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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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von König Louis’ Siegelring. Die Lilie.«
    Ein Seufzer durchfuhr uns alle bei diesen Worten, ein kollektiver Atemhauch der Ehrfurcht. Jocasta nickte langsam, die blinden Augen für die Bilder einer längst vergangenen Nacht geöffnet.
    »Wo ist es an Land gebracht worden, Tante Jocasta?«, fragte Jamie leise.
    Sie nickte erneut vor sich hin, den Blick fest auf die Szene gerichtet, die ihre Erinnerung ihr zeigte.
    »Auf Innismaraich«, sagte sie. »Eine kleine Insel vor Coigach.«
    Ich hatte die Luft angehalten. Jetzt atmete ich langsam aus und sah Jamie in die Augen. Innismaraich. Das bedeutete Insel des Meeresvolks, Seehundsinsel. Wir kannten diese Stelle.
    »Drei Männer waren damit betraut«, sagte sie. »Hector war einer von ihnen, mein Bruder Duncan der zweite. Der dritte Mann war maskiert; sie alle waren maskiert, aber Hector und Dougal kannte ich natürlich. Den dritten kannte ich nicht, und keiner von ihnen hat seinen Namen ausgesprochen. Aber ich kannte seinen Bediensteten; er hieß Duncan Kerr.«
    Jamie hatte sich leicht angespannt, als Dougals Name fiel; bei dem Namen Duncan Kerr erstarrte er.
    »Es waren Dienstboten dabei?«, fragte er.
    »Zwei«, sagte sie, und ein leises, bitteres Lächeln verzerrte ihren Mund. »Wie ich schon sagte, hatte der maskierte Mann Duncan Kerr dabei, und mein Bruder Dougal hatte einen Mann aus Leoch mitgebracht - ich kannte ihn vom Ansehen, wusste aber seinen Namen nicht. Hector hatte mich als Helferin mitgebracht; ich war eine kräftige Frau - wie du, a leannan , wie du«, sagte sie leise und drückte Briannas Hand. »Ich war stark, und Hector hat mir vertraut wie sonst niemandem. Ich habe ihm auch vertraut - damals.«
    Die Geräusche im Freien waren verstummt, doch ein Luftzug, der durch die zerbrochene Scheibe kam, bewegte die Vorhänge, ruhelos wie ein Geist, der hört, dass man ihn beim Namen ruft.
    »Wir hatten drei Boote. Die Truhen waren klein, aber so schwer, dass man sie zu zweit tragen musste. Hector und ich haben zwei Truhen in unser Boot geholt und sind davongerudert. Ich konnte hören, wie das Plätschern der Ruder der anderen Boote leiser wurde, als sie sich entfernten, und dann in der Nacht verschwand.«

    »Wann ist das gewesen, Tante Jocasta?«, fragte Jamie und sah sie gebannt an. »Wann ist das Gold aus Frankreich gekommen?«
    »Zu spät«, flüsterte sie. »Viel zu spät. Zum Teufel mit Louis!«, rief sie mit plötzlicher Heftigkeit aus und fuhr kerzengerade auf. »Zum Teufel mit dem durchtriebenen Franzosen, und mögen seine Augen genauso verrotten wie die meinen! Wenn ich daran denke, was hätte geschehen können, wenn er seinem Blut treu geblieben wäre und sein Wort gehalten hätte!«
    Jamie sah mich von der Seite an. Zu spät. Wäre das Gold eher gekommen - als Charles in Glenfinnan landete vielleicht, oder als er Edinburgh einnahm und dort einige, wenige Wochen als der heimgekehrte König Hof hielt -, was dann?
    Der Geist eines reuigen Lächelns umspielte Jamies Lippen, und er sah erst Brianna an, dann wieder mich, und Frage und Antwort standen in seinen Augen. Was dann?
    »Es war im März«, sagte Jocasta, die sich von ihrem Gefühlsausbruch erholt hatte. »Eine kalte Nacht, aber so klar wie Eis. Ich habe auf den Klippen gestanden und weit auf die See hinausgeblickt, und der Mondschein lag wie ein Pfad aus Gold auf dem Wasser. Das Schiff kam auf diesem Pfad angesegelt wie ein König auf dem Weg zu seiner Krönung, und ich habe es für ein Zeichen gehalten.« Sie wandte Jamie den Kopf zu, und ihr Mund verzog sich abrupt.
    »Dann hatte ich das Gefühl, ihn lachen zu hören«, sagte sie. »Den Schwarzen Brian. Der mir meine Schwester geraubt hat. Es hätte ihm ähnlich gesehen. Aber er war nicht dort; es war wohl nur das Bellen der Seehunde.«
    Ich beobachtete Jamie, als sie das sagte. Er bewegte sich nicht, doch wie von Zauberhand stellten sich die rötlichen Haare auf seinem Unterarm auf und glitzerten wie Drähte im Kerzenschein.
    »Ich wusste gar nicht, dass du meinen Vater gekannt hast«, sagte er mit einem Hauch von Gereiztheit in der Stimme. »Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Es war im März, sagst du?«
    Sie nickte.
    »Zu spät«, wiederholte sie. »Es hätte zwei Monate eher kommen sollen, hat Hector gesagt. Es gab Verzögerungen...«
    Es war zu spät gewesen. Im Januar, nach dem Sieg von Falkirk hätte eine solche Demonstration der Solidarität aus Frankreich die Entscheidung bedeuten können. Doch im März befand sich die

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