Das Flammende Kreuz
Highlandarmee schon auf dem Marsch nach Norden, nachdem sie in Derby kehrt gemacht und ihre Invasion Englands abgebrochen hatte. Die letzte, verschwindende Chance auf einen Sieg war dahin, und Charles Stuarts Soldaten marschierten ihrer Vernichtung auf dem Moor von Culloden entgegen.
Als die Truhen heil an Land waren, hatten die neuen Wächter des Goldes beraten, was sie mit dem Schatz tun sollten. Die Armee war auf dem Marsch, und Stuart war dabei; Edinburgh war wieder in englischer Hand. Es gab keinen
sicheren Ort, an den man das Gold bringen konnte, keine vertrauenswürdigen Hände, in die man es hätte legen können.
»Sie hatten kein Vertrauen zu O’Sullivan und den anderen Männern in der Umgebung des Prinzen«, erläuterte Jocasta. »Iren, Italiener... Dougal hat gesagt, er hätte sich nicht so angestrengt, um sich das Gold von Ausländern stehlen zu lassen.« Sie lächelte grimmig. »Damit war gemeint, dass er nicht riskieren wollte, sich die Anerkennung dafür entgehen zu lassen, dass er es beschafft hatte.«
Füreinander hatten die drei Hüter des Schatzes auch nicht mehr Vertrauen übrig gehabt als für die Berater des Prinzen. Sie hatten den Großteil der Nacht streitend in einem kahlen Zimmer über einer schäbigen Wirtschaft verbracht, während Jocasta und die beiden Dienstboten auf dem Fußboden neben den rot versiegelten Truhen schliefen. Schließlich hatte man das Gold aufgeteilt; jeder der Männer hatte zwei Truhen an sich genommen und bei seinem Blut geschworen, das Geheimnis zu bewahren und den Schatz in Treuhand für seinen rechtmäßigen Monarchen, König James, zu hüten.
»Sie haben auch die beiden Dienstboten zum Schwur gezwungen«, sagte Jocasta. »Sie haben beide Männer mit einer Klinge geritzt, und das Rot der Blutstropfen hat im Kerzenschein kräftiger geleuchtet als das der Wachssiegel an den Truhen.«
»Hast du es auch geschworen?«, fragte Brianna, zwar leise, doch ihr Blick war gebannt auf die weißhaarige Gestalt im Sessel gerichtet.
»Nein, das habe ich nicht.« Jocastas immer noch fein geformte Lippen krümmten sich ein wenig, so als amüsierte sie sich über etwas. »Ich war Hectors Frau; ich war durch seinen Eid gebunden. Damals.«
Weil sie sich im Besitz solchen Reichtums unwohl fühlten, waren die Verschwörer noch vor der Morgendämmerung aus dem Wirtshaus aufgebrochen, nachdem sie die Truhen zur Tarnung in Decken und Lumpen gewickelt hatten.
»Ein paar Reisende kamen angeritten, als gerade die letzte Truhe heruntergetragen wurde. Es war ihre Ankunft, die dem Wirt das Leben gerettet hat, denn es war ein einsamer Ort, und er war der einzige Zeuge unserer Anwesenheit in dieser Nacht. Ich glaube nicht, dass Hector oder Dougal auf einen solchen Gedanken gekommen wären, aber der dritte Mann hatte vor, sich des Wirtes zu entledigen; ich habe es seinen Augen angesehen, seiner angespannten Körperhaltung, als er am unteren Ende der Treppe wartete, die Hand an seinem Dolch. Er hat gesehen, dass ich ihn beobachtete - er hat mir unter seiner Maske zugelächelt.«
»Und hat er die Maske niemals ausgezogen, dieser dritte Mann?«, fragte Jamie. Er zog seine roten Augenbrauen zusammen, als könnte er durch schiere Konzentration die Szene rekonstruieren, die sie vor ihrem inneren Auge sah, und den Fremden identifizieren.
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein. Bei dem Gedanken an diese Nacht habe ich mich dann und wann gefragt, ob ich den Mann wohl wieder erkennen würde, wenn ich ihn sehen würde. Ich dachte, ja; er war ein dunkelhaariger, schlanker Mann, jedoch mit der Kraft einer Messerklinge. Wenn ich seine Augen noch einmal sehen könnte, wäre ich mir sicher. Aber jetzt...« Sie zuckte mit den Achseln. »Würde ich ihn nur an der Stimme erkennen? Ich kann es nicht sagen; es ist schon so lange her.«
»Aber er war doch kein Ire, dieser Mann?« Duncan sah immer noch blass und klamm aus, hatte sich aber auf einen Ellbogen gestützt und hörte gebannt zu.
Jocasta fuhr leicht zusammen, so als hätte sie seine Anwesenheit vergessen.
»Ah! Nein, a dhuine . Seiner Aussprache nach war er Schotte - ein Gentleman aus den Highlands.«
Duncan und Jamie wechselten einen Blick.
»Ein MacKenzie oder Cameron?«, fragte Duncan leise, und Jamie nickte.
»Oder vielleicht einer von den Grants?«
Ich verstand ihre halb ausformulierten Spekulationen. Es gab - hatte gegeben - ein unvorstellbar komplexes Gefüge von Bündnissen und Fehden zwischen den Highlandclans, und viele von ihnen hätten
Weitere Kostenlose Bücher