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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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abzusichern, denn allzu selten starb ein Heptarch eines natürlichen Todes, auch wenn dies außerhalb der Mauern der inneren Stadt in der Regel nicht bekannt wurde.
    Tarquinon hatte nur drei Leibwächter mitgebracht. Er hatte nicht lange nachdenken können und wollte nicht, dass sein Auftritt bedrohlich wirkte. Nicht einmal ein Viertel einer Stunde
war verstrichen, seit er davon gehört hatte, dass Gilles sich aufmachte, um die Gefangenen zu besuchen. Alles hatte zu schnell gehen müssen. Jetzt wünschte er sich, er hätte den Mut gehabt, mehr Männer mitzubringen.
    »Mein lieber Tarquinon, du hättest dir wirklich nicht die Mühe machen müssen, mir deine Aufwartung zu machen.« Der alte Heptarch lächelte ihn herzlich an, auch wenn seine Worte in Wahrheit bedeuteten: Du hättest nicht kommen sollen!
    »Mein teurer Freund, wie kann ich zurückstehen, wenn du dich dem Gestank und der Mühsal eines Besuches an diesem Orte aussetzt?«
    »Wie man mir zugetragen hat, warst du heute bereits dreimal im Kerker.« Die fleckigen gelben Zähne des Heptarchen nahmen seinem Lächeln den Glanz. »Man könnte den Eindruck gewinnen, dass du gern an diesem Ort des Schreckens verweilst.«
    Tarquinon fragte sich, ob das eine Drohung war. Hatte der Alte die Intrige etwa durchschaut? »Es ist meine Pflicht, die mich an diesen Ort führt, der so fern von Gott ist.«
    Gilles hob eine Braue. »Es ist deine Pflicht, fern von Gott zu sein?«
    »Wie meinst du das?« Es fiel Tarquinon schwer, höflich zu bleiben.
    Der alte Heptarch brach in ein meckerndes Lachen aus und klopfte ihm beschwichtigend auf den Arm. »Nur ein Scherz, Bruder. Nur ein Scherz.«
    Der Großmeister musterte verstohlen die Begleiter des Heptarchen. Es waren sechs Männer und eine Frau. Ein Mannweib, das sich darin gefiel, weder Rock noch Kleid zu tragen, wie es sich geziemt hätte. Sie alle waren groß und schlank. Sie trugen enge Hosen und Stiefel, dazu bunte, geschlitzte Lederwämser. Es entging Tarquinons Blick nicht, dass mindestens
drei von ihnen unter dem Wams ein engmaschiges Kettenhemd trugen. Sie alle waren mit Rapier und Parierdolch bewaffnet, den Standessymbolen des Adels. Man konnte ihnen im Gegensatz zu Söldnern nicht verbieten, bewaffnet die innere Stadt zu betreten.
    »Gefällt dir Leila, Bruder? Sie hat im letzten Jahr das große Fechterturnier in Marcilla gewonnen und den Meisterfechter unseres lieben Freundes, des Erzverwesers Marcel de Lionesse, wie einen dressierten Affen aussehen lassen. Sie stammt von den Tearagi, die der heilige Clemens in den Schoß unserer geliebten Kirche führte, obwohl ich gestehen muss, dass sie einige recht heidnische Angewohnheiten beibehalten haben. «
    Leila neigte ihr Haupt zum Gruß. Sie wäre eine hübsche Frau gewesen, hätte sie sich nicht ein verschlungenes Blumenmuster auf ihr Kinn tätowieren lassen. Barbarisch! Jetzt erinnerte sich Tarquinon, von ihr gehört zu haben. Sie hatte sich eine Weile in Equitanien verdingt und sich dort den zweifelhaften Beinamen Skorpion verdient, weil sie angeblich gern ihre Klingen vergiftete. Sie konnte noch nicht lange in Diensten des alten Heptarchen stehen.
    Das Mannweib hatte die Haare zu Dutzenden dünnen Zöpfen geflochten, die ihr weit über die Schultern hinabhingen. Sie verströmte einen aufreizenden, bittersüßen Duft.
    Gilles klopfte mit dem Knöchel auf eines der Bilder, mit denen das Bronzetor bedeckt war. »Das Tor sieht ja aus wie die Tafel eines Moritatensängers, Bruder.«
    »Es zeigt die gängigsten Argumente der Fragenden«, entgegnete Tarquinon. »Wer dort hinuntergeht, der soll wissen, was ihn erwartet. Manchmal hilft allein der Anblick der Bilder schon, die Zunge der Verstockten zu lösen. Du wirst bemerkt haben, dass dieses Tor sieben Schlösser hat. Man hat es nicht so stark gesichert, weil man Furcht hat, dass die Gefangenen
fliehen könnten. Die Schlösser gibt es einzig deshalb, um einen Grund zu schaffen, ein wenig vor dem Tor zu verweilen. So haben die Verstockten Zeit sich anzusehen, was man alles tun kann, um ein Gespräch zu beeinflussen.«
    Gilles schüttelte sich. »Ich frage mich, wie nah die Menschen Tjured waren, die sich das hier ausgedacht haben.«
    »Bezweifelst du etwa die Loyalität der Fragenden?«
    Gilles antwortete darauf nicht. Er ließ den Blick über die ins Messing gegrabenen Bilder schweifen und schüttelte immer wieder den Kopf. Der Heptarch trug eine dunkelblaue, taillierte Soutane aus feinem Stoff, dazu eine silberne Bauchbinde.

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