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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ihr mit einem resignierten Seufzer nach, während ihm der Wind in die weiten Hemdsärmel fuhr und sie unter gedämpftem Knattern aufblähte. Er verschränkte die Arme vor der Brust, zog zum Schutz vor dem Wind den Kopf ein und lächelte mit einem Seitenblick zu mir herunter.
    »Äh, nun ja, schätze, dann erfrieren wir wohl gemeinsam, Sassenach. Aber das macht mir nichts. Ich würde sowieso nicht ohne dich leben wollen.«
    »Ha«, sagte ich gutmütig. »Du könntest nackt auf einer Eisscholle leben, Jamie Fraser, und würdest sie noch zum Schmelzen bringen. Was hast du mit deinem Rock und deinem Plaid gemacht?« Außer seinem Kilt und Hemd trug er nur Schuhe und Strümpfe, und seine hohen Wangenknochen waren vor Kälte genauso gerötet wie seine Ohrenspitzen. Doch als ich meine Hand wieder in seinen Ärmel schob, war er so warm wie eh und je.
    »Frag mich lieber nicht«, sagte er grinsend. Er bedeckte meine Hand mit seiner breiten, schwieligen Handfläche. »Lass uns gehen; ich kann das Frühstück kaum erwarten.«
    »Warte«, sagte ich und löste mich von ihm. Jemmy hatte keine Lust, seine Mutter mit dem Neuankömmling zu teilen, und heulte und wand sich protestierend, während sein kleines, rundes Gesicht unter der blauen Strickmütze vor Ärger rot anlief. Ich streckte den Arm aus und nahm ihn Brianna ab, und er strampelte und krähte in seinen Wickeltüchern herum.
    »Zwergenaufstand.« Brianna lächelte kurz und hievte die kleine Joan an ihrer Schulter in eine stabilere Position. »Bist du sicher, dass du ihn willst? Dieses hier ist ruhiger - und wiegt nur die Hälfte.«
    »Nein, ist schon in Ordnung. Schsch, Schätzchen, komm zu Oma.« Ich lächelte bei diesen Worten und spürte diese immer noch neue Mischung aus
Überraschung und Entzücken darüber, dass ich tatsächlich Großmutter sein konnte. Ich nahm an, dass es irgendwann nichts Besonderes mehr sein würde; ich hatte mich schließlich auch wunderbar daran gewöhnt, dass man mich »Mama« rief.
    Als er mich erkannte, stellte Jemmy das Theater ein und klammerte sich wie immer an mich wie eine Muschel an einen Felsen und vergrub seine runden Fäuste fest in meinem Haar. Ich löste seine Finger und warf einen Blick über seinen Kopf hinweg, doch am Fuß des Berges schien alles unter Kontrolle zu sein.
    Fergus stand mit klatschnassen Kniehosen und Strümpfen da, Jamies Umhang um die Schultern gelegt, und wrang mit einer Hand die Vorderseite seines Hemdes aus, während er mit dem Soldaten sprach, der Germain gerettet hatte. Marsali hatte ihr Schultertuch abgenommen und den kleinen Jungen darin eingewickelt, und ihr loses blondes Haar wehte im Wind wie Spinnweben.
    Der Lärm hatte Leutnant Hayes neugierig gemacht, und er lugte aus seiner Zeltklappe wie eine Wellhornschnecke aus ihrer Schale. Er spähte bergauf und fing meinen Blick auf; ich winkte kurz, dann wandte ich mich ab, um meiner Familie zurück zu unserer Lagerstelle zu folgen.
    Jamie sagte etwas auf Gälisch zu Brianna, während er ihr über eine felsige Stelle vor mir auf dem Pfad half.
    »Ja, ich bin bereit«, antwortete sie auf Englisch. »Wo ist denn dein Rock, Pa?«
    »Ich habe ihn deinem Mann geliehen«, sagte er. »Wir wollen doch nicht, dass er bei eurer Hochzeit wie ein Bettler aussieht, aye?«
    Brianna lachte und strich sich mit der freien Hand eine wehende rote Haarsträhne aus dem Mundwinkel.
    »Lieber wie ein Bettler als ein Selbstmordkandidat.«
    »Ein was?« Ich holte sie ein, als wir aus dem Schutz der Felsen traten. Der Wind tobte über die freie Fläche und peitschte uns mit Hagel und stechenden Kiessplittern.
    »Uff!« Brianna beugte sich über das fest eingewickelte Baby auf ihrem Arm und schützte es vor dem Ansturm. »Roger war gerade dabei, sich zu rasieren, als die Trommeln eingesetzt haben; fast hätte er sich die Kehle durchgeschnitten. Die Vorderseite seines Rocks ist voller Blutflecken.« Sie blickte Jamie an, und ihre Augen tränten vom Wind. »Dann hast du ihn also heute Morgen schon gesehen. Weißt du, wo er jetzt ist?«
    »Heil und unversehrt«, versicherte er ihr. »Ich habe ihm gesagt, er sollte Vater Donahue einen Besuch abstatten, solange Hayes zugange war.« Er sah sie scharf an. »Du hättest mir ruhig sagen können, dass der Junge kein Katholik ist.«
    »Hätte ich«, sagte sie ungerührt. »Habe ich aber nicht. Ist für mich gehüpft wie gesprungen.«

    »Wenn du mit diesem merkwürdigen Ausdruck meinst, dass es nicht von Bedeutung ist -«, setzte Jamie mit

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