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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Trotz zielsicher in Richtung des Stalles davon.
    »Es wird nicht mehr als einen Augenblick in Anspruch nehmen«, versicherte er mir. »Ich freue mich schon den ganzen Tag darauf, Euch meine Überraschung zu zeigen. Ihr werdet ganz verzaubert sein, darauf gebe ich Euch mein Wort!«
    Ich ergab mich kraftlos; es würde wohl weniger anstrengend sein, mitzugehen und mir die verdammten Pferde noch einmal anzusehen, als mit ihm zu streiten - und mir blieb in jedem Fall noch reichlich Zeit, mich vor der Trauung mit Jocasta zu unterhalten. Diesmal gingen wir jedoch am Paddock vorbei, wo Lucas und seine Gefährten sich geduldig von zwei Herren inspizieren ließen, die mutig auf den Zaun geklettert waren, um sie genauer zu betrachten.
    »Das ist wirklich ein erstaunlich friedfertiger Hengst«, sagte ich beifällig und verglich Lucas’ freundliches Betragen im Geiste mit Gideons Raubrittermanier. Jamie war immer noch nicht dazu gekommen, das Pferd zu kastrieren, und so hatte es auf dem Weg nach River Run so gut wie alle Beteiligten gebissen, ganz gleich ob Pferd oder Mensch.
    »Ein Charaktermerkmal dieser Rasse«, erwiderte Wylie, während er die Tür des großen Stalles aufschob. »Sie sind ausgesprochen liebenswerte Pferde, obwohl ihre sanfte Veranlagung ihrer Intelligenz keinen Abbruch tut, das versichere ich Euch. Hier entlang, Mrs. Fraser.«
    Verglichen mit dem strahlend hellen Tag draußen, herrschte im Inneren des Stalles tiefe Dunkelheit; es war so dunkel, dass ich über einen unebenen Pflasterstein im Fußboden stolperte, und Mr. Wylie ergriff meinen Arm, als ich mit einem erschrockenen Aufschrei vornüberstolperte.
    »Alles in Ordnung, Mrs. Fraser?«, fragte er und richtete mich wieder auf.
    »Ja«, sagte ich, ein wenig außer Atem. In Wirklichkeit hatte ich mir allerdings heftig den Zeh gestoßen und war außerdem mit dem Knöchel umgeknickt - meine neuen, mit Saffianleder besohlten Schuhe waren zwar sehr hübsch, aber ich hatte sie noch nicht richtig eingelaufen. »Ich würde nur gern einen Moment stehen bleiben - bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.«
    Er leistete meiner Bitte Folge, ohne jedoch meinen Arm loszulassen. Stattdessen zog er meine Hand durch seine Ellenbeuge und hakte sie dort unter, um mir mehr Halt zu geben.
    »Stützt Euch auf mich«, sagte er schlicht.
    Das tat ich, und wir standen ein paar Sekunden schweigend da. Ich hielt meinen verletzten Fuß hochgezogen wie ein Reiher, während ich darauf wartete,
dass das Pochen in meinen Zehen aufhörte. Mr. Wylie schien der Sinn ausnahmsweise nicht nach Bonmots und anderen Scherzen zu stehen - vielleicht lag es an der friedvollen Atmosphäre.
    Ställe haben stets etwas Friedvolles an sich, da Pferde und ihre Pfleger meistens liebenswürdige Geschöpfe sind. Dieser Stall jedoch strahlte etwas ganz Besonderes aus, er war still und gleichzeitig von Energie erfüllt. Ich konnte leises Rascheln und Stampfen hören und die zufriedenen Geräusche eines Pferdes, das in unserer unmittelbaren Nähe Heu kaute.
    So dicht neben Philip Wylie nahm ich sein Parfum wahr, doch selbst der teure Hauch von Bergamotte und Moschus kam nicht gegen die Stallgerüche an. Es roch nach frischem Stroh und Hafer, nach Ziegeln und Holz, doch unter all dem lag auch ein schwacher Geruch nach etwas Elementarerem - Dung, Blut und Milch; die Grundelemente der Mutterschaft.
    »Man kommt sich hier innen vor wie im Mutterleib, nicht wahr?«, sagte ich leise. »So warm und dunkel. Ich kann beinahe den Herzschlag spüren.«
    Wylie lachte, jedoch leise.
    »Es ist meiner«, sagte er. Er hob kurz die Hand an seine Weste, ein dunkler Schatten auf dem bleichen Satin.
    Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit, aber dennoch war das Licht im Stall sehr gedämpft. Die Schattengestalt einer Stallkatze glitt geschmeidig an uns vorbei und brachte mich ins Wanken, so dass ich mit meinem verletzten Fuß auftrat. Er konnte noch kein Gewicht aufnehmen, doch ich konnte ihn zumindest auf den Boden stellen.
    »Könnt Ihr kurz allein stehen?«, fragte Wylie.
    Ohne meine Antwort abzuwarten, löste er sich von mir und zündete eine Laterne an, die vor uns auf einem Hocker stand. Ich hörte ein paar Mal das leise Klirren von Feuerstein auf Stahl, dann fing der Docht Feuer, und eine sanfte Kugel aus gelbem Licht umfing uns wie ein Ballon. Dann ergriff er mit seiner freien Hand erneut meinen Arm und führte mich zum hinteren Ende des Stalles.
    Sie waren ganz hinten in der Laufbox. Philip

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