Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Rache.
Ein Willkürakt einer Tyrannin. Wie sehr mich Lucs Tod treffen würde, hat sie offenbar nicht gekümmert.«
»Gishild, du …«
Sie gebot der Elfe mit einer schroffen Geste zu schweigen. »Nein, Yulivee. Zu lange habe ich den Einflüsterungen der Elfen vertraut. Das wird sich von Stund an ändern. Ich wünsche an meinem Hof und in Firnstayn keinen Elfen mehr zu sehen. Und bis zum Ende dieses Mondes werden alle Elfen mein Königreich verlassen!«
»Spricht da eine Königin oder ein verletztes Mädchen aus dir?«
Gishild maß die Elfe mit hartem Blick. Ihr wurde bewusst, dass Yulivee jugendlicher aussah als sie. Und das, obwohl sie sicherlich schon viele Jahrhunderte alt war. »Ausgerechnet du fragst mich das, Yulivee. Du warst einmal meine Freundin. Deshalb habe ich dich rufen lassen.«
»Dir ist also bewusst, dass deine Entscheidung ebenso tyrannisch und ungerecht ist wie die Emerelles?«
»Wie kannst du mich mit ihr vergleichen!«, platzte es aus Gishild hinaus. »Vergieße ich unschuldiges Blut? Oder lasse ich euch in Schimpf und Schande davonjagen, wie ihr es verdient hättet?«
»Wie willst du den Krieg weiterführen?«
»Muss ich ihn weiterführen? Die Tjuredkirche will mit mir verhandeln. Vielleicht empfange ich einfach ihre Unterhändler und höre mir an, was sie zu sagen haben? Ich bin nicht mehr das dumme, kleine Mädchen von früher, Yulivee. Mir ist ganz klar, dass das Fjordland der Schutzschild Albenmarks ist. Darf ich als Königin zusehen, wie dieser Schild Stück für Stück in einem Krieg zerschlagen wird, den ich am Ende nicht gewinnen kann? Schulde ich meinem Volk keine bessere Zukunft?«
»Ich habe dich nie für ein dummes Mädchen gehalten«, entgegnete
Yulivee traurig. »Und ich hoffe, ich habe dich niemals so behandelt. Du wirst mir nicht glauben, aber ich will es dir trotzdem sagen. Mit den Dienern der Tjuredkirche kannst du so wenig verhandeln wie mit einem hungrigen Wolf. Streck deine Hand aus, und sie wird dir abgebissen werden. Sie wollen den Glauben an deine Götter vernichten. Sie wollen das Leben zerstören, wie ihr es führt. Sie werden euch ihren Glauben und ihre Lebensart aufzwingen. Du weißt besser als jeder andere, wovon ich rede. Nun frage dich: Hast du dein Königreich gerettet, wenn dies der Preis ist?«
»Du hast viel von Emerelle gelernt«, entgegnete Gishild verächtlich. »Es stimmt also, dass du ihr auf den Thron folgen willst.«
Die Elfe blickte an sich herab. »Sehe ich aus wie eine Königin? «
»Du redest wie sie. Und Kleider kann man wechseln.«
Es war das erste Mal, seit sie Yulivee kannte, dass Gishild das Gefühl hatte, die Elfe sei verletzt. Die spöttische Leichtigkeit, die sie wie ein Schleier umgab und ihr wirkliches Wesen verhüllte, fiel für einen Herzschlag lang von ihr ab. Gishild blickte in ernste, traurige Augen.
»Wenn du wirklich mit mir reden willst, werde ich vielleicht noch einmal wiederkommen.«
»Es gibt nichts mehr zu sagen. Führe meinen Befehl aus. Ihr Elfen seid nicht länger als Gäste in meinem Königreich willkommen.«
DIE INNERE STADT
Honoré beobachtete, wie die schweren, goldenen Pforten zur inneren Stadt aufschwangen. Die innere Stadt öffnete sich ihm, und er würde sie erobern! Fünfzig Ritterbrüder warteten hinter ihm und zweihundertfünfzig ausgesuchte Ordenssoldaten. Alle hatten ihre Rüstungen poliert und neue Federn an ihre Helme gesteckt. Es war eine stolze Truppe. Sie würden seine Hausgarde sein.
Der Primarch hob die Hand und gab das Zeichen, durch die Pforte vorzurücken. Die innere Stadt war eine in sich geschlossene Siedlung. Hier lebten die sieben Heptarchen; alle Orden unterhielten hier große Häuser, in denen Vertreter nahe der Macht dafür sorgten, dass die Kirche die vielfältigen Interessen all ihrer kleinen und kleinsten Machtfraktionen nicht aus den Augen verlor.
Honoré lächelte. Er würde in dieses Chaos Ordnung bringen. Langsam rückten seine Truppen ein. Eine Ebene aus weißem Marmor, durchzogen von feinen rosa Adern, erwartete sie. Daraus erhoben sich einzelne Ordenshäuser, Verwaltungsstuben, kleine Kapellen. Links lag eine Kaserne mit eindrucksvoller Säulenfront.
Nur wenige Kirchendiener waren zu sehen. Sie gingen ihren Geschäften nach und gönnten ihnen kaum einen Blick.
Der Primarch war verwundert, dass der Großmeister nicht erschienen war, um ihn zu empfangen. Und keiner der Heptarchen. Honoré war nur ein einziges Mal zuvor in der inneren Stadt in Aniscans gewesen, kurz
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