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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Anordnung.
    »Ihr Wunsch?«
    »Oui. Wünscht sie immer noch, Monsieur Duncan zu heiraten, obwohl sie dies weiß? Denn Ihr müsst wissen, Madame, nach dem Gesetz der Heiligen Mutter Kirche ist ein solches Hindernis für den Vollzug einer Ehe ein Hinderungsgrund für eine wahre Ehe. Mit diesem Wissen sollte ich das Sakrament der Ehe eigentlich nicht spenden. Jedoch -« Er zögerte und sah Jocasta mit nachdenklich gespitzten Lippen an. »Jedoch dient dieses Gebot dem Zweck, dass die Ehe eine fruchtbare Vereinigung sei, so Gott will. In diesem Fall ist es jedoch undenkbar, dass Gott Derartiges will. Ihr seht also...« Er zuckte mit einer Schulter.
    Ich übersetzte diese Frage für Jocasta, die den Priester angeblinzelt hatte,
als könnte sie die Bedeutung seiner Worte durch schiere Willenskraft verstehen. Nachdem ich sie aufgeklärt hatte, verlor ihr Gesicht jeden Ausdruck, und sie setzte sich ein wenig zurück. Ihr Gesicht hatte die MacKenziemiene angenommen; jene charakteristische, ruhige, reglose Maske, die bedeutete, dass dahinter heftigst nachgedacht wurde.
    Ich war sehr bestürzt, und das nicht nur um Duncans willen. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass diese Enthüllung die Hochzeit tatsächlich verhindern konnte. Jamie wünschte sich Schutz für seine Tante und eine sichere Zukunft für Duncan. Es hatte so ausgesehen, als sei diese Ehe die perfekte Antwort; es würde ihn sehr verstören, wenn die Dinge zu diesem späten Zeitpunkt noch aus der Bahn gerieten.
    Doch kurz darauf regte sich Jocasta und atmete mit einem tiefen Seufzer aus.
    »Nun, Dank sei Gott, dass ich das Glück hatte, einen Jesuiten zu erwischen«, sagte sie trocken. »Diese Sorte könnte den Papst überreden, sein letztes Hemd herzugeben, ganz zu schweigen von solchen Kleinigkeiten wie, die Gedanken des Herrn zu lesen. Aye, sag ihm, ich möchte immer noch heiraten.«
    Ich teilte dies Vater LeClerc mit, der leicht die Stirn runzelte und Jocasta sehr aufmerksam betrachtete. Da sie sich seines Adlerblicks nicht bewusst war, zog sie eine Augenbraue hoch und wartete auf seine Antwort.
    Er räusperte sich und sprach, den Blick immer noch auf sie gerichtet, obwohl er seine Worte an mich richtete.
    »Sagt Ihr bitte Folgendes, Madame. Es ist zwar wahr, dass es diesem Kirchengesetz um die Fortpflanzung geht, doch das ist nicht das Einzige, was es zu bedenken gilt. Denn die Ehe - die wahre Ehe von Mann und Frau -, diese... Vereinigung des Leibes ist in sich wichtig. Der Wortlaut der Zeremonie - die beiden sollen ein Fleisch werden, heißt es da, und dafür gibt es einen Grund. Zwischen zwei Menschen, die ein Bett teilen und Freude aneinander haben, spielt sich vieles ab. Das ist natürlich nicht alles, was eine Ehe ausmacht, aber es ist doch sehr wichtig.«
    Er sprach mit großem Ernst, und ich muss ein überraschtes Gesicht gemacht haben, denn er lächelte und sah mich jetzt direkt an.
    »Ich bin nicht immer Priester gewesen, Madame«, sagte er. »Ich war einmal verheiratet. Ich weiß, was das bedeutet, und ich weiß, was es bedeutet, jenem... fleischlichen Teil des Lebens für immer zu entsagen.« Die Holzperlen seines Rosenkranzes stießen leise klickend aneinander, als er sich jetzt bewegte.
    Ich nickte, holte tief Luft und übersetzte unmittelbar, nachdem er gesprochen hatte. Jocasta hörte mir zu, brauchte diesmal aber keine Zeit zum Nachdenken; ihre Entscheidung stand fest.
    »Sag ihm, ich danke ihm für seinen Rat«, sagte sie ein ganz klein wenig gereizt. »Auch ich bin bereits verheiratet gewesen - mehr als einmal. Und mit seiner Hilfe werde ich noch einmal heiraten. Und zwar heute.«
    Ich übersetzte, doch ihrer aufrechten Haltung und ihrem Tonfall hatte er
bereits entnommen, was sie gesagt hatte. Er blieb noch einen Moment sitzen und rieb die Perlen mit seinen Fingern. Dann nickte er.
    »Oui, Madame «, sagte er. Er streckte die Hand aus und drückte voll sanfter Ermutigung die ihre. »Tally-ho, Madame!«

45
    Quacksalber
    Gut, ein Problem weniger, dachte ich, während ich die Speichertreppe hinaufstieg. Nächster Punkt auf der Dringlichkeitsliste: die Sklavin Betty. War sie wirklich vergiftet worden? Es war über zwei Stunden her, dass Jamie sie im Gemüsegarten entdeckt hatte, aber ich hielt es für möglich, dass ich immer noch Symptome erkennen konnte, wenn es sie tatsächlich so schlimm erwischt hatte, wie er es beschrieben hatte. Unter mir hörte ich das gedämpfte Schlagen der Standuhr. Eins, zwei, drei. Noch eine Stunde bis zur Trauung

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