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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Drusnas gekreuzt wäre, so wie es die Heptarchen befohlen hatten, dann wären uns die Heiden und die Anderen nicht im letzten Augenblick entschlüpft!«
    »Das sagt der Mann, dem die Königin der Heiden zwischen
den Fingern hindurchschlüpfte, als sie schon sicher in der Falle saß.« Lilianne lächelte ihn an. »Bitte verzeih mir, wenn ich deinen Worten vor diesem Hintergrund nicht allzu viel Gewicht beimesse.«
    »Lilianne, bitte!« Der Flottenmeister trat an den großen Tisch und winkte mit der Lederrolle, die Louis ihm ausgehändigt hatte. »Bruder Louis ist unser Gast, auch wenn er, wie es scheint, mit Neuigkeiten kommt, die es erforderlich machen, dass uns von See aus der Capitano eines schnellen Seglers beobachtet.« Ohne viel Aufhebens zerbrach er das Siegel.
    Louis schob erneut einen Finger in den Spitzenkragen. Das verdammte Ding war zu eng! Das Schreiben aus Aniscans würde alles verändern. Entweder würde er in wenigen Augenblicken einer der mächtigsten Männer seines Ordens oder aber tot sein. Louis lehnte sich an das Fenstersims. Im Hafen sammelten sich kleine Gruppen von Soldaten. Im Schutz eines großen Lastenseglers waren sieben große Boote versammelt worden. Bald würde der Sturm auf die Heidenfresser beginnen.

DER BLICK AUFS FENSTER

    Fingayn atmete aus und ließ den Bogen sinken. Der Maurawan versuchte durch sein Atmen die Spannung aus seinen Gliedern fließen zu lassen. Sieben Stunden wartete er jetzt schon auf die Gelegenheit zum perfekten Schuss. Fast wäre
es so weit gewesen. Er wollte, dass Zeugen anwesend waren, wenn seine Pfeile trafen. Die Ritter sollten wissen, dass nichts und niemand sie vor Emerelles Zorn schützen konnte. Selbst inmitten einer bewaffneten Eskorte würden sie sich nicht mehr sicher fühlen.
    Unter anderen Bedingungen wäre er ruhiger gewesen. In der Wildnis konnte er tagelang auf seine Beute lauern. Reglos zu verharren, war ihm zur Natur geworden. In den Jahrhunderten seines Lebens war er der vollkommene Jäger geworden. All seine Gaben hatte er auf diese Bestimmung ausgerichtet. Er nutzte die Kraft der Magie, um seine Witterung vor der Beute zu verschleiern oder einen Geruch anzunehmen, der Zutrauen erweckte. Er hatte sich schon inmitten von Büffelherden bewegt und selbst zur Brunftzeit die misstrauischen Leitbullen getäuscht.
    Aber das hier war eine Herausforderung ganz eigener Art. Sich an einem Ort zu bewegen, wo auf engstem Raum Tausende feindliche Krieger zusammengepfercht waren, war mehr als tollkühn. Er trug die schlichten Kleider eines Arbeiters, um kein Aufsehen zu erregen. Sein langes Haar hatte er mit einem Tuch zusammengebunden, das auch seine spitzen Ohren verbarg. Wenn er unter Menschen war, ging er geduckt, um seinen hohen Wuchs zu verbergen und wie ein Arbeiter zu erscheinen, der ein Leben lang zu schwere Lasten auf seinem Rücken getragen hatte. Er stank nach Schweiß und schlechtem Essen. In sein Gesicht war Schmutz gerieben, um zumindest vor flüchtigen Blicken zu verbergen, dass ihm kein Bart spross.
    Fingayn blickte hinab zum Fenster des alten Turms. Er mochte den Krieger mit dem auffälligen Schnauzbart. Das war nicht gut; es störte ihn dabei, seine Arbeit mit der nötigen innerlichen Distanz zu verrichten. Man konnte ein Opfer respektieren, aber es zu mögen, war leichtfertig. Deshalb
würde er ihn als Ersten töten, damit er nicht länger darüber nachdenken musste.
    Wenn nur dieser Ritter vom Aschenbaum nicht vor dem Fenster stünde! Er versperrte die Sicht ins Zimmer. Der Maurawan konnte gerade einmal einen Teil der Brust und den Kopf des Flottenmeisters erkennen. Er würde sich zutrauen, auch dieses Ziel zu treffen, aber wenn sich der Kerl am Fenster nur ein klein wenig bewegte … Nein! Es ging nicht. Er musste auf eine bessere Gelegenheit zum Schuss warten. Für jedes seiner Opfer hatte er einen Pfeil. Fehlschüsse waren nicht vorgesehen.
    Er zog den Umhang über die Schultern, damit der Seewind ihn nicht auskühlte, während er reglos an der Zinne lehnte. Das Muster auf dem Stoff verschob sich leicht, als er die Kapuze hochschlug. Es zeigte rote Ziegelsteine mit grauen Fugen dazwischen. Sein Zauber passte ihn vollkommen der Umgebung an.
    Fingayn hatte den höchsten Turm des Hafens ausgewählt, um sich auf die Lauer zu legen. Von dort hatte er einen guten Blick auf das Fenster des Rabenturms, das zum Kartenraum gehörte. Der Flottenmeister war dort jeden Tag für ein paar Stunden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die

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