Das Flammende Kreuz
abgesehen, mussten alle Schmiedewaren aus Britannien importiert werden, genau wie alle anderen Metalle wie Kupfer, Messing und Blei.
»Hm. Zumindest werden sie wissen, was es ist.« Sie kniff die Augen zusammen, während sie die Steigung zwischen dem Brunnen und dem Haus berechnete, dann schüttelte sie den Kopf und seufzte. »Eine Pumpe kann ich, glaube ich, bauen. Das Wasser ins Haus zu bekommen, ist etwas anderes.« Sie gähnte plötzlich und kniff die Augen zu, die im Sonnenschein leicht tränten. »Gott, ich bin so müde, dass ich gar nicht richtig denken kann. Jemmy hat die ganze Nacht gejammert, und als er endlich eingeschlafen war, sind die Muellers aufgetaucht - ich glaube nicht, dass ich überhaupt geschlafen habe.«
»An das Gefühl kann ich mich erinnern«, sagte ich mitfühlend - und grinste.
»War ich ein sehr unleidliches Baby?«, fragte Brianna und grinste ebenfalls.
»Sehr«, versicherte ich ihr und wandte mich dem Haus zu. »Und wo ist deins?«
»Er ist bei -«
Brianna erstarrte und klammerte sich an meinen Arm.
»Was -«, sagte sie. »Was in Gottes Namen ist denn das ?«
Ich drehte mich um, und mein Magen verkrampfte sich vor Schreck.
»Es ist doch ganz offensichtlich, was es ist«, sagte ich und schritt langsam darauf zu. »Die Frage ist-warum?«
Es war ein Kreuz. Ein ziemlich großes Kreuz, zusammen gefügt aus Kiefernästen, die von ihren Zweigen befreit und mit Seilen zusammen gebunden waren. Es war fest in den Boden unseres Hofes gerammt, neben der großen Fichte, die das Haus beschützte.
Es war etwas über zwei Meter hoch, die Äste dünn, aber stabil. Es war nicht massiv oder aufdringlich - und doch schien seine stumme Präsenz den Platz zu dominieren, so ähnlich, wie ein Tabernakel eine Kirche dominiert. Allerdings schien es weder ehrfürchtig noch schützend zu wirken. Eigentlich war es sogar verdammt gespenstisch.
»Veranstalten wir hier einen Open-Air-Gottesdienst?« Briannas Mund zuckte, und sie versuchte, es ins Lächerliche zu ziehen. Das Kreuz war ihr genauso unheimlich wie mir.
»Nicht, dass ich wüsste.« Ich wanderte langsam um das Kreuz herum und betrachtete es von oben bis unten. Jamie hatte es gebaut - das konnte ich an der Qualität seiner Machart erkennen. Die Äste, die er ausgewählt hatte, waren so gerade und symmetrisch wie eben möglich, und er hatte sie sorgfältig beschnitten und die Enden angespitzt. Der Querbalken war ordentlich eingekerbt, um sich dem aufrechten Balken anzupassen, und das Seil mit seemännischer Präzision über Kreuz darum geschlungen.
»Vielleicht stiftet Pa ja seine eigene Religion.« Brianna zog eine Augenbraue hoch; auch sie erkannte seine Handschrift.
Mrs. Bug kam plötzlich um die Hausecke gebogen, eine Schüssel Hühnerfutter
in den Händen. Bei unserem Anblick bremste sie abrupt, und ihr Mund öffnete sich spontan. Ich machte mich instinktiv auf ihren Wortschwall gefasst und hörte Brianna leise kichern.
»Och, da seid Ihr ja, Ma’am! Gerade habe ich noch zu Lizzie gesagt, was für eine Schande es ist, einfach nicht zu glauben, dass diese Bälger durch sämtliche Stockwerke toben und im ganzen Haus ihren Dreck hinterlassen, sogar in Myladys eigenem Arbeitszimmer, und sie hat zu mir gesagt, unsere Lizzie -«
»In meinem Sprechzimmer? Was? Wo? Was haben sie angestellt?« Ohne einen weiteren Gedanken an das Kreuz zu verschwenden, hastete ich bereits auf das Haus zu. Mrs. Bug folgte mir auf den Fersen und redete pausenlos weiter.
»Ich habe zwei von den kleinen Teufeln dabei erwischt, wie sie dort drinnen mit Euren schönen blauen Flaschen und einem Apfel Kegeln gespielt haben, und natürlich habe ich ihnen ein paar Ohrfeigen verpasst, dass ihnen jetzt noch die Ohren sausen, den bösartigen Kreaturen, und dann lassen sie auch noch das gute Essen liegen und verderben, und -«
»Mein Brot!« Ich war im Eingangsflur angelangt, und als ich jetzt die Tür des Sprechzimmers aufwarf, fand ich es blitzsauber vor - inklusive der Arbeitsfläche, auf der ich meine jüngsten Penizillinexperimente ausgebreitet hatte. Jetzt war sie vollkommen leer, die Eichenoberfläche blank geschrubbt.
»Es war widerlich«, sagte Mrs. Bug hinter mir im Flur, die Lippen tugendsam aufeinander gepresst. »Widerlich! Ganz und gar mit Schimmel überzogen, vollkommen blau, und -«
Ich holte tief Luft, die Hände an meinen Seiten zu Fäusten geballt, um sie nicht zu erwürgen. Ich schloss die Tür des Sprechzimmers, um den Anblick der leeren
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