Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
regelmäßig vor sich hin. Als sie auf Zehenspitzen die Hintertreppe wieder hinunterstiegen, gab sie Jamie den Silberbecher.
    »Hier. Wusstest du, dass es einer von Duncans Bechern ist?«
    »Nein.« Er zog eine Augenbraue hoch und runzelte die Stirn. »Was meinst du damit, >Duncans Becher    »Tante Jocasta hat Duncan zur Hochzeit einen Satz mit sechs Bechern machen lassen. Sie hat sie mir gestern gezeigt. Siehst du das?« Sie drehte den Becher in der Hand, um ihm das eingravierte Monogramm zu zeigen - ein »I« für »Innes« und ein kleiner Fisch mit wunderhübsch herausgearbeiteten Flossen schwamm um den Buchstaben herum.

    »Sagt dir das etwas?«, fragte sie, als sie sah, wie sich seine Stirn interessiert in Falten legte.
    »Vielleicht.« Er zog ein sauberes Cambrictaschentuch hervor und wickelte den Becher sorgfältig ein, bevor er ihn in seine Rocktasche steckte. »Ich werde es herausfinden. Kannst du unterdessen Roger Mac suchen?«
    »Natürlich, warum?«
    »Nun, wenn die gute Betty hier die Hälfte eines Bechers mit Rumpunsch getrunken hat und er sie so umgeworfen hat, würde ich gern denjenigen finden, der die erste Hälfte getrunken hat, und erfahren, ob er sich in einem ähnlichen Zustand befindet.« Er zog eine Augenbraue hoch und sah sie an. »Wenn jemand eine Droge in den Punsch geschüttet hat, dann war sie doch wahrscheinlich für jemand Bestimmten gedacht, aye? Vielleicht könntest du dich mit Roger Mac diskret nach weiteren Opfern im Gebüsch umsehen?«
    Diese Möglichkeit war ihr in der Eile, Betty die Treppe hinaufzubefördern, gar nicht in den Sinn gekommen.
    »Gut. Ich sollte nur erst nach Phaedre oder Ulysses suchen und einem von ihnen sagen, dass Betty krank ist.«
    »Aye. Wenn du mit Phaedre sprichst, könntest du dich erkundigen, ob Betty außer dem Alkohol auch noch Opium nimmt? Obwohl ich das nicht für wahrscheinlich halte«, fügte er trocken hinzu.
    »Ich auch nicht«, sagte sie im gleichen Tonfall. Doch sie verstand, was er meinte; vielleicht war der Punsch ja gar nicht manipuliert worden, sondern Betty hatte das Laudanum absichtlich zu sich genommen. Es war denkbar; sie wusste, dass Jocasta Laudanum in der Kräuterkammer hatte. Doch wenn sie es selbst genommen hatte, hatte sie es getan, um sich zu berauschen - oder hatte das Dienstmädchen womöglich Selbstmordabsichten gehabt?
    Sie betrachtete stirnrunzelnd Jamies Rücken, als er jetzt am Fuß der Treppe stehen blieb und lauschte, bevor er in den Flur trat. Man konnte sich leicht vorstellen, dass das Elend der Sklaverei einen Menschen zum Selbstmord treiben konnte. Gleichzeitig musste sie jedoch ehrlich zugeben, dass Jocastas Haussklaven kein schlechtes Leben führten; besser als viele freie Individuen - schwarz wie weiß -, die sie in Wilmington und Cross Creek gesehen hatte.
    Das Zimmer der Bediensteten war sauber, die Betten grob gezimmert, aber bequem. Die Haussklaven hatten anständige Kleider, sogar bis hin zu Schuhen und Strümpfen, und mehr als genug zu essen. Und was die emotionalen Komplikationen betraf, die einen Menschen dazu bringen konnten, an Selbstmord zu denken - nun, diese waren nicht allein auf Sklaven beschränkt.
    Sehr viel wahrscheinlicher war, dass Betty nur eine Säuferin war, die jede auch nur vage alkoholische Substanz trank - darauf deutete jedenfalls der Geruch ihrer Kleider hin. Doch wenn das so war, warum sollte sie dann den riskanten Laudanumdiebstahl an einem Tag begangen haben, an dem durch
die Hochzeitsgesellschaft sicher gestellt war, dass es Getränke jeder Art in Hülle und Fülle geben würde?
    Sie sah sich widerstrebend zu demselben Schluss gezwungen, den auch ihr Vater garantiert inzwischen gezogen hatte. Betty hatte das Laudanum - wenn es Laudanum war, erinnerte sie sich mahnend - unbeabsichtigt zu sich genommen. Und wenn das so war... aus wessen Becher hatte sie dann getrunken?
    Jamie drehte sich um, gebot ihr mit geschürzten Lippen Schweigen und bedeutete ihr mit einer Geste, dass die Luft rein war. Sie folgte ihm rasch durch den Flur ins Freie und atmete erleichtert auf, als sie unbeobachtet den Weg erreichten.
    »Was wolltest du überhaupt dort, Pa?«, fragte sie. Er machte ein verständnisloses Gesicht.
    »Im Gemüsegarten«, erläuterte sie. »Wie hast du Betty gefunden?«
    »Oh.« Er ergriff ihren Arm und führte sie vom Haus fort. Sie schlenderten lässig zum Paddock, unschuldige Gäste, die sich die Pferde ansehen wollten. »Ich hatte mich gerade drüben unter den Bäumen mit

Weitere Kostenlose Bücher