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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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verbittert.
»Erinnert Ihr Euch nicht an den Abend, als ich Euch das gesagt habe? Dann ist das Hohelied für Euch also >höfliche Unterhaltung<, ja?«
    »Ach du dickes - ich meine, lieber Himmel.« Jetzt kamen mir doch leichte Schuldgefühle; wir hatten in der Tat auf Jocastas Empfang vor zwei oder drei Jahren ein Gespräch in dieser Richtung geführt. Und er konnte sich noch daran erinnern? Das Hohelied war schon starker Tobak; womöglich hatte das eine Zitat... Dann schüttelte ich mich im Geiste und richtete mich auf.
    »Unsinn«, erklärte ich. »Ihr habt Euch über mich lustig gemacht, und ich habe es Euch einfach nur mit gleicher Münze zurückgezahlt. Und jetzt muss ich wirklich -«
    »Ihr habt mich heute hierher begleitet. Allein.« Entschlossenen Blickes trat er erneut einen Schritt auf mich zu. »Der glückliche Zufall Eurer Fußverletzung, die Euch zwang, Euch auf mich zu stützen...« Er fing schon wieder damit an, der eingebildete Sturkopf!
    »Mr. Wylie!«, sagte ich bestimmt und drehte mich zur Seite. »Es tut mir schrecklich Leid, wenn Ihr die Situation irgendwie missverstanden habt, aber ich bin sehr glücklich verheiratet, und ich hege keinerlei romantisches Interesse an Euch. Und ich habe mir wirklich den Fuß verletzt. Eure Pferde sind entzückend. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt...« Ich schlüpfte an ihm vorbei und humpelte aus dem Stall, so schnell es mein Fuß erlaubte. Doch er machte keinerlei Anstalten, mir zu folgen, und ich gelangte unbehelligt ins Freie. Mein Herz raste.
    Am Paddock standen Leute; ich wandte mich in die andere Richtung, an der Rückseite der Stallungen entlang, bevor mich jemand sehen konnte. Als ich außer Sichtweite war, machte ich eine rasche Bestandsaufnahme, um sicherzugehen, dass ich nicht zu mitgenommen aussah. Ich wusste nicht, ob jemand beobachtet hatte, wie ich mit Wylie in den Stall ging, und ich konnte nur hoffen, dass niemand mein hastiges Auftauchen gesehen hatte.
    Nur eine Haarlocke hatte sich im Aufruhr der letzten Minuten gelöst; ich steckte sie sorgsam wieder fest und fegte mir ein paar Strohhalme von meinem Rock. Glücklicherweise hatte er mir nicht die Kleider zerrissen - das Halstuch wieder festgesteckt, und ich sah wieder ganz präsentabel aus.
    »Alles in Ordnung, Sassenach?«
    Ich fuhr auf wie ein Lachs am Haken, und mein Herz tat einen Satz. Adrenalin raste wie elektrischer Strom durch meine Brust, und ich fuhr herum, um Jamie an meiner Seite zu finden. Er betrachtete mich mit leicht gerunzelter Stirn.
    »Was hast du gemacht, Sassenach?«
    Mein Herz steckte mir immer noch im Hals und nahm mir den Atem, doch ich zwang mich zu ein paar Worten, von denen ich hoffte, dass sie unbekümmert klangen.
    »Nichts. Ich meine, mir die Pferde angesehen - das Pferd. Eine Stute. Sie hat ein neu geborenes Fohlen.«

    »Aye, ich weiß«, sagte er und sah mich merkwürdig an. »Wylie hat es mir erzählt.«
    »Hast du Ninian gefunden? Was hat er dir gesagt?« Ich tastete an meinem Hinterkopf herum und ordnete mein Haar, wobei ich die Gelegenheit nutzte, mich ein Stück abzuwenden und seinem Blick auszuweichen.
    »Er sagt, es stimmt - was ich auch gar nicht bezweifelt hatte. Es sind mehr als tausend Männer, die in Salisbury kampieren. Und es werden jeden Tag mehr, sagt er. Der alte Griesgram freut sich auch noch darüber!« Er runzelte die Stirn und trommelte mit den beiden steifen Fingern seiner rechten Hand leicht gegen sein Bein, und ich begriff, dass er sich große Sorgen machte.
    Und das nicht ohne Grund. Ganz abgesehen von dem eigentlichen, drohenden Konflikt, war es Frühling. Allein die Tatsache, dass River Run am Fuß der Berge lag, hatte es uns ermöglicht, zu Jocastas Hochzeit zu kommen; hier unten waren die Wälder voller Blütenwolken, und Krokusse schossen aus dem Boden wie orange- und lilafarbene Panzersperren, doch die Berge waren immer noch schneeverhüllt, die Äste der Bäume voller schwellender Knospen. In etwa zwei Wochen würden diese Knospen aufgehen, und dann war es Zeit für die Frühjahrsaussaat in Fraser’s Ridge.
    Natürlich hatte Jamie für einen solchen Notfall vorgesorgt, indem er den alten Arch Bug anheuerte - doch auch Arch schaffte nicht alles allein. Und was die Pächter und Siedler anging... wenn die Miliz erneut einberufen wurde, würde die Aussaat den Frauen allein überlassen bleiben.
    »Die Männer in diesem Feldlager - sind es dann also Männer, die ihr Land verlassen haben?«« Salisbury lag ebenfalls im Vorgebirge. Es war

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