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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ziehen wir gegen die Grants.«
    »So war es auch«, sagte Jamie. »Allerdings nicht in dieser Nacht. Als es dunkel wurde, hat Dougal das Kreuz in Brand gesteckt und hat den Clan gerufen. Er hat das brennende Holz mit Schafsblut gelöscht - und zwei Männer sind mit dem flammenden Kreuz vom Burghof geritten, um es durch die Berge zu tragen. Vier Tage später standen dreihundert Männer auf diesem Hof, bewaffnet mit Schwertern, Pistolen und Dolchen - und in der Dämmerung des fünften Tages sind wir gegen die Grants gezogen.«

    Er hatte den Finger weiter im Mund des Babys, und sein Blick war abwesend, während er zurückdachte.
    »Das war das erste Mal, dass ich mein Schwert gegen einen anderen Menschen eingesetzt habe«, sagte er. »Ich weiß es noch sehr gut.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, murmelte ich. Jemmy fing erneut an, sich zu winden und zu protestieren; ich streckte die Arme aus und hob ihn auf meinen Schoß, um ihn mir anzusehen - und natürlich, seine Windel war nass. Zum Glück hatte ich noch eine dabei, die ich mir für den Fall des Falles in meinen Gürtel gesteckt hatte. Ich legte ihn über meine Knie, um ihn zu wickeln.
    »Also hat dieses Kreuz auf unserem Hof...«, sagte ich vorsichtig, den Blick auf meine Arbeit gerichtet, »...mit der Miliz zu tun, ja?«
    Jamie seufzte, und ich konnte sehen, wie sich der Schatten der Erinnerung hinter seinen Augen bewegte.
    »Aye«, sagte er. »Früher einmal konnte ich rufen, und die Männer sind gekommen, ohne zu fragen - weil sie meine Männer waren. Blutsverwandte, Männer von meinem Land.«
    Sein Blick war verschleiert und richtete sich auf den Berghang, der sich vor uns erhob. Ich glaubte allerdings nicht, dass er die bewaldeten Höhen der Wildnis von Carolina sah, sondern vielmehr die kahlen Berge und die steinigen Katstellen von Lallybroch. Ich legte meine freie Hand auf sein Handgelenk; seine Haut war kalt, doch ich konnte seine Hitze spüren, gleich unter der Oberfläche, wie steigendes Fieber.
    »Sie sind um deinetwillen gekommen - aber du hast das Gleiche für sie getan, Jamie. Du bist in Culloden zu ihnen geeilt. Du hast sie dorthin geführt - und du hast sie zurückgebracht.«
    Welche Ironie, dachte ich, dass die Männer, die damals gekommen waren, um auf sein Geheiß zu dienen, zum Großteil nach wie vor sicher in Schottland lebten. Kein Fleck der Highlands war von dem Krieg unberührt geblieben, doch Lallybroch und seine Bewohner waren zum Großteil unversehrt- dank Jamie.
    »Aye, so ist es.« Er wandte sich mir zu und sah mich an, und ein reuiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Seine Hand umspannte für einen Moment die meine, dann ließ er wieder locker, und die Linie zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich erneut. Er wies mit einer ausladenden Geste auf die umliegenden Berge.
    »Aber diese Männer-es gibt keine verwandtschaftlichen Verpflichtungen zwischen ihnen und mir. Sie sind keine Frasers, ich bin weder ihr Gutsherr noch ihr Familienoberhaupt. Wenn sie kommen, um an meiner Seite zu kämpfen, ist es ihr freier Wille.«
    »Der«, sagte ich trocken, »und Gouverneur Tryons.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, das stimmt nicht. Weiß der Gouverneur, welche Männer hier leben
oder seinem Ruf folgen?« Er verzog leicht das Gesicht. »Er kennt mich -und das reicht ihm voll und ganz.«
    Ich musste zugeben, dass dem so war. Tryon würde weder wissen, noch würde es ihn interessieren, wen Jamie ihm brachte - wichtig war nur, dass er mit einer zufriedenstellenden Anzahl von Männern erschien, um für den Gouverneur die Drecksarbeit zu erledigen.
    Darüber dachte ich nach, während ich Jemmys Pobacken mit meinem Rocksaum trocken tupfte. Alles, was ich von der amerikanischen Revolution wusste, waren die Dinge, die ich Briannas Schulbüchern aus zweiter Hand entnommen hatte - und ausgerechnet ich wusste nun wirklich, wie groß die Kluft zwischen Geschichtsschreibung und Realität sein konnte.
    Außerdem hatten wir in Boston gelebt, und natürlich spiegelten die Schulbücher die Lokalgeschichte wider. Der allgemeine Eindruck, den man bekam, wenn man Begriffe wie Lexington und Concord las, war, dass jeder waffenfähige Bewohner dieser Gegend Mitglied der Miliz war und dass sie alle beim ersten Anzeichen eines Alarms zu den Waffen eilten und nur so darauf brannten, ihren Dienst an der Gemeinschaft zu leisten. Vielleicht war es ja so, vielleicht auch nicht - aber das Hinterland von Carolina war mit Boston nicht im Mindesten zu vergleichen.
    Ich

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