Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Triumphbogen erschien ein einzelner Reiter. Langes weißes Haar fiel ihm offen auf die Schultern. Er trug den geschwärzten Halbharnisch eines Pistoliers. Um die Hüften war eine goldbestickte, dunkelblaue Schärpe
geschlungen. Es war Tarquinon, der Großmeister des Ordens vom Schattenbaum.
»Honoré, Primarch der Neuen Ritterschaft, ich klage dich des Hochverrats an der Kirche an.«
Dem Primarchen verschlug es die Sprache. Das war grotesk!
»Ritterbrüder, legt eure Waffen nieder«, forderte Tarquinon. »Ich bin mir sicher, die meisten von euch sind ehrenhaft, und ihr wisst nicht, auf welch schändliche Weise ihr von eurem Primarchen für dessen ketzerisches Treiben missbraucht wurdet.«
Honoré war sich seiner Ritterbrüder sicher. Keiner von ihnen würde sich fügen.
»Euer Primarch plante die Ermordung der Heptarchen. Der Großmeister war in die Pläne eingeweiht. Heute sollte die Übergabe eines gewaltigen Goldschatzes an die Mitverschwörer stattfinden. Die Hauptleute von zwei Einheiten der Tempelgarden, verschiedene Komture und hohe Würdenträger der Kirche waren eingeweiht. Das Gold ist in jenen Kisten dort!«
»Das ist eine Intrige des Aschenbaums!«, rief Honoré. Sein Mund war trocken. Ihm war klar, was diese Vorwürfe bedeuteten.
»Den Heptarchen liegt ein Brief mit dem Siegel eures Primarchen vor. Dort sind seine Mitverschwörer genannt. Er enthält für jeden genaue Anweisungen, welche Schritte am Tag eurer Ankunft zu unternehmen seien. Dem Tag, an dem die ruhmreichen Heptarchen von Aniscans niedergemetzelt werden sollten, um die Machtgier eures Primarchen zu stillen, der fortan allein die Geschicke der Kirche lenken wollte.«
»Ergreift Tarquinon, Männer! Er will euch den Lorbeer des Sieges in Vahan Calyd stehlen.«
Die Vorderseite des Podests klappte hoch. Knochenklopfer
wurden vorgeschoben. Ein dritter Fanfarenstoß rief Arkebusiere und voll gewappnete Ordensritter herbei. Sie hatten sich im Säulenlabyrinth des Mausoleums verborgen.
»Schützt den Primarchen!«, rief Miguel de Tosa und sprang aus dem Sattel. Ein Teil der Reiter schwenkte ab und preschte in Richtung des Triumphbogens vor, um Tarquinon zu ergreifen.
Im selben Augenblick erbebte das Podest unter Honorés Füßen. Die Orgelgeschütze begannen ihr mörderisches Werk. Schwere Bleikugeln fetzten durch die Reihen der Ehrengarde.
Hinter dem Fahnenwald erklang Hufschlag. Eine Abteilung Pistoliere erschien.
Trotz des tödlichen Feuers hielten immer noch einige Reiter auf Tarquinon zu. Der Großmeister zog seine Sattelpistolen und zielte ruhig. Er hielt die Waffe tief. Flammen und Rauch schlugen aus der Mündung. Das Pferd des vordersten Reiters strauchelte und schlitterte über das glatte Pflaster aus Vulkanglas.
Honoré fluchte. Tarquinon war ein Ränkeschmied, der sein halbes Leben in Aniscans verbracht hatte, aber auch er war einmal zum Ritter ausgebildet worden, und natürlich machte er nicht den Fehler, auf die Reiter zu zielen, an deren Rüstung die Kugel mit hoher Wahrscheinlichkeit abprallen würde.
Der Primarch blickte über den weiten Platz. Ihm war klar, dass seine Männer niedergemetzelt werden würden. Er war zu zuversichtlich gewesen. Zu sehr gefangen in seinen Träumen von einer neuen Kirche, die er nach seinen Idealen aufbauen wollte. Er hätte vorsichtiger sein müssen. Jetzt gab es nur noch eine allerletzte Hoffnung, die Katastrophe abzuwenden. Tarquinon musste sterben! Wenn er den Großmeister vom Aschenbaum tötete und sich dann sofort ergab, dann könnte er alles zum Guten wenden. Der Ruhm seiner Taten
in Albenmark würde alle Intrigen zu Asche werden lassen. Und er allein wusste, wie die unsichtbaren, magischen Mauern Albenmarks niedergerissen werden konnten, damit Gottes Heerscharen die letzten Schlachten in der Welt der Anderen ausfechten mochten. Auf dieses Wissen würden die Heptarchen niemals verzichten wollen.
Eine Arkebusensalve streckte die Ritter nieder, die auf Tarquinon zupreschten.
Honoré lief zum Ende des hölzernen Podests. Dort stand ein großer, grauer Hengst, der seinen Reiter verloren und sich in den toten Winkel der Knochenklopfer geflüchtet hatte. Mit einem Satz sprang der Primarch in den Sattel. Eine Oberschenkelkachel seiner Rüstung verschob sich unglücklich und bohrte sich unter seinen Kürass, als er hart aufsaß. Trotz des Lederwamses, das ihn schützte, schnitt die Stahlkante knapp oberhalb seiner Leiste ins Fleisch. Der Schmerz war so überwältigend, dass gleißende
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