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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nachdem er die goldenen Sporen erhalten hatte. Damals war er im Gefolge des alten Primarchen Leon gereist. Die meisten Ritter kamen niemals
hierher. Die innere Stadt war das Herz der Kirche. Hier wurde über die Geschicke der Welt entschieden.
    Der Primarch drehte sich im Sattel und blickte zu den zwölf eisenbeschlagenen Kisten, die vom Fußvolk getragen wurden. Wie überall, wo es um Macht ging, regierte das Geld. Er würde Aniscans nicht mehr verlassen. Er würde sich den Thron eines Heptarchen kaufen. Das war gewiss keine Ruhmestat. Aber wenn es um Macht ging, war es klüger, einen gewissen Pragmatismus an den Tag zu legen. Wahrscheinlich ahnten die Heptarchen etwas von seinen Absichten. Ob Nachrichten über die Taten seiner Flotte Aniscans erreicht hatten? Verärgert dachte er daran, wie lange die Reise gedauert hatte. Und an den Zwischenfall in Antkerk. Einer der Ruderer hatte sich davongemacht und war offenbar bei einem Streit um eine Hure erstochen worden. In derselben Nacht war der Richtschütze der Gotteshammer spurlos verschwunden. Hatten die Ereignisse miteinander zu tun? Gab es einen Verräter an Bord? Er hatte viel Zeit gehabt, während der Reise darüber zu brüten.
    Warum war niemand hier, um ihn willkommen zu heißen? Honoré mahnte sich zur Ruhe. Er hatte einen gewissen Ruf, der gewiss bis nach Aniscans gedrungen war. Wahrscheinlich beunruhigte sein unangekündigtes Erscheinen die Heptarchen. Aber wenn er ihnen die Krone und die Schätze Albenmarks zu Füßen legte, dann würden sie mit fliegenden Fahnen in sein Lager wechseln. Nichts zerstreute Bedenken so schnell und nachhaltig wie ein angemessen großes Geschenk. Und die Schätze, die er brachte, überstiegen das Vorstellungsvermögen von Kirchendienern, die niemals die Pracht Albenmarks gesehen hatten. Sie würden geblendet sein. Und sie würden ihm begeistert folgen, denn in der Welt der Anderen warteten noch unendlich viel mehr Schätze.
    Auf pfeilgerader Straße durchquerte die Kolonne die Außenbezirke
der Priesterstadt. Das Klappern der Hufe und der Marschtritt genagelter Stiefel waren das einzige Geräusch, das sie begleitete.
    Weit vor ihnen spannte sich in Marmor und Gold der Triumphbogen, der von den größten Siegen der Kirche kündete. Er wurde flankiert von den Tempeltürmen des heiligen Jules, der kurz nach dem Tod Guillaumes die Kirche reformiert hatte, und des heiligen Michel, der den Ritterorden vom Aschenbaum begründet hatte. Sie hatten die Tjuredkirche verändert wie kein Priester seither. Eines Tages würde dort ein Tempelturm für den heiligen Honoré errichtet werden. Jahrhunderte des Erfolges hatten die Kirche starr und selbstgefällig werden lassen. Kleinliche Intrigen beraubten sie ihrer Macht. Jede Reform wurde durch endlose Beratungen verwässert. Er aber würde sie auf einen neuen Weg führen und den Glanz der Epoche von Jules und Michel wieder aufleben lassen.
    Vor dem Triumphbogen lag der Platz der himmlischen Weisheit. Er wurde eingefasst vom Mausoleum der Gotteshelden auf seiner Linken und dem Totenturm der Tausend Erlesenen. Dort ruhten die Gebeine aller dahingeschiedenen Heptarchen und anderer hervorragender Kirchenfürsten. Der weiße Bau, der sich in Spiralen dem Himmel entgegenstreckte, erinnerte an das Gehäuse eines Wanderkrebses aus dem südlichen Meer. Der Turm wurde gekrönt von einer stilisierten Flamme aus gehämmertem Gold, in der sich das Morgenlicht brach.
    Das Mausoleum auf der anderen Seite des Platzes war ein Wald von Säulen. Sie waren aus Porphyr gehauen, den man aus der Wüste südlich Iskendrias nach Aniscans geschafft hatte. Es hieß, manche stammten auch von den Tempeln und Palästen der Ketzerstadt des Gottes Balbar, die einst von den Rittern vom Aschenbaum erstürmt worden war. Eingefasst von goldenen Kapitellen, auf denen Juwelen aus Hunderten
eroberten Städten funkelten, war für jeden Heiligen dort eine Säule gesetzt. Es war ein seltsamer Bau ohne Decken und von verwirrender Ordnung. Kaum jemand schaffte es, sich nicht zu verlaufen, wenn er in den Wald blutroter Säulen trat. Sie standen so dicht und verschieden gestaffelt, dass man nicht weit hineinschauen konnte. Inmitten dieses Säulenplatzes wurden auf einem Podest aus Jade, gebettet in einen Sarkophag aus reinstem Bergkristall, die verkohlten Gebeine des heiligen Guillaume ausgestellt.
    Honoré führte seine Auserwählten über den Platz hin zum Triumphbogen. Seine Augen flogen über die Namen jener Stätten, an denen die Kirche

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