Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Er war hochgewachsen und dürr. Sein Gesicht war von einem fleckigen Braun, was bei einem kirchlichen Würdenträger, der eigentlich nur selten der Sonne ausgesetzt sein sollte, ungewöhnlich war. Ein ordentlich gestutzter Spitzbart und das schulterlange silbergraue Haar unterstrichen sein schmales Gesicht. Er schnitt eine Grimasse, als habe er Verdauungsprobleme.
    »Lieber Bruder, es ist wirklich nicht notwendig, diesen Ort des Schreckens aufzusuchen.«
    »Wie könnte ich dir zumuten, dich allein den Schrecknissen der Wahrheit auszusetzen? «, entgegnete Gilles mit einem feinen Lächeln.
    Das siebente Schloss wurde geöffnet, und die Wachen am Tor zogen die schweren Pforten auf. Direkt dahinter lag eine von Fackeln beleuchtete Treppe, die hinab zu den Kammern der Fragenden führte.
    »Wenn du so freundlich wärest, mir den Weg zu Bruder Honoré zu weisen? Ich würde ihn mir gerne persönlich ansehen. «
    Also darum ging es. Tarquinon lächelte in sich hinein. Honoré lebte zwar noch, aber es war sichergestellt, dass man von ihm nichts mehr erfahren konnte. Er hatte Wundbrand
bekommen, heftiges Fieber schüttelte ihn. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Von ihm ging keine Gefahr mehr aus.
    Der Großmeister führte Gilles zum Fuß der Treppe und in das Labyrinth unterirdischer Tunnel und Gewölbe. Zu Zeiten, als Aniscans noch eine Heidenstadt war, hatte man hier die Toten bestattet. Es war ein Netzwerk alter Grabkammern. Ein Ort, an dem der Tod schon immer gegenwärtig war.
    Der Gestank von verbranntem Fleisch hing in der Luft. Schwere Holztüren schluckten die meisten Geräusche, doch nicht alle. Beständig hörte man ein leises Wimmern, ähnlich dem Geräusch des Windes, wenn er durch zerklüftete Felsen streicht. Manchmal gab es ein Aufjaulen, einen einzelnen Schrei.
    Tarquinon beobachtete Gilles aus den Augenwinkeln. Der Heptarch war hartgesotten. Ihm schien das nichts auszumachen. Jedenfalls ließ er sich nichts anmerken, wohingegen Leila sich keine Mühe gab, ihren Abscheu zu verbergen.
    Die Türen aus schmutzigem, grauweißem Holz trugen Kreidemarkierungen, damit man das gesuchte Gewölbe leichter finden konnte und nicht unnötig eine Befragung störte. So oft waren die Kreidezeichen abgewischt und wieder erneuert worden, dass sich die Kreide als zäher, weißer Schlamm auf den Eisenbändern der Türen abgesetzt hatte und tief in die Maserung des Holzes eingezogen war.
    Tarquinon verharrte vor der Tür, die ein H, einen stilisierten kahlen Baum und eine Waage zeigte. Man schrieb niemals Namen auf die Türen. Wer in diesen Kerkern saß, gehörte zu den bestgehüteten Geheimnissen der Fragenden.
    Der Großmeister klopfte mit dem Knauf seines Dolches gegen das Holz. Einige Zeit verstrich. Endlich hörte man das Geräusch eines Riegels, der zurückgeschoben wurde. Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf eine Kammer frei, die weniger
als vier Schritt durchmaß. Der helle Sandstein der Mauern war mit Rußstreifen bedeckt, die gewölbte Decke schwarz wie ein bewölkter Neumondhimmel.
    Ein junger Fragender hatte ihnen geöffnet. Verwundert betrachtete er den prächtig gewandeten Heptarchen und warf Tarquinon dann einen überraschten Blick zu.
    »Bruder Mathias, vor dir steht unser guter Freund, der ehrenwerte Gilles de Montcalm, Heptarch zu Aniscans und oberster Siegelverwahrer Tjureds. Er wünscht, sich mit eigenen Augen ein Bild von der Befragung der Verräter zu machen«, erklärte Tarquinon.
    Der Priesterbruder trat zur Seite. Er wischte sich die Hände an der schweren Lederschürze ab, die er umgebunden hatte. Außer ihm war nur ein Schreiber in schäbigen grauen Kleidern anwesend. Seine Aufgabe war es, den Verlauf des Verhörs festzuhalten. Er war ein untersetzter Kerl mit schweißglänzendem Gesicht. Er zog sich in den hintersten Winkel des Kerkers zurück und wäre augenscheinlich am liebsten unsichtbar gewesen.
    Auf eine Holzbank in der Mitte der Kammer war ein muskulöser Mann mit strähnigem, schwarzem Haar gebunden. Seine Arme waren weit nach hinten gestreckt. Seine Brust war von Prellungen blau und grau gefärbt. Der ganze Brustkorb wirkte asymmetrisch, als seien die Knochen unter der Haut durcheinandergeraten. Der Kopf des Mannes war zwischen zwei Holzblöcken eingekeilt, die über eine große Schraube enger gestellt werden konnten. Man hatte ihm einen Trichter in den Mund gestopft. Auf dem Boden neben ihm standen mehrere Tonkrüge. Es roch nach säuerlichem Erbrochenen.
    Ein eiserner

Weitere Kostenlose Bücher