ihnen hat die Macht, das Netz der goldenen Pfade zu zerreißen und einen Weg nach Albenmark zu öffnen. Sie sind die Leitwölfe des Menschenrudels. Männer und Frauen, die unversöhnlich unseren Tod herbeiwünschen. Man kann nicht mit ihnen reden. Wenn du sie tötest, dann wird Albenmark gerettet sein.«
Fingayn trat an den Tisch. Jetzt sah er, dass Namen auf den Pfeilen standen. Zwei von ihnen waren ihm vertraut. Einer gehörte einem Krieger, über den er nur Gutes gehört hatte.
»Und das Fjordland?«, fragte der Bogenschütze schließlich.
Die Königin blieb ihm eine Antwort schuldig.
DER VERRÄTER
Alvarez wich vor dem stämmigen Seemann zurück, als dieser sich zu ihm umdrehte.
Tomasch hielt ein bauchiges, gelbes Keramikfläschchen in der Hand. »Such dir jemanden, der dir das in die Schultern massiert. Du hast ja gelitten wie der heilige Romuald, als die Heiden seine Glieder auf das Rad flochten. Warum hat der Mistkerl von einem Ritter ausgerechnet dich die Fässer schleppen lassen?«
»Er mag mich wohl nicht«, entgegnete Alvarez knapp. Er hielt den Kopf jetzt wieder gesenkt. War es möglich, dass Tomasch ihn nicht wiedererkannt hatte? Mit einem dankbaren Nicken nahm er das Fläschchen an und zog mit den Zähnen den Korken heraus. Misstrauisch schnupperte er. »Das ist ja Teebaumöl! Das ist ein Vermögen wert! Das kann ich nicht …«
Tomasch winkte ab, als er ihm das Fläschchen zurückgeben wollte. »Tjured hat mich so reich beschenkt, dass es an der Zeit ist, andere an meinem Glück teilhaben zu lassen. Weißt du, vor ein paar Tagen noch war ich ein Gefangener der Anderen und musste mit ansehen, wie unsere tapfersten Ritter Meeresungeheuern zum Fraß vorgeworfen wurden. Ich
dachte, mein letztes Stündchen hätte geschlagen. Und jetzt bin ich frei. Und ich bin auf einem schönen Schiff, voll beladen mit dem besten Essen. Ich habe die Taschen voller Silbermünzen und vom Primarchen selbst den Befehl, mich in Villusa zu vergnügen, während die ganze Flotte hier am Rabenturm angekettet liegt.« Tomasch strahlte ihn an. »Gott liebt mich!«
Alvarez musste schlucken. Er blickte zu den beiden Fässern. Am liebsten wäre er wortlos davongelaufen.
»Ich möchte etwas von meinem Glück weitergeben, Kamerad. Dann wird es mir erhalten bleiben.«
Der Flottenmeister steckte den Korken auf das Fläschchen mit dem Teebaumöl und wandte sich zum Gehen. Er war kein Henker, dachte er bitter. Die vollstreckten Urteile, die aufgrund gerechter Gesetze gefällt worden waren. Was die Männer auf dem Schiff verbrochen haben mochten, wusste er nicht. Sie hatten sich ganz sicher nicht wissentlich gegen den Orden gestellt! Wenn er sie tötete, dann war er nicht mehr als ein gemeiner Meuchler.
Abrupt drehte er sich um. Lieber wollte er ein Verräter sein! »Kennst du mich, Tomasch?«
Der Seemann sah ihn verblüfft an. »Woher weißt du meinen Namen? Du …« Tomaschs Augen weiteten sich. Erschrocken kniete er nieder. »Verzeih, Herr! Diese Kleider … Die niedere Arbeit … Ich habe dich nicht erkannt.«
»Hol mir deinen Kapitän«, sagte der Flottenmeister mit ruhiger Stimme.
»Ja, Herr! Sofort!« Tomasch drängte sich an ihm vorbei, den engen Aufstieg aus der Kajüte hinauf, und war dabei ängstlich darauf bedacht, ihn nicht zu berühren.
Alvarez betrachtete die beiden Fässchen. Wie sollte er erzählen, was er getan hatte? Wie sagte man, dass man sich als Mörder eingeschlichen hatte und nur eine Laune des Schicksals
schuld daran war, dass man Abstand von diesem Vorhaben nahm? Hätte Tomasch ihn nicht noch einmal an Bord geholt …
Als der Kapitän kam, musterte dieser ihn voller Misstrauen. »Warum kommst du in dieser Maske an Bord meines Schiffs?«, fragte er ohne Umschweife.
»Ich war hier, um sicherzugehen, dass dieses Schiff niemals Villusa erreicht. Du und deine Männer, ihr solltet sterben. Die beiden Fässer dort sind mit Pulver gefüllt. In der Feuerstelle liegt eine Lunte.«
Statt Fragen zu stellen, kniete der Kapitän vor der Feuerstelle nieder und räumte das Holz heraus. Alvarez konnte sehen, wie der junge Seeoffizier eine Gänsehaut bekam. Als er sich umdrehte, war er leichenblass. »Warum?«
»Ihr müsst etwas gesehen haben in Albenmark«,
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