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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Leder gezogen wurde. Ich schaute mich um und sah Jamie undeutlich im Schatten. Er stand mit dem Dolch in der Hand am Eingang Wache. Ein dumpfes Gefühl bahnte sich seinen Weg durch meinen Bauch, und ich hörte, wie Brianna neben mir scharf einatmete.

    »Jamie, mein Sohn«, sagte Vater Kenneth in leicht tadelndem Ton.
    »Fahrt fort, bitte, Vater«, erwiderte Jamie sehr ruhig. »Ich habe fest vor, heute Abend meine Enkel taufen zu lassen, und niemand wird mich davon abhalten.«
    Der Priester atmete mit einem leisen Zischen ein und schüttelte dann den Kopf.
    »Aye. Und wenn Ihr jemanden umbringt, hoffe ich nur, dass mir die Zeit bleibt, Euch erneut die Beichte abzunehmen, bevor sie uns beide hängen«, knurrte er und griff nach dem Öl. »Wenn Ihr es Euch aber aussuchen könnt, zielt nach dem Sheriff, mein Guter, ja?«
    Indem er abrupt zum Lateinischen überwechselte, schob er Germains dichten Blondschopf zurück, und sein Daumen huschte zielsicher über Stirn, Lippen und dann - er fuhr dem Jungen mit einer Handbewegung unter das Kittelchen, die Germain kichernd zusammenzucken ließ - das Herz, im Zeichen des Kreuzes.
    »Im Namen dieses Kindes, widersagt Ihr Satan und all seinen Werken?«, fragte er so rasend, dass ich kaum begriff, dass er wieder Englisch sprach, und mich gerade rechtzeitig wieder fing, um gemeinsam mit Jamie die Antwort der Paten anzustimmen, ein pflichtbewusstes: »Ich widersage.«
    Ich war gespannt wie ein Flitzebogen und lauschte auf jedes Geräusch, das die Rückkehr von Mr. Lillywhite und dem Sheriff ankündigen könnte. Ich malte mir das Chaos aus, das entstehen würde, wenn sie bei ihrer Ankunft entdeckten, dass sich Vater Kenneth inmitten von etwas befand, das todsicher als widerrechtliche »Zeremonie« galt.
    Ich sah mich nach Jamie um; er blickte mich an und schenkte mir ein schwaches Lächeln, das wohl zu meiner Beruhigung gedacht war. Wenn es so war, scheiterte der Versuch kläglich; ich kannte ihn zu gut. Er wollte seine Enkel getauft sehen und würde dafür sorgen, dass ihre Seelen sicher in Gottes Hände befohlen wurden, und wenn er dafür starb - oder wir alle dafür ins Gefängnis wanderten, Brianna, Marsali und die Kinder eingeschlossen. Das ist der Stoff, aus dem die Märtyrer sind, und ihre Familien haben das gefälligst zu schlucken.
    »Glaubst-du-an-den-einen-Gott-den-Vater-den-Sohn-und-den-Heiligen-Geist?«
    »Sturkopf«, war das Wort, das meine Lippen stumm in Jamies Richtung sandten. Sein Lächeln wurde breiter, und ich wandte mich zurück, um hastig in sein festes »Ich glaube« einzustimmen. Waren das Schritte draußen auf dem Pfad, oder war es nur der Abendwind, der es im Vorüberziehen im Geäst knacken ließ?
    Die Fragen und Antworten kamen zum Ende, und der Priester grinste mich an. Im flackernden Lampenschein sah er wie ein mittelalterlicher Wasserspeier aus. Er zwinkerte mir mit dem unverletzten Auge kurz zu.
    »Wir können wohl davon ausgehen, dass Eure Antworten bei den anderen
genauso lauten, nicht wahr, Ma’am? Und wie ist der Taufname dieses reizenden Jungen?«
    Ohne sich in seinem Rhythmus stören zu lassen, ergriff der Priester die Whiskyflasche und ließ dem kleinen Jungen vorsichtig ein Rinnsal über den Kopf laufen und wiederholte: »Ich taufe dich, Germain Alexander Claudel MacKenzie Fraser, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.«
    Germain beobachtete diese Operation mit profundem Interesse, und seine blauen Augen schielten, als die bernsteinfarbene Flüssigkeit ihm über den flachen Nasenrücken rann und von seiner Stupsnase tropfte. Er streckte die Zunge heraus, um die Tropfen aufzufangen, verzog aber das Gesicht, als er ihren Geschmack spürte.
    »Bah«, sagte er deutlich. »Pferdepisse.«
    Marsali antwortete ihm mit einem kurzen, schockierten »Tst!«, doch der Priester gluckste nur, schwang Germain vom Tisch und winkte Brianna.
    Sie hielt Jemmy über den Tisch und wiegte ihn wie ein Opferlamm in den Armen. Ihr Blick hing am Gesicht des Babys, doch ich sah ihren Kopf sacht zucken, denn irgendetwas erregte draußen ihre Aufmerksamkeit. Es waren Geräusche unten auf dem Pfad; ich konnte Stimmen hören. Eine Gruppe von Männern, dachte ich, die sich kameradschaftlich, aber nicht betrunken unterhielten.
    Ich spannte mich an und gab mir Mühe, nicht in Jamies Richtung zu blicken. Wenn sie hereinkamen, so beschloss ich, würde ich mir Germain schnappen, unter der Rückseite des Zeltes hindurchkriechen und die Flucht ergreifen. Für

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