Das Flammende Kreuz
sich niemals an einem Unterfangen von solcher Wichtigkeit und Heimlichkeit beteiligt - beteiligen können.
Colum MacKenzie hatte eine enge Allianz mit den Camerons ausgehandelt; Jocasta selbst war ein Teil dieser Allianz gewesen, ihre Hochzeit mit einem Cameronhäuptling das Unterpfand. Wenn Dougal MacKenzie einer der Männer war, die die Entgegennahme des französischen Goldes organisiert hatten, und Hector Cameron ein weiterer, so war es höchst wahrscheinlich, dass der dritte Mann ebenfalls diesen Clans entstammte - oder einem anderen, der das Vertrauen der beiden hatte. MacKenzie, Cameron... oder Grant. Und da Jocasta den Mann nicht persönlich gekannt hatte, war es umso wahrscheinlicher, dass es ein Grant war, denn sie hatte mit Sicherheit die meisten höher gestellten Lehnsmänner der MacKenzies und der Camerons gekannt.
Doch jetzt war keine Zeit für solche Überlegungen; die Geschichte war noch nicht vorbei.
Die Verschwörer hatten sich dann getrennt, und jeder von ihnen war mit einem Drittel des französischen Goldes seiner Wege gezogen. Jocasta hatte keine Ahnung, was Dougal oder der Unbekannte mit ihren Truhen gemacht hatten; Hector Cameron hatte die beiden Truhen, die er mitgebracht hatte, in ein Loch im Schlafzimmerboden gesteckt, ein altes Versteck, das sein Vater für seine Wertgegenstände angelegt hatte.
Hector hatte vorgehabt, es dort zu lassen, bis der Prinz eine sichere Zuflucht erreicht hatte, um ihm das Gold dann zukommen zu lassen, so dass er
es benutzen konnte, um seine Ziele voranzutreiben. Doch Charles Stuart war bereits auf der Flucht und sollte monatelang keine Ruhe finden. Noch bevor er seine endgültige Zuflucht erreichte, geschah die Katastrophe.
»Hector hat das Gold - und mich - daheim zurückgelassen und ist losgezogen, um sich dem Prinzen und seiner Armee anzuschließen. Am siebzehnten April kam er bei Sonnenuntergang auf den Hof geritten; sein Pferd war über und über mit Schaum bedeckt. Er ist abgestiegen und hat das arme Tier einem Stallknecht überlassen, während er selbst ins Haus stürmte und mich bat, so viele Wertsachen wie möglich einzupacken - die Sache der Stuarts sei verloren, hat er gesagt, und wir müssten fliehen oder mit den Stuarts sterben.«
Auch damals war Cameron schon reich gewesen, und er war so schlau gewesen, seine Kutsche und seine Pferde zu behalten, anstatt sie der Sache der Stuarts zur Verfügung zu stellen. Und so schlau, keine zwei Truhen Gold mit auf die Flucht zu nehmen.
»Er hat drei Goldbarren aus einer der Truhen genommen und sie mir gegeben. Ich habe sie unter dem Sitz der Kutsche versteckt; er und der Stallknecht haben die Truhen in den Wald gebracht - ich habe nicht gesehen, wo sie sie vergraben haben.«
Es war um die Mittagszeit des 18. April, als Hector Cameron mit seiner Frau, seinem Stallknecht, seiner Tochter Morna und drei französischen Goldbarren seine Kutsche bestiegen hatte und Hals über Kopf gen Süden nach Edinburgh aufgebrochen war.
»Seonag war mit dem Herrn von Garth verheiratet - er hatte sich schon früh offen auf die Seite der Stuarts gestellt; er ist in Culloden umgekommen, obwohl wir das natürlich damals noch nicht wussten. Clementina war schon Witwe und lebte bei ihrer Schwester in Rovo.«
Sie holte tief Luft und erschauerte leicht - es bereitete ihr Unbehagen, die Ereignisse, von denen sie berichtete, noch einmal zu durchleben, und doch konnte sie nicht widerstehen.
»Ich habe Hector angefleht, nach Rovo zu fahren. Es war nur ein Umweg von zehn Meilen - es hätte nur ein paar Stunden gedauert -, aber er wollte nicht anhalten. Es sei unmöglich, sagte er. Zu riskant, die Zeit zu opfern, die es dauerte, sie abzuholen. Clementina hatte zwei Kinder, Seonag eins. Zu viele Leute für die Kutsche, hat er gesagt; wir würden zu langsam werden. Dann eben nicht, um sie mitzunehmen, habe ich gesagt. Nur, um sie zu warnen - nur, um sie noch einmal zu sehen.«
Sie hielt inne.
»Ich wusste, wohin wir unterwegs waren - wir hatten darüber gesprochen, obwohl mir nicht klar gewesen war, dass er so gut vorbereitet war.«
Hector Cameron war Jakobit gewesen, aber auch ein guter Menschenkenner, der nicht bereit war, sein Leben für eine verlorene Sache wegzuwerfen. Da er sah, wie sich die Lage entwickelte, und eine Katastrophe befürchtete, hatte er einen ausgeklügelten Fluchtplan geschmiedet. Er hatte im Stillen ein
paar Säcke mit Kleidung und dem Notwendigsten beiseite geschafft, so viel wie möglich von seinem Besitz in
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