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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Arbeitsfläche zu verhüllen, und wandte mich an die kleine Schottin.
    »Mrs. Bug«, sagte ich und hielt meine Stimme mit großer Mühe im Zaum. »Ihr wisst ja, wie sehr ich Eure Hilfe zu schätzen weiß, aber ich habe Euch gebeten, nicht -«
    Die Haustür flog auf und knallte neben mir vor die Wand.
    »Verfluchte, alte Schachtel! Wie könnt Ihr es wagen, Hand an meine Kinder zu legen.«
    Ich fuhr herum und fand mich Nase an Nase mit Mrs. Chisholm wieder, deren Gesicht vor Wut rot angelaufen war und die mit einem Besen bewaffnet war. Zwei Kleinkinder hingen mit hochroten Köpfen an ihren Röcken, die Wangen mit frischen Tränen verschmiert. Sie ignorierte mich vollständig und konzentrierte sich ganz auf Mrs. Bug, die zu meiner anderen Seite im Flur stand, die Haare gesträubt wie ein Zwergigel.
    »Ihr und Eure wunderbaren Kinder!«, rief Mrs. Bug entrüstet. »Wenn Euch irgendwie an ihnen gelegen wäre, würdet Ihr sie anständig aufziehen und ihnen den Unterschied zwischen Gut und Böse beibringen, anstatt sie
wie die Wilden im Haus herumtanzen zu lassen, wo sie mit ihren Klebefingern auf alles losgehen, was nicht niet- und nagelfest ist.«
    »Also, Mrs. Bug, sie wollten aber doch bestimmt nicht -« Mein Versuch, Frieden zu stiften, ging im ohrenbetäubenden Gekreische aller drei Chisholms unter, wobei Mrs. Chisholm mit Abstand am lautesten war.
    »Wer seid Ihr denn, dass Ihr meine Kinder Diebe nennt, alte Meckerhexe!« Die aufgebrachte Mutter schwenkte drohend den Besen und bewegte sich von einer Seite zur anderen, um an Mrs. Bug zu gelangen. Ich bewegte mich mit ihr und hüpfte hin und her, um zwischen den beiden Kontrahentinnen zu bleiben.
    »Mrs. Chisholm«, sagte ich und hob die Hand, um sie zu beruhigen. »Margaret, ich bin sicher, dass -«
    »Wer ich bin?« Mrs. Bug schien vor unseren Augen an Höhe zu gewinnen wie ein Hefeteig. »Wer ich bin? Nun, ich bin eine gottesfürchtige Frau und eine christliche Seele. Wer seid Ihr denn, dass Ihr so mit Leuten sprecht, die älter und besser gestellt sind als Ihr, Ihr und Eure nichtsnutzige Sippe, die in Lumpen durchs Gebirge wandert und nicht einmal einen Topf besitzt, in den Ihr pissen könnt?«
    »Mrs. Bug!«, rief ich aus. »Das dürft Ihr aber nicht -«
    Mrs. Chisholm versuchte erst gar nicht, darauf eine Erwiderung zu finden, sondern machte stattdessen mit gezücktem Besen einen Satz nach vorn. Ich breitete die Arme aus, um zu verhindern, dass sie sich an mir vorbeischob; als sie ihren Angriffsversuch auf Mrs. Bug gescheitert sah, begann sie, über meine Schulter hinweg nach ihr zu zielen und vollführte wilde Stöße mit dem Besen, um die ältere Frau niederzuschlagen.
    Mrs. Bug, die sich hinter der Barrikade meiner Person offensichtlich sicher fühlte, hüpfte auf und ab wie ein Pingpongball, und ihr kleines, rundes Gesicht lief vor Triumphgefühl und Wut rot an.
    »Bettler!«, rief sie, so laut sie konnte. »Kesselflicker! Zigeuner!«
    »Mrs. Chisholm! Mrs. Bug!«, appellierte ich an die beiden, aber keine von ihnen schenkte mir auch nur die geringste Aufmerksamkeit.
    »Vettel! Dumme Pute!«, bellte Mrs. Chisholm unter weiteren, heftigen Besenstößen. Die Kinder kreischten und brüllten, und Mrs. Chisholm - die eine sehr kräftige Frau war - trat mir fest auf den Zeh.
    Dies fiel nun unter die Überschrift »Mehr als genug«, und ich baute mich mit Funken sprühenden Augen vor Mrs. Chisholm auf. Sie wich zurück und ließ den Besen fallen.
    »Ha! Ihr Hurenpack! Ihr und -«
    Mrs. Bugs schrille Rufe hinter mir verstummten plötzlich, und ich wirbelte erneut herum und entdeckte Brianna. Offenbar war sie um das Haus herumgelaufen und durch die Küche hereingekommen. Jetzt hielt sie Mrs. Bug ein gutes Stück über den Boden, einen Arm um ihre Taille gelegt, die andere Hand fest auf ihren Mund gepresst. Mrs. Bug trat wild mit ihren winzigen
Füßen um sich, und oberhalb der knebelnden Hand quollen ihr die Augen hervor. Brianna sah mich an und verdrehte die Augen, dann trat sie den Rückzug durch die Küchentür an und nahm ihre Gefangene mit.
    Ich machte kehrt, um mich mit Mrs. Chisholm zu befassen, sah aber nur noch ihren Leinenrock vor der Haustür um die Ecke verschwinden. Das Kinderjammern entfernte sich wie Sirenengeheul. Der Besen lag zu meinen Füϐen. Ich hob ihn auf, ging in mein Sprechzimmer und schloss die Tür.
    Ich kniff die Augen zu und stützte mich mit den Händen auf die Arbeitsplatte. Ich verspürte ein plötzliches, irrationales Bedürfnis, auf

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