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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mir, Sassenach, oder gehst du mit Roger?«
    »Oh, ich gehe mit dir«, sagte ich, ohne zu zögern. »Ich möchte sehen, was diese Beardsleys für Leute sind.«
    Er lächelte und strich sich mit einer Hand das Haar zurück, bevor er sich den Hut wieder aufsetzte. Er trug sein Haar offen, um Hals und Ohren vor der Kälte zu schützen, und es leuchtete wie geschmolzenes Kupfer in der Morgensonne.
    »Das habe ich mir gedacht. Aber achte auf dein Gesicht«, warnte er mich halb spöttisch. »Pass auf, dass du nicht den Mund aufreißt oder rot wirst, wenn sie ihren vermissten Dienstburschen erwähnen.«
    »Kümmere dich um dein eigenes Gesicht«, sagte ich mürrisch. »Hat Josiah eigentlich gesagt, ob man ihn und seinen Bruder schlecht behandelt hat?« Ich fragte mich, ob möglicherweise mehr hinter Josiahs Flucht steckte als nur der Vorfall mit dem Käse.
    Jamie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihn nicht gefragt, und er hat nichts gesagt - aber frag dich doch einmal, Sassenach, ob du ein anständiges Zuhause verlassen würdest, um allein im Wald zu leben, dein Bett im kalten Laub aufzuschlagen und Würmer und Grillen zu essen, bis du gelernt hast zu jagen?«
    Er trieb sein Pferd an, um Roger entgegenzureiten, und überließ es mir, über diese Frage nachzusinnen. Kurz darauf kehrte er zurück, und ich ritt an seine Seite, denn ich hatte noch eine Frage, die mich beschäftigte.

    »Aber wenn es hier so schlimm war, dass er sich gezwungen sah zu gehen - warum ist sein Bruder dann nicht mitgegangen?«
    Jamie sah mich überrascht an, doch dann lächelte er, wenn auch ein wenig grimmig.
    »Keziah ist taub, Sassenach.«
    Nicht von Geburt an taub, wie Josiah ihm erzählt hatte; sein Zwillingsbruder hatte das Gehör als Folge einer Verletzung verloren, die er mit ungefähr fünf erlitten hatte. Daher konnte Keziah sprechen, aber außer sehr lauten Geräuschen konnte er nichts hören, und da er nicht in der Lage war, das Geräusch raschelnder Blätter oder schlurfender Füße wahrzunehmen, konnte er weder jagen, noch eventuellen Verfolgern entgehen.
    »Er sagt, Keziah versteht ihn, und das stimmt zweifellos. Als wir uns in die Scheune geschlichen haben, habe ich unten Wache gehalten, während der Junge die Leiter zum Heuboden hinaufgestiegen ist. Ich habe keinen Ton gehört, aber innerhalb einer Minute waren beide Jungen unten bei mir, und Keziah hat sich den Schlaf aus den Augen gerieben. Mir war gar nicht klar gewesen, dass sie Zwillinge waren; ich war ziemlich verblüfft, die beiden da stehen zu sehen, ähnlich, wie sie sich sind.«
    »Ich frage mich, warum Keziah seine Hose nicht mitgebracht hat«, sprach ich einen anderen Gedanken an, der mich verwunderte.
    Jamie lachte voll Ironie.
    »Danach habe ich auch gefragt. Anscheinend hatte er sie am Abend zuvor ausgezogen, sie im Heu liegen gelassen, und eine der Katzen hatte ihre Jungen darauf bekommen. Er wollte sie nicht stören.«
    Ich lachte ebenfalls, wenn ich auch gleichzeitig beklommen an die bleichen, nackten Füße des Jungen dachte, deren blau angehauchte Haut im Schein des Feuers purpurn ausgesehen hatte.
    »Guter Junge. Und seine Schuhe?«
    »Er hatte keine.«
    Inzwischen hatten wir den Fuß des Abhangs erreicht. Die Pferde traten auf der Stelle und zogen langsame Kreise um Jamie, während die Männer den Weg festlegten, einen Treffpunkt vereinbarten, sich verabschiedeten. Dann pfiff Roger - der dabei sogar relativ wenig befangen wirkte - durch die Zähne und schwenkte seinen Hut, um die Männer zusammenzurufen. Ich sah zu, wie er davonritt, und bemerkte, wie er sich halb im Sattel umwandte, sich dann zurückwandte und den Blick geradeaus richtete.
    »Er ist sich nicht sicher, ob sie ihm wirklich folgen werden«, sagte Jamie, der ihn ebenfalls beobachtete. Er schüttelte kritisch den Kopf, dann zuckte er mit den Achseln und verwarf den Gedanken. »Aye, nun ja. Er wird schon zurechtkommen, oder auch nicht.«
    »Er kommt zurecht«, sagte ich und dachte dabei an die vergangene Nacht.
    »Freut mich, dass du das denkst, Sassenach. Dann komm.« Er schnalzte mit der Zunge und wandte den Kopf seines Pferdes.

    »Wenn du dir nicht sicher bist, ob Roger zurecht kommt, warum schickst du ihn dann allein?«, fragte ich an seinen Rücken gerichtet, der im Sattel schwankte, als wir das lichte Wäldchen betraten, das zwischen uns und der jetzt unsichtbaren Farm lag. »Warum hältst du die Männer nicht zusammen und führst sie selbst nach Brownsville?«
    »Erstens lernt er nichts, wenn

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