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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Glas Honig einen Sack Rohbaumwolle abzuluchsen.
    »Man könnte es so ausdrücken, dass der... äh... Weg nach draußen weniger direkt ist. Also nimmt der Urin Bakterien und Ablagerungen aus den Hautfalten mit.« Ich sah mich nach ihm um und lächelte. »Nicht, dass du deshalb Grund hättest, dir überlegen vorzukommen.«
    »Das würde mir im Traum nicht einfallen«, versicherte er mir. »Bist du fertig, Sassenach?«
    »Ja, geh sie holen. Oh, und bring die große Schüssel mit!«
    Er ging aus dem Zimmer, und ich drehte mich zum Fenster um, das nach Osten zeigte. Tags zuvor hatte es heftig geschneit, doch heute war ein schöner, heller Tag, klar und kalt, und die Sonne spiegelte sich mit dem Funkeln einer Million Diamanten in den schneebedeckten Bäumen. Ich hätte mir keinen besseren Tag wünschen können; ich würde jedes Fünkchen Licht brauchen, das ich bekommen konnte.
    Ich legte die Kautereisen zum Erhitzen in das kleine Kohlebecken. Dann holte ich mein Amulett aus dem Schrank, legte es mir um den Hals, so dass es unter dem Mieder meines Kleides hing, und nahm die schwere Leinenschürze von ihrem Haken hinter der Tür. Ich zog auch diese an, dann trat
ich zum Fenster und blickte auf die gefrorene Zuckergusslandschaft hinaus, um meinen Verstand zu leeren und meinen Geist auf mein Vorhaben vorzubereiten. Es war keine schwierige Operation, und ich hatte sie schon oft durchgeführt - allerdings noch nie an einem Patienten, der aufrecht und bei Bewusstsein vor mir saß, und das war immer etwas anderes.
    Außerdem war das letzte Mal mehrere Jahre her, und ich schloss die Augen, um mich daran zu erinnern, mir die einzelnen Schritte bildlich vorzustellen, und ich spürte, wie die Muskeln meiner Hand als Reaktion auf meine Gedanken zuckten und die Bewegungen vorweg nahmen, die ich machen würde.
    »Gott steh mir bei«, flüsterte ich und bekreuzigte mich.
    Stolpernde Schritte, kichernde Stimmen und Jamies brummende Stimme kamen aus dem Flur, und ich drehte mich lächelnd um, um meine Patienten zu begrüßen.
    Ein Monat mit gutem Essen, sauberen Kleidern und warmen Betten hatte den Beardsleys immens gut getan, sowohl, was ihre Gesundheit, als auch ihre Erscheinung anging. Sie waren beide immer noch klein, hager und leicht o-beinig, doch ihre eingefallenen Gesichter hatten sich ein wenig ausgefüllt, ihr dunkles Haar umrahmte weich ihre Köpfe, und der Ausdruck gehetzten Argwohns war zumindest zum Teil aus ihren Augen gewichen.
    Im Moment war der Blick besagter Augen leicht glasig, und Lizzie sah sich gezwungen, Keziah am Arm zu packen, damit er nicht über einen Hocker stolperte. Jamie hatte Josiah fest an der Schulter ergriffen; er schob den Jungen zu mir herüber, dann stellte er die Puddingschüssel ab, die er unter dem anderen Arm trug.
    »Alles in Ordnung?« Ich lächelte Josiah an und drückte ihm beruhigend den Arm. Er schluckte krampfhaft und grinste mich Schauder erregend an; er war nicht betrunken genug, um keine Angst zu haben.
    Ich ließ ihn Platz nehmen, plauderte beruhigend auf ihn ein, schlang ihm ein Handtuch um den Hals und stellte ihm die Schüssel auf den Schoß. Ich hoffte, er würde sie nicht fallen lassen; sie war aus Porzellan und war die einzige, große Schüssel, die wir hatten. Zu meiner Überraschung stellte sich Lizzie hinter ihn und legte ihm ihre kleinen Hände auf die Schultern.
    »Willst du wirklich hier bleiben, Lizzie?«, fragte ich skeptisch. »Ich glaube, wir kommen gut zurecht.« Jamie war an Blut und allgemeines Gemetzel mehr als gewöhnt; dagegen konnte ich mir nicht vorstellen, dass Lizzie jemals mehr als die üblichen Krankheiten und vielleicht die eine oder andere Geburt mit angesehen hatte.
    »Oh, nein, Ma’am; ich bleibe.« Sie schluckte ebenfalls, machte aber ein tapferes Gesicht. »Ich habe Jo und Kezzie versprochen, dass ich die ganze Zeit bei ihnen bleibe.«
    Ich sah Jamie an, und er zog eine Schulter zu einem angedeuteten Achselzucken hoch.

    »Nun gut.« Ich ergriff eins der Steingutgefäße mit der Penizillinbrühe, verteilte sie auf zwei Tassen und gab jedem der Zwillinge eine zu trinken.
    Die Magensäure würde wahrscheinlich den Großteil des Penizillins außer Gefecht setzen, doch es würde - so hoffte ich - die Bakterien in ihren Hälsen abtöten. Eine weitere Dosis, mit der ich die wunden Stellen nach der Operation spülen würde, beugte vielleicht einer Entzündung vor.
    Es war unmöglich, exakt zu wissen, wie viel Penizillin sich in der Brühe befand; möglich,

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