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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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auf sein Bein, ließ sie einen Augenblick dort liegen, dann wanderte sie sanft und verschlafen fragend weiter aufwärts.
    Er senkte den Kopf und drückte seine Lippen hinter ihr Ohr. Sprach aus, was er dachte, ohne zu überlegen.
    »Nichts wird dir zustoßen, solange ich noch atmen kann, a nighean donn. Nichts.«
    »Ich weiß«, sagte sie. Ihre Gliedmaßen erschlafften langsam, ihr Atem entspannte sich, und die sanfte Rundung ihres Bauches schwoll unter seiner Handfläche an, als sie in den Schlaf sank. Ihre Hand blieb auf ihm liegen und bedeckte ihn. Er lag noch starr und hellwach da, als das Wachfeuer schon längst im Regen erloschen war.

ZWEITER TEIL
    Der Ruf des Clanhäuptlings

18
    Daheim ist es am schönsten
    Gideons Kopf schoss nach vorn wie der einer Schlange und zielte nach dem Bein des Reiters dicht vor ihm.
    »Seas!« Jamie riss den Kopf des kräftigen Braunen herum, bevor er zubeißen konnte. »Du verdammter Schweinepriester«, murmelte er. Geordie Chisholm, dem gar nicht bewusst war, wie knapp er Gideons Zähnen entronnen war, schnappte die Bemerkung auf und sah sich erschrocken um. Jamie lächelte, tippte sich entschuldigend an seinen Schlapphut und trieb das Pferd an Chisholms langbeinigem Maultier vorbei.
    Jamie trat Gideon unsanft in die Rippen und trieb ihn so schnell am Rest der Reisenden vorbei, dass er keine Gelegenheit hatte zu beißen, auszutreten, frei laufende Kinder zu zertrampeln oder sonstiges Unheil anzustellen. Nach einer Woche unterwegs war er mit den Macken des Hengstes bestens vertraut. Er passierte Brianna und Marsali in der Mitte der Kolonne noch im langsamen Trab; als er vorn an Claire und Roger vorbei kam, war er schon so schnell, dass er nur noch grüßend seinen Hut in ihre Richtung schwingen konnte.
    » A mhic an dhiabhoil«, rief er, setzte sich den Hut wieder auf und beugte sich dicht über den Hals des Pferdes. »Du bist um einiges kerniger, als gut für dich ist, geschweige denn für mich. Dann wollen wir einmal sehen, wie weit deine Puste wirklich reicht, aye?«
    Er wandte sich scharf nach links und verließ den Pfad hügelabwärts. Er zertrampelte trockenes Gras und schob blattlose Hartriegelzweige beiseite, die beim Abbrechen knallten wie Gewehrschüsse. Was dieses übergeschnappte Biest brauchte, war flacher Boden, auf dem Jamie mit ihm galoppieren konnte, bis ihm Hören und Sehen verging. Da es aber im Umkreis von zwanzig Meilen keinen flachen Fleck gab, musste er das Nächstbeste tun.
    Er nahm die Zügel auf, schnalzte mit der Zunge, rammte dem Pferd beide Absätze in die Rippen, und sie jagten den mit Büschen überwachsenen Hügel hinauf, als hätte man sie aus einer Kanone abgeschossen.
    Gideon hatte einen stabilen Knochenbau, war gut genährt und hatte kräftige Lungen, weshalb Jamie ihn auch gekauft hatte. Außerdem war er hart im Maul und launisch, weshalb er nicht viel gekostet hatte - jedoch immer noch mehr, als Jamie sich einfach so leisten konnte.
    Als sie jetzt über einen schmalen Bach flogen, über einen umgestürzten Baumstamm sprangen und dann einen beinahe senkrechten, mit Krüppeleichen
und Persimonenbäumen übersäten Hang hinauf hetzten, ertappte sich Jamie bei der Frage, ob er einen guten Fang gemacht oder doch eher Selbstmord begangen hatte. Das war sein letzter zusammenhängender Gedanke, bevor Gideon einen Haken schlug und Jamies Bein gegen einen Baum quetschte, um dann sein Gewicht auf die Hinterhand zu verlagern und auf der anderen Seite in ein Gebüsch zu brechen, wobei ganze Schwärme von Wachteln unter seinen riesigen, flachen Hufen in alle Richtungen stoben.
    Nachdem Jamie eine halbe Stunde lang tief hängenden Ästen ausgewichen, durch Bäche gejagt und jeden verfügbaren Abhang hinauf galoppiert war, war Gideon zwar immer noch nicht unbedingt friedfertig, aber zumindest war er so erschöpft, dass er sich lenken ließ. Jamie war nass bis zu den Oberschenkeln und voller blauer Flecken, er blutete aus einem halben Dutzend Kratzern und atmete beinahe genauso schwer wie das Pferd. Doch immerhin saß er fest im Sattel und hatte nach wie vor das Kommando.
    Er wandte den Kopf des Pferdes in Richtung der untergehenden Sonne und schnalzte noch einmal mit der Zunge.
    »Na, dann komm«, sagte er. »Gehen wir nach Hause.«
    Sie hatten sich zwar mächtig angestrengt, doch da der Boden so zerklüftet war, waren sie nicht weit genug gekommen, um sich ernstlich zu verlaufen. Er wandte Gideon bergauf, und innerhalb einer Viertelstunde waren sie auf

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