Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
hinauf.
Juan zog sein Rapier samt Scheide aus seinem Wehrgehänge.
»Du … stehst … unter Arrest!« Der Anführer der Entermannschaft war völlig außer Atem.
Juan verneigte sich knapp. »Ich übergebe dir mein Schiff und meine Mannschaft und überliefere mich deiner Gnade. Ich bin Juan de Vacca, Capitano der Heidenfresser.« Er streckte dem Ritter sein Rapier entgegen.
Auf keinerlei Widerstand zu stoßen, ja nicht einmal mit Flüchen und üblen Beschimpfungen konfrontiert zu werden, brachte den Ritter sichtlich aus der Fassung. Endlich nahm er das Rapier. »Claude de Blies, Capitano der Windfänger.« Er räusperte sich. »Hiermit erkläre ich dich für unter Arrest stehend. Du wirst natürlich mit allen Ehren behandelt werden, die deinem Stand gebühren und …«
Die Heidenfresser neigte sich zur Seite. Juan griff nach der Reling.
De Blies machte einen akrobatischen Satz nach vorne und bekam gerade noch ein Tau zu packen. Auf dem Hauptdeck waren etliche Männer gestürzt.
Juan beugte sich über die Reling. Die Heidenfresser machte immer noch ein wenig Drift. Sie würde es bis zur Hauptfahrrinne schaffen. Sein Schiff hatte schon bedenklich Schlagseite.
»Hörst du das? «, fragte er leise. »Das ist ihr Todeslied.«
»Was?«
Juan schloss die Augen und lauschte. Er konnte das Tosen
des Wassers vernehmen, das durch die Flutlöcher drang und gluckernd höher stieg. Ein Teil der Ladung schwamm auf dem Wasser und schlug von innen gegen den Schiffsrumpf. Sogar das Fiepen von Ratten konnte man vernehmen, die in heller Panik aus den Laderäumen flohen.
»Bemannt die Lenzpumpen! «, schrie der Capitano vom Blutbaum. »Los, macht hin, Männer!«
Wieder lief ein Ruck durch den Rumpf. Die Heidenfresser hatte nach Backbord hin schon fast zwanzig Grad Schlagseite.
»Gib es auf, Bruder«, sagte Juan. »Sie ist nicht mehr zu retten. Bring deine Leute in Sicherheit.«
ROTE UND SCHWARZE AMEISEN
Lilianne hatte das Gefühl, dass ihr der Boden unter den Füßen schwand. Sie klammerte sich an die Tischkante und sah zu Alvarez. Der Flottenmeister war leichenblass. Sein mächtiger Schnauzbart zitterte.
Sieben Siegel hingen an schmalen Seidenbändern unter dem Brief. Die Siegel der Heptarchen von Aniscans.
»Euer Orden ist mit dem Kirchenbann belegt. Er wird dem Orden vom Aschenbaum unterstellt. Von diesem Tag an gibt es die Neue Ritterschaft nicht mehr. Jede Ordensniederlassung der Neuen Ritterschaft erhält an diesem Tag nämliches Schreiben der Heptarchen. Es wurden auch Truppen zusammengezogen, um etwaigen Widerstand zu zerschlagen.« Er
lächelte. »Ich hoffe auf eure Vernunft. Ich bin hier, um das Kommando über den Hafen Rabenturm zu übernehmen. Wer sich gegen die Befehle meines Ordens stellt, der wird zum Ketzer erklärt und mit aller Härte verfolgt werden.«
»Du hast mehr Mut, als ich dir zugetraut hätte«, sagte Lilianne. »Hier stehen zwanzigtausend Mann unter Waffen. Glaubst du, dass wir uns einfach ergeben, nur weil du uns einen Brief vorlegst? Du wirst doch nicht …«
Michelle legte ihr die Hand auf den Arm. »Ganz gleich, was wir tun werden, vergiss nicht die Gebote der Gastfreundschaft. Er ist nur der Überbringer der Nachricht.«
»Das siehst du falsch, Schwester«, entgegnete Louis triumphierend. »Der Hafen Rabenturm und die Insel wurden zu einer neuen Ordensprovinz ernannt. Und ich bin euer Komtur. Mein Wort ist Gesetz!«
Vom Hafen erklang Lärm. Etliche Stimmen riefen durcheinander. Louis blickte über die Schulter. »Wie ich sehe, sitzt nun der größte Teil eurer Flotte fest.«
Alvarez stürmte zum Fenster. Lilianne folgte ihm auf dem Fuß.
»Dich erstick ich in Trollscheiße«, schrie der Flottenmeister außer sich vor Zorn. »Oder ich schmeiß dich gleich hier aus dem Fenster.« Er packte Louis, der sich strampelnd gegen Alvarez zu wehren versuchte.
»Nicht!« Lilianne fiel ihrem Freund in den Arm. »Glaub mir, ich würde ihn auch gern aus dem Fenster werfen«, zischte sie. »Aber wir müssen einen kühlen Kopf bewahren. Solange der Mistkerl lebt, haben wir mehr Handlungsmöglichkeiten. « Sie sah zum Hafen. Die Karavelle Heidenfresser lag etwa hundert Schritt vor der Hafeneinfahrt. Sie hatte so schwere Schlagseite, dass die Rah des Großsegels schon fast das Wasser berührte.
Louis befreite sich aus dem Griff des Flottenmeisters. Keuchend
taumelte er zum Tisch, fort vom Fenster. »Das war es dann …«
Michelle verstellte ihm den Weg zur Treppe. »Nicht du entscheidest, wann
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