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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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würde aufgedeckt werden.

    Dennoch war Alvarez das Herz so weit wie an jenem Tag, als er die goldenen Sporen erhalten hatte. Er war ein Ritter und kein Mörder!

DER TRÄUMER

    Aruna hielt den Kopf des Schläfers hoch, so dass er kein Wasser schluckte, wenn er sprach. Seine Haut war weiß geworden in der langen Gefangenschaft. Nicht einmal für eine Stunde hatte er die Gewölbe tief unter dem Turm der mondbleichen Blüten verlassen. Nur das Licht der Barinsteine hatte ihn berührt, und selbst dies hatte ein Dickicht aus Seerosenblättern durchdringen müssen, um tief im dunklen Wasser den jungen Ritter zu finden. Doch der Menschensohn hatte weit mehr verloren als die Farbe, die ihm die Sommer seiner Welt ins Gesicht gebrannt hatten. So viel mehr!
    Unruhig bewegten sich seine Augen unter den zusammengewachsenen Lidern. Er träumte seit so vielen Tagen, ohne erwachen zu können. Seit Aruna ihn in die Tiefe gezogen und jene Ziege losgelassen hatte, die an seiner Stelle sterben sollte. Inmitten der Blutwolken im Wasser hatte Aruna den Menschensohn geküsst. Und die Magie dieses Kusses hatte ihn vor dem Ertrinken bewahrt.
    »Erzähl mir von der runden Kammer mit dem Baum wie Blut auf dem Boden!« Uravashis Stimme war so lockend und unwiderstehlich wie ihr ebenmäßiger Leib und ihr vollkommenes Antlitz. Sie galt als die schönste unter den Apsaras,
und sie war ihre Fürstin. So sehr Aruna verabscheute, was dem Jungen angetan wurde, so wenig vermochte sie Uravashi zu widersprechen. Ein Lächeln der Fürstin genügte, und Arunas Zorn verging, so wie das Blut der Ziege im Wasser des Hafens vergangen war, noch bevor Aruna mit dem Menschensohn den Turm der mondbleichen Blüten erreicht hatte.
    »Erzähl mir von deinen Brüdern und Schwestern in den Nischen«, verlangte die lockende Stimme. »Von dem Einäugigen und dem Mann mit dem Krückstock. Und den anderen. Wer waren die anderen?«
    »Es gab einen, der immer den Geruch des Meeres mit sich trug«, antwortete die Stimme des Schläfers. Er sprach langsam, als müsse seine Zunge nach den Silben suchen. »Alvarez de Alba! Seine Stimme war mir wohl vertraut. So oft hatte sie zu mir von den Winden und der See gesprochen.«
    »Du hast mir von einer Schwester Gerona erzählt. Welche Zeichen trägt sie auf ihrem Wappenschild?«
    »Den Turm«, entgegnete der Junge, »er ist das Zeichen ihrer Lanze. Und den Blutbaum als das Symbol unseres Ordens und des Geheimnisses der Bruderschaft. Über Turm und Blutbaum liegt ein Pulverhorn, denn sie ist eine Meisterin unter den Schützen.«
    »Wer war noch in den Schatten?«
    Aruna kannte längst alle Namen. Sieben waren es. Mehr als einen Mond lang hatten sie ihm keinen neuen Namen mehr entlocken können. Der junge Ritter war ein guter Beobachter gewesen. Trotz der Vorsichtsmaßnahmen der Bruderschaft hatte er sie alle erkannt. Selbst Emerelle hatte ihm bei ihren Verhören nicht mehr entlocken können.
    Voller Traurigkeit blickte die Apsara in das bleiche Antlitz. Sie hatten ihm all seine Geheimnisse entrissen. Aruna wusste, was für ein treues Herz der Junge hatte. Sie konnte
es schlagen fühlen. Sie war eins mit ihm. Sie aß und trank für ihn. Sie nahm das Gift aus seinem Blut, das auch ihr Blut geworden war. Niemals hätte er diese Namen freiwillig verraten. Nicht einmal, wenn sie ihm mit glühenden Zangen die Finger abgerissen hätten. Doch wie sollte ein Schläfer Uravashi und Emerelle widerstehen? Er war nicht mehr Herr seines Willens. Er sollte nicht um den Verrat wissen, den er begangen hatte.
    War es gnädig, ihn in dem Glauben zu lassen, reinen Herzens zu sein? Oft hatte Aruna gewünscht, er sei wie seine Gefährten im Hafenbecken gestorben. Zerrissen von den Ungeheuern des Meeres, die sie mit ihren Bluttaten in den Hafen Vahan Calyds gelockt hatten. Das wäre gerecht gewesen. Doch das hier …
    »Wovon träumt er, Aruna?« Die Stimme drang durch den Nebel, der über dem Wasser trieb. Sie schmeichelte dem Ohr und machte die Zunge begierig, sich zu fügen, so wie Moschusduft der Nase schmeichelte und andere, tiefere Begierden weckte.
    Uravashis Hand streifte Arunas Arm. Eine zarte Berührung, sinnlich und lockend. Kurz sah sie das Antlitz ihrer Fürstin. Ihre Augen waren blau wie die ferne Lotussee.
    »Er träumt von seiner Geliebten, die ihm am Hochzeitstag genommen wurde. Fast immer träumt er von ihr. Die runde Kammer sehe ich nie in seinen Träumen.«
    »Ein romantisches Herz«, spottete Uravashi. Dann wurde ihre Stimme

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