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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die Lichtung, auf die verstreuten Männer, auf Jamie, Roger und mich.
    Josiah ignorierte den Schmerz seiner verbrannten Hand, der furchtbar sein musste, erhob sich und trat rasch und sanft an die Seite seines Bruders und ergriff seinen Arm.
    Ich stand auf, langsam, um sie nicht zu erschrecken. Sie beobachteten mich, identische Mienen des Argwohns in ihren schmalen, weißen Gesichtern. Identisch. Ja, genau die gleichen, verkniffenen Gesichter - obwohl der andere Junge das Haar lang trug. Alles, was er anhatte, war ein zerlumptes Hemd, und er war barfuß. Ich sah, wie Josiah seinem Bruder beruhigend den Arm drückte, und in mir stieg eine Ahnung auf, was genau er gestohlen hatte. Ich brachte ein Lächeln für die beiden zustande, dann hielt ich Josiah die Hand entgegen.
    »Lasst mich Eure Hand sehen«, flüsterte ich.
    Er zögerte ein paar Sekunden, dann gab er mir die rechte Hand. Es war ein sauberer, ordentlicher Schnitt; so ordentlich, dass mir im ersten Moment leicht schwindelig wurde. Die Haut an der Daumenwurzel war sauber abgeschnitten, die offene Wunde mit glühendem Metall kauterisiert. Ein schwarz-rotes, verkrustetes Oval war an die Stelle des anklagenden Brandzeichens getreten.

    Ich hörte eine leise Bewegung hinter mir; Roger hatte meine Arzneitruhe geholt und sie zu meinen Füßen abgestellt.
    Es gab nicht viel für die Wunde zu tun, außer, ein wenig Enziansalbe aufzutragen und den Daumen mit einem sauberen, trockenen Tuch zu verbinden. Dabei beobachtete ich Jamie aus dem Augenwinkel; er hatte seinen Dolch in die Scheide gesteckt und sich rasch erhoben, um in den Bündeln und Satteltaschen zu kramen. Als ich kurz darauf fertig war, war er mit einem kleinen Essensbündel zurück, das er in ein Halstuch gewickelt hatte, und mit einer überzähligen Decke, die zu einer Rolle zusammengebunden war. Über seinem Arm trug er meine abgelegte Hose.
    Diese reichte er dem neuen Jungen, gab Josiah das Essen und die Decke, dann legte er ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie fest. Er berührte den anderen Jungen sanft und drehte ihn zum Wald, indem er ihm die Hand auf den Rücken legte. Dann wies er mit einem Ruck seines Kopfes auf die Bäume, und Josiah nickte. Er sah mich an und tippte sich an die Stirn. Der weiße Verband an seinem Daumen leuchtete auf, und er flüsterte: »Dank’ Euch, Ma’am.«
    Die beiden Jungen verschwanden lautlos im Wald. Die nackten Füße des Zwillings blitzten hell unter dem wehenden Saum der Hose auf, als er seinem Bruder folgte.
    Jamie nickte Kenny zu, dann setzte er sich am Feuer nieder und ließ plötzlich erschöpft die Schultern nach vorn sinken. Ich goss ihm einen Kaffee ein, und er nahm ihn entgegen. Sein Mund zuckte im Versuch eines dankbaren Lächelns, das in einem heftigen Hustenanfall unterging.
    Ich griff nach dem Becher, bevor der Kaffee überschwappen konnte, und fing über Jamies Schulter hinweg Rogers Blick auf. Er nickte gen Osten und legte einen Finger an seine Lippen, dann zuckte er mit den Achseln und verzog das Gesicht zu einer resignierten Grimasse. Er wollte genauso gern wie ich wissen, was geschehen war - und warum. Doch er hatte Recht - die Nacht verblasste schon. Es würde bald dämmern, und die Männer - die allesamt für gewöhnlich beim ersten Lichtstrahl erwachten - würden an die Oberfläche des Bewusstseins zurückkehren.
    Jamie hatte aufgehört zu husten, machte aber schreckliche Gurgelgeräusche, um den Hals frei zu bekommen - er hörte sich an wie ein Schwein, das im Schlamm erstickt.
    »Hier«, flüsterte ich und reichte ihm den Becher wieder. »Trink, und dann leg dich hin. Du solltest wenigstens ein bisschen schlafen.«
    Er schüttelte den Kopf und hob den Becher an seine Lippen. Er schluckte und verzog das Gesicht, weil der Kaffee so bitter schmeckte.
    »Das lohnt sich nicht mehr«, krächzte er. Er wies mit dem Kopf nach Osten, wo sich die buschigen Kiefern jetzt wie schwarze Tuschezeichnungen vor dem grauer werdenden Himmel abhoben. »Und außerdem muss ich mir überlegen, was zum Teufel ich jetzt mache.«

27
    Gevatter Tod klopft an
    Ich konnte meine Ungeduld nur mit Mühe so lange zügeln, bis die Männer aufgestanden waren und gegessen hatten, das Lager - irritierend langsam - abgebrochen hatten und aufgestiegen waren. Endlich jedoch fand ich mich einmal mehr auf dem Pferderücken wieder und ritt durch einen Morgen, der so frisch und kalt war, dass ich das Gefühl hatte, die Luft, die ich einatmete, könnte zersplittern.
    »Okay«,

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