Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Lichtpunkte vor seinen Augen tanzten.
Der Graue stieg erschrocken. Sein Wiehern ging im Donnern der Knochenklopfer unter. Der beißende, schweflige Geschmack des Pulverrauchs brannte auf Honorés Lippen. Seine Rechte schnellte vor. Geblendet vermochte er die Zügel nicht zu packen. Seine Finger krallten sich in die Mähne des Schlachtrosses.
Der Pulverqualm schützte seine überlebenden Ritter und Soldaten vor den Arkebusenschützen, die aufs Geratewohl in die wogenden Rauchwolken feuerten. Noch immer benommen, riss Honoré den großen Hengst herum. Seine Füße fanden die Steigbügel. Er zog sein Rapier. Auch er war zum Ritter ausgebildet und hatte nicht vergessen, wie man kämpfte. Er musste Tarquinon finden und töten!
Die eisenbeschlagenen Hufe des Grauen schlitterten über den spiegelglatten Boden. Überall lagen schreiende Männer
und verendende Pferde. Seine stolze Schar aus strahlenden Rittern verreckte in einem Albtraum aus Blut und Rauch. Flüchtig sah er Fernando, der sich zu Boden geworfen hatte und die Hände schützend über den Kopf hielt.
Honoré schrie seinen Zorn heraus. Er rief den Namen des Großmeisters. »Tarquinon! Tarquinon!« Gott hatte ihn auserwählt und nicht diesen verfluchten Speichellecker, der sein halbes Leben vor den Thronen der Heptarchen gebuckelt hatte. Tjured hatte ihn auf wunderbare Weise geheilt und ihm zum Geschenk die Mauer zwischen den Welten zerrissen. Es konnte nicht sein, dass all dies hier endete. Das war unmöglich Gottes Plan.
Der Primarch entdeckte den Großmeister. Tarquinon hatte sein Schlachtross gezügelt und lud im Sattel sitzend eine seiner Radschlosspistolen nach.
Honoré hob sein Rapier. Es war keine Waffe für den Kampf zu Pferd, doch wenn er Tarquinon überraschte, mochte ihm im ersten Angriff ein tödlicher Stich gelingen. Er gab dem Grauen die Sporen. Das Tier preschte über den glatten Boden. Noch fünfzehn Schritt.
Eine Musketenkugel verfehlte Honoré so knapp, dass er trotz des Schlachtenlärms den pfeifenden Ton wahrnahm, als sie dicht an seinem Kopf vorbeiflog. Gott war mit ihm! Ihn würde keine Kugel treffen. Ihm war ein anderes Schicksal bestimmt!
Tarquinon hatte ihn bemerkt. Ohne Hast schob er seine Pistole ins Sattelholster zurück und zog sein schweres Reiterschwert.
Ein fürchterlicher Schlag traf den Grauen. Das Schlachtross wurde von der Wucht des Treffers herumgewirbelt. Honoré riss die Füße aus den Steigbügeln. Fast im selben Augenblick ging das Pferd zu Boden.
Honoré schlug hart auf das schwarze Pflaster. Sein Rapier
wurde ihm aus der Hand geprellt. Trotz der Sturmhaube, die seinen Kopf beim Aufprall schützte, war er zu benommen, um sich aufzusetzen.
Der Primarch schmeckte Blut im Mund, war sich aber nicht sicher, ob es seines war. Er hob den Kopf und sah an sich hinab. Seine Glieder waren betäubt vom Aufprall auf das steinerne Pflaster, aber sie schienen noch alle heil zu sein. Dicht vor ihm lag eine Radschlosspistole. Er streckte die Hand aus. Ein stählerner Blitz fuhr herab.
Honoré spürte keinen Schmerz. Der Schock blendete alle Empfindungen aus. Er starrte auf seine abgetrennte Hand.
Ein schwarz gerüsteter Reiter ging vor ihm in die Knie. Tarquinon! »Du wolltest mich also entmachten«, sagte der Großmeister vom Aschenbaum. Er überprüfte, ob die Waffe gespannt und geladen war. Dann richtete er sich auf.
»Ich fürchte, dein Weg endet hier, Verräter.« Er richtete die Waffe auf Honoré.
Der Primarch riss den Kopf zur Seite. Im selben Moment fiel der Schuss. Ein mörderischer Schlag traf ihn dicht neben dem Ohr.
LICHT
Luc fragte sich, ob es Tag oder Nacht war. Noch immer lag der Verband um seinen Kopf. Es war sehr schwül. Die dünne Decke hatte er fortgestoßen, und doch schwitzte er. Das Nachthemd klebte an seinem Leib. Er lauschte.
Irgendwo, weit entfernt, war ein Geräusch wie in einem Steinbruch zu hören. Ein Klopfen von Metall auf Fels. Sicher wurde an den Ruinen gearbeitet. Irgendwo schnarchte jemand. Doch Luc wartete auf ein anderes Geräusch. Leises Atmen. Jemand war hier, in seinem Zimmer. Er spürte es. Aber wer immer es war, er verriet sich nicht. Er verharrte bewegungslos. Aber er musste doch atmen.
Der junge Ritter hielt die Luft an. Vielleicht atmete der Beobachter im selben Rhythmus, damit er ihn nicht bemerkte. Stille.
Lucs Lungen begannen zu brennen. Er wollte nicht aufgeben. Hatte er sich geirrt? Es war nur ein Gefühl … Vielleicht kam es aus seinem Traum. Es war immer wieder
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