Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
ihre größten Siege errungen hatte, die in goldenen Lettern zu Tjureds Ruhm erstrahlten. Man sollte die Jarls der Heiden hierherführen, dachte der Primarch, und die wankelmütigen Bojaren, deren Glauben an Tjured kaum mehr als ein Lippenbekenntnis war. Wenn sie der Größe und Pracht der inneren Stadt begegneten, dann würden sie begreifen, wie klein sie waren und wie unüberwindlich Tjured und seine Diener.
    Honorés Herz schlug höher, als er unter dem Triumphbogen auf den Platz des heiligen Zorns ritt. Nur halb so groß wie der Platz der himmlischen Weisheit, hatte er ein spiegelndes, schwarzes Pflaster aus Vulkanglas. Eingefasst war der Platz mit einem breiten Mosaikband aus lauterem Gold, wie man es in Flüssen fand. Gegenüber lag der Platz der Heptarchen, fast verborgen hinter einer Phalanx riesiger Seidenbanner. Jede Provinz und jede Volksgruppe, die sich zum Glauben an Tjured bekannte, hatte hier ein Banner stehen. Ein Meer von Flaggen erfreute das Auge des Betrachters, jede zehn Schritt hoch und vier Schritt breit, gefertigt aus feinster Seide, so dass sie sich schon beim leisesten Lufthauch bewegten.
    Noch vor den Bannern erhob sich ein Podest aus Ebenholz. Darauf waren zwölf eiserne Stühle aufgestellt, fest verbunden
mit dem Holz. Honoré stutzte. Auf sieben der Stühle thronten Gestalten in weißen Büßerhemden, deren Häupter mit schwarzen Kapuzen verhüllt waren. Ihre Köpfe waren auf die Brust gesunken. Hier starben die Feinde Tjureds, langsam erdrosselt mit der Garotte. Ein Tod, der auf eine Stunde jämmerlichen Keuchens und Gurgelns gestreckt werden konnte, wenn der Henker es wollte.
    Honoré zügelte seinen Rappen. Das Tier schnaubte nervös. Der Platz des heiligen Zorns war menschenleer. Nur die Toten warteten auf sie.
    Die ganze Kolonne hatte angehalten. Honoré konnte spüren, wie angespannt seine Männer waren.
    Plötzlich ertönte ein einzelner Fanfarenstoß. Ein Schwarm Tauben flatterte von den Simsen des Totenturms empor und floh in weitem Bogen gen Westen, fort von der Stadt.
    Miguel de Tosa, der Ordensmarschall der Neuen Ritterschaft und Kommandant seiner Rittereskorte, trieb seinen Braunen an Honorés Seite. »Wir sollten uns zur goldenen Pforte zurückziehen, Bruder«, raunte er.
    »Wovor fliehen wir? Vor einem Fanfarenstoß?«, entgegnete der Kirchenfürst gereizt.
    Der Ritter deutete auf das Henkersgerüst. »Vor diesem Schicksal.«
    Honoré lachte leichthin. »Das sind irgendwelche Ketzer. Es könnten sogar Elfen sein.«
    »Der Mann in der Mitte trägt goldene Sporen. Er war ein Ritter.«
    Der Primarch schwang sich aus dem Sattel. Ohne Frage, der Empfang hier war eine Beleidigung. Wahrscheinlich steckte Tarquinon dahinter. Der Großmeister des Ordens vom Aschenbaum ahnte gewiss, dass dieser Besuch vor allem dazu dienen sollte, ihm sein Amt als Heptarch streitig zu machen. Vielleicht wollte er sogar Anklage erheben, weil
die Flotte der Neuen Ritterschaft seinen Befehl ignoriert hatte, die Blockade von Haspal zu unterstützen und die Flucht der Fjordländer und Elfen aus Drusna zu erschweren. Aber was galt diese Verfehlung noch, wenn er den versammelten Heptarchen die Krone Albenmarks zu Füßen legte?, dachte Honoré.
    Der Primarch stieg auf das Gerüst. Er blickte die Reihe der Hingerichteten entlang. Betrachtete ihre Füße. Drei Männer trugen Reiterstiefel unter den langen Büßerhemden. Doch nur der mittlere hatte die goldenen Sporen der Ritterschaft angelegt.
    Honorés Finger krallten sich um den Knauf seines silberbeschlagenen Stocks. Auch er trug goldene Sporen.
    Der Primarch schritt die Reihe der sitzenden Toten ab. Die Hände waren mit Ringen an die Armlehnen der eisernen Stühle gefesselt. Es stank nach Exkrementen. Er riss dem mittleren Mann den Sack vom Kopf und blickte in das Antlitz Guy de Arniers, des Großmeisters der Neuen Ritterschaft. Seine Augen waren weit vorgequollen und von blutigen Adern durchsetzt. Der Mund klaffte auf, die Zunge hing seitlich heraus. Kinn und Brust waren mit Speichel bedeckt.
    Honoré strich seinem Ordensbruder über die Augenlider, um dem starren Blick des Toten zu entgehen. Er war noch warm. Ein Lederriemen saß straff um seinen Hals. Die Hinrichtung musste erfolgt sein, kurz bevor sie den Platz des heiligen Zorns erreicht hatten.
    Auch Bruder Miguel hatte Guy de Arnier erkannt. Seine Rechte lag am Griff seines Rapiers. Er sah sich unruhig um.
    Ein zweiter Fanfarenstoß erklang. Hufschlag ließ Honoré herumfahren. Unter dem

Weitere Kostenlose Bücher