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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Fernando. Welche dringenden Geschäfte der Primarch dort zu erledigen hatte, war ihm nicht bekannt. Aber es musste sehr wichtig sein. Die Verzögerung ließ Honoré mit jedem Tag übellauniger werden. Fernando kannte den Primarchen nun schon viele Jahre, aber in so gereizter Stimmung hatte er ihn noch nie erlebt. Gott allein wusste, an wem der Primarch bald seine üble Laune auslassen würde.
    Fernando schlief schon lange nicht mehr gut. Er war nur in wenige Geheimnisse Honorés eingeweiht. Er wusste um die gefälschten Briefe, die Luc und Gishild erhalten hatten, und um ein paar andere Fälschungen, mit denen der Primarch der Ritterschaft vom Aschenbaum zugesetzt hatte. War das schon zu viel? Wahrscheinlich. Honoré war niemand, der es auf Dauer duldete, dass man Geheimnisse mit ihm teilte. Der Schreiber war sich sicher, dass er mit seinem Wissen nicht lebend den Dienst für die Neue Ritterschaft aufgeben könnte. Zumindest würde er es nicht lange überleben, wenn er dem Orden den Rücken kehrte.
    Fernando dachte an Tomasin, den Wächter der Raben, der in der Nacht vor dem Angriff auf die Ordensburg in Valloncour so unglücklich von einer Treppe gestürzt war, dass er sich das Genick gebrochen hatte. Fernando hatte Tomasin gemocht. Der Ritter war zwar ein wenig einfältig gewesen, aber er hatte ein aufrichtiges Herz gehabt. Mit ihm hatte man gut schwatzen können, ohne sich um jedes Wort, das gesprochen wurde, nachträglich Sorgen machen zu müssen.
    Wer Honoré nahestand, der tat gut daran, seine Worte wohl abzuwägen. Oft hatte Fernando darüber nachgesonnen, wie günstig Tomasins tragischer Unfall für Honoré gewesen war. Der Wächter der Raben hatte keine Warnung mehr an den
alten Primarchen Leon schicken können. Leon war während der Kämpfe um die Ordensburg ums Leben gekommen. In der Folge war Honoré zum Primarchen aufgestiegen, und das nicht zuletzt auch deswegen, weil er die Verstärkungen, durch die die Elfen zurückgeschlagen worden waren, zur Ordensburg geführt hatte. Vielleicht war all das ja nur ein glücklicher Zufall.
    Manchmal fragte sich Fernando, ob es auch andere gab, die darüber grübelten, wie außergewöhnlich günstig sich Tomasins Unfall für Honoré ausgewirkt hatte. Doch selbst wenn es diese anderen gab, dann waren sie so wie er und wagten es nicht, offen über Honorés Glück zu sprechen.
    Eine Böe ließ die Galeere erbeben. Der Schreiber dachte an die zwölf sarggroßen, eisenbeschlagenen Truhen, die unter seiner Aufsicht in aller Heimlichkeit an Bord gebracht worden waren. Er hatte es in den Truhen klirren gehört. Sie waren gewiss bis zum Rand mit den Schätzen Albenmarks gefüllt. Ein Vermögen, groß genug, um sich ein kleines Königreich zu kaufen. Was plante Honoré?
    Er hatte einen Teil der Aufzeichnungen Honorés geführt, dachte der Schreiber beklommen. Der Primarch war geradezu besessen davon, über alles und jeden Buch zu führen. Fernando hatte vor der Reise eine Liste mit den Namen hoher Würdenträger aus Aniscans gesehen, die Honoré für korrupt oder zumindest erpressbar hielt. Er hatte viel zu viele der Papiere Honorés gesehen. Es war ein Wunder, dass er noch lebte. Einzig die Listen mit den Namen der Spitzel hatte der Primarch ihm stets vorenthalten. Der Schreiber lächelte flüchtig. Dann packte ihn wieder die Angst. War es womöglich ein Zeichen, dass er die Liste mit den korrupten Namen aus Aniscans hatte sehen dürfen? Ein Zeichen dafür, dass seine Tage gezählt waren? Was für einen Unfall würde er wohl haben? Bei stürmischer See über Bord gespült zu werden?

    Das Heulen des Windes jagte Fernando Schauder über den Rücken. Er blickte hinab zu den schmalen Luftschlitzen im Deckel der Blendlaterne, die neben der Tjuredhammer stand. Der gedämpfte Lichtschein reichte gerade aus, um zwei der Figuren auf dem verschnörkelten Schmuckband des Kanonenrohrs der Dunkelheit zu entreißen: einen Ordensritter, der den Fuß auf die Brust eines gestürzten Heidenkriegers setzte und mit beiden Händen seinen Kriegshammer zum tödlichen Schlag hob.
    Fernando tastete nach dem Hammer, der unter dem Umhang verborgen in seinem Gürtel steckte. Wollte Tjured ihm ein Zeichen geben?
    Der Schreiber hörte den Schritt der Wache auf der Treppe, die zum Hauptdeck hinabführte. Im tosenden Regen war das Geräusch kaum wahrzunehmen. Er hob den Umhang schützend über die Blendlaterne, um den matten Lichtschein zu verbergen.
    »Gut so«, raunte Alfonsin.
    Die Schritte des Wächters

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