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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sah blinzelnd in den Schein der Laterne, konzentrierte sich mit Schwierigkeiten auf mein Gesicht und hob dann den Blick zu Jamie, der hinter mir stand. » Mac Dubh - was ist passiert?«
    Eine von Jamies Händen ließ von meiner Schulter ab und senkte sich, um Duncans Arm zu umklammern.
    »Mach dir keine Sorgen, a charaid .« Er sah Jocasta viel sagend an. »Deine Frau hatte gerade vor, uns zu erzählen, was vorgefallen ist. Nicht wahr, Tante Jocasta?«
    Er legte eine leichte, aber unmissverständliche Betonung auf die letzte Frage, und Jocasta, die sich nun in die Enge getrieben sah, spitzte die Lippen, doch dann setzte sie sich seufzend gerade hin und ergab sich der unangenehmen Notwendigkeit, sich uns anzuvertrauen.
    »Hier ist niemand mehr, der nicht zur Familie gehört?«
    Nachdem wir ihr dies versichert hatten, nickte sie und begann.
    Sie hatte ihre Magd entlassen und war im Begriff gewesen, zu Bett zu gehen, als sich plötzlich die Tür zum Flur geöffnet hatte und - so glaubte sie - zwei Männer eingetreten waren.
    »Ich bin mir sicher, dass es mehr als einer war - ich habe ihre Schritte und ihren Atem gehört«, sagte sie mit konzentriert gerunzelter Stirn. »Möglich, dass es drei waren, aber ich glaube es nicht. Es hat nur einer von ihnen gesprochen. Aber ich glaube, dass der andere jemand war, den ich kenne, denn er hat sich von mir fern gehalten, als hätte er Angst, ich könnte ihn irgendwie erkennen.«
    Doch der Mann, der mit ihr gesprochen hatte, war ein Fremder gewesen; sie war sich sicher, dass sie seine Stimme noch nie zuvor gehört hatte.
    »Er war Ire«, sagte sie, und Jamies Hand klammerte sich abrupt fester um meine Schulter. »Er konnte sich gewählt ausdrücken, aber ein Gentleman war er nicht.« Ihre Nasenlöcher blähten sich unbewusst vor Abscheu.
    »Nein, das wohl kaum«, sagte Jamie leise. Brianna war beim Klang des Wortes »Ire« leicht zusammengefahren, wenn sie auch nur leicht die Stirn runzelte, während sie konzentriert zuhörte.
    Der Ire war höflich, aber direkt in seinen Forderungen gewesen; er wollte das Gold.
    »Gold?« Es war Duncan, der das sagte, doch allen anderen stand dieselbe Frage deutlich ins Gesicht geschrieben. »Was denn für Gold? Wir haben doch gar kein Geld im Haus außer ein paar Pfund Sterling und ein wenig Proklamationsgeld.«
    Jocasta presste die Lippen fest zusammen. Doch es war nicht zu ändern, jetzt nicht mehr. Ein leises Knurren stieg in ihrer Kehle auf, ein unartikulierter Protest, weil sie sich gezwungen sah, das Geheimnis preiszugeben, das sie so lange gehütet hatte.
    »Das Gold des Franzosen«, sagte sie abrupt.
    »Was?«, sagte Duncan verwirrt. Er rieb sich vorsichtig mit der Hand über
die Schwellung hinter seinem Ohr, als wäre er überzeugt, sein Hörvermögen sei beeinträchtigt.
    »Das Franzosengold«, wiederholte Jocasta ziemlich gereizt. »Das kurz vor Culloden geschickt worden ist.«
    »Vor -«, begann Brianna mit großen Augen, aber Jamie unterbrach sie.
    »Louis’ Gold«, sagte er leise. »Ist es das, was du meinst, Tante Jocasta? Das Gold der Stuarts?«
    Jocasta lachte kurz und völlig humorlos auf.
    »Das war es einmal.«
    Sie hielt inne und lauschte. Doch die Stimmen hatten sich von der Tür entfernt, wenn auch immer noch Geräusche im Flur zu hören waren. Sie wandte sich an Brianna und wies mit einer Handbewegung zur Tür.
    »Geh nachsehen, ob niemand seine Löffel am Schlüsselloch hat, Kleine. Ich habe nicht fünfundzwanzig Jahre lang den Mund gehalten, damit es jetzt der ganze Distrikt erfährt.«
    Brianna öffnete kurz die Tür, spähte hinaus, dann schloss sie sie wieder und berichtete, dass niemand in der Nähe war.
    »Gut. Komm her, Kleine. Setz dich zu mir. Oder nein - hol mir erst die Schatulle, die ich dir gestern gezeigt habe.«
    Brianna verschwand mit mehr als verwirrter Miene im Ankleidezimmer und kehrte mit einem schmalen Kästchen aus abgenutztem Leder zurück. Sie legte es Jocasta auf den Schoß und setzte sich neben ihrer Tante auf einen Stuhl, wobei sie mich leicht besorgt ansah.
    Ich war wieder ganz ich selbst, obwohl mir ein Nachhall jener seltsamen Furcht immer noch in den Knochen saß. Doch ich nickte Brianna beruhigend zu und beugte mich über Duncan, um ihm einen Schluck Brandy zu geben, der mit Wasser verdünnt war. Ich wusste jetzt, was es war, diese uralte Verstörung. Es war dieser Satzfetzen, den ich mitgehört hatte, zufällig dieselben Worte, die einst ein kleines Mädchen gehört hatte, als Fremde sie

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