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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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toxische Substanz befunden; ich blickte zu der kleinen Katze hinunter, die sich an einem sonnigen Fleck auf dem Boden zusammen gerollt hatte, ein Bild schlaftrunkenen Wohlbefindens.

    Doch in drei der verbleibenden Schalen war die Oberfläche von schwammigen Matten aus blau geflecktem Samt überzogen, und meine Untersuchung einer Probe daraus hatte mir gerade bestätigt, dass ich tatsächlich hatte, wonach ich suchte. Es war nicht der Schimmelpilz selbst, der antibiotisch wirkte - es war ein klares Sekret, das von ihm abgesondert wurde, als Mittel zum Schutz vor Bakterienattacken. Diese Substanz war das Penizillin, und das war es, was ich wollte.
    Ich hatte Jamie das alles erklärt, während er auf einem Hocker saß und mir zusah, wie ich die Brühe mit den lebenden Kulturen erneut durch ein Stück Gaze goss, um sie zu filtern.
    »Dann hast du jetzt also Brühe, in die der Schimmelpilz gepisst hat, aye? Das ist sehr vernünftig.«
    »Ach ja?«
    »Nun, man benutzt ja auch andere Pissearten als Arznei, warum also nicht auch diese?«
    Er hob zur Illustration das große, schwarze Notizbuch. Ich hatte es aufgeschlagen auf der Arbeitsfläche liegen gelassen, nachdem ich die jüngste Serie meiner Experimente protokolliert hatte, und er hatte sich mit der Lektüre einiger Seiten amüsiert, die der Vorbesitzer des Buches, ein gewisser Dr. Daniel Rawlings, beschriftet hatte.
    »Daniel Rawlings vielleicht - ich nicht.« Da ich beide Hände voll zu tun hatte, wies ich mit dem Kinn auf den Eintrag auf der geöffneten Seite. »Wozu hat er sie denn benutzt?«
    »Latwerge zur Behandlung von Skorbut«, las er, und sein Finger folgte den kleinen Zeilen in Rawlings’ ordentlicher Schrift. »Zwei Knoblauchknollen, mit sechs Radieschen zerstampft, dazu Perubalsam und zehn Tropfen Myrrhe, zu mischen mit dem Wasser eines männlichen Kindes, bis es gut trinkbar ist.«
    »Von der letzten Zutat abgesehen, hört es sich wie eine ziemlich exotische Würzmischung an«, sagte ich belustigt. »Was meinst du, wozu sie wohl am besten passt? Hasenschmorbraten? Kalbsragout?«
    »Nein, Kalb schmeckt zu mild für die Radieschen. Hammeleintopf vielleicht«, erwiderte er. »Hammel kann alles vertragen.« Er fuhr sich geistesabwesend mit der Zunge über die Oberlippe.
    »Warum ein männliches Kind, was meinst du, Sassenach? Diese Vorschrift habe ich schon öfter in solchen Rezepten gefunden - Aristoteles spricht davon, und einige andere der antiken Philosophen auch.«
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und begann, meine Objektträger wegzuräumen.
    »Nun, es ist in jedem Fall einfacher, den Urin eines Jungen aufzufangen als den eines kleinen Mädchens; probier es ruhig einmal aus. Und seltsamerweise ist der Urin männlicher Babys sehr sauber, wenn auch nicht ganz steril; vielleicht ist den antiken Philosophen ja aufgefallen, dass ihre Formeln
bessere Ergebnisse zeitigten, wenn sie Kinderurin an Stelle des üblichen Trinkwassers benutzten, falls sie dies aus öffentlichen Aquädukten und Brunnen holten.«
    »Steril bedeutet Freiheit von Keimen, nicht Unfruchtbarkeit?« Er warf meinem Mikroskop einen argwöhnischen Blick zu.
    »Ja. Oder besser - es vermehren sich keine Keime darin, weil keine da sind.«
    Da ich jetzt die Arbeitsfläche bis auf das Mikroskop und die Gefäße mit der penizillinhaltigen Brühe - zumindest hoffte ich, dass sie penizillinhaltig war - leer geräumt hatte, begann ich mit den Vorbereitungen für die Operation. Ich holte die kleine Kiste mit meinen chirurgischen Instrumenten herunter und nahm eine große Flasche mit Rohalkohol aus dem Schrank.
    Ich reichte sie Jamie zusammen mit dem kleinen Alkoholbrenner, den ich konstruiert hatte - eine leere Tintenflasche mit einem gedrehten Docht aus gewachstem Flachs, der durch einen Korken im Hals der Flasche lief.
    »Mach mir das bitte voll, ja? Wo sind die Jungen?«
    »Betrinken sich in der Küche.« Er runzelte konzentriert die Stirn, während er den Alkohol eingoss. »Ist der Urin kleiner Mädchen denn nicht sauber? Oder ist er nur schwieriger zu bekommen?«
    »Nein, er ist tatsächlich nicht so sauber wie der eines Jungen.« Ich breitete ein sauberes Tuch auf der Arbeitsfläche aus und legte zwei Skalpelle, eine langschenklige Zange und eine Handvoll kleinerer Kautereisen darauf zurecht. Ich kramte im Schrank herum und brachte ein paar Baumwollbäusche zum Vorschein. Baumwollstoff war fürchterlich teuer, aber ich hatte das Glück gehabt, Farquard Campbells Frau im Austausch für ein

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