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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Geld verwandelt und insgeheim drei offene Überfahrten von Edinburgh in die Kolonien gebucht.
    »Manchmal denke ich, ich kann ihm keine Vorwürfe machen«, sagte Jocasta. Sie saß kerzengerade da, und das Licht der Kerzen schimmerte in ihrem Haar. »Er ist davon ausgegangen, dass Seonag nicht ohne ihren Mann gehen würde und dass Clementina das Leben ihrer Kinder nicht auf See aufs Spiel setzen würde. Vielleicht hat er ja Recht gehabt. Und vielleicht hätte es nichts geändert, wenn wir sie gewarnt hätten. Aber ich habe gewusst, dass ich sie nicht wiedersehen würde...« Sie schluckte.
    Jedenfalls hatte Hector sich geweigert anzuhalten, weil er fürchtete, verfolgt zu werden. Cumberlands Truppen hatten sich in Culloden gesammelt, doch überall auf den Straßen der Highlands waren englische Soldaten unterwegs, und die Nachricht von Charles Stuarts Niederlage breitete sich aus wie die Wellen am Rand eines Strudels, die sich immer schneller um einen gefährlichen Kern drehen.
    Und so wurden die Camerons zwei Tage später in der Nähe von Ochtertyre entdeckt.
    »Die Kutsche hat ein Rad verloren«, sagte Jocasta und seufzte. »Himmel, ich habe es immer noch klar vor Augen, wie es allein über die Straße kullerte. Die Achse war gebrochen, und uns blieb nichts anderes übrig, als dort am Straßenrand zu kampieren, während Hector und der Stallknecht sich bemühten, sie zu reparieren.«
    Die Reparatur hatte fast einen ganzen Tag gedauert, und Hector war im Verlauf der Arbeit immer gereizter geworden. Seine Nervosität hatte auf die anderen abgefärbt.
    »Ich wusste nicht, was er in Culloden mit angesehen hatte«, sagte Jocasta. »Er wusste genau, dass es mit ihm vorbei sein würde, wenn er den Engländern in die Hände fiel. Wenn sie ihn nicht auf der Stelle umbrachten, würde er als Verräter gehängt werden. Bei der Arbeit ist ihm der Schweiß ausgebrochen, mehr aus Angst als von der Hitze der Anstrengung. Aber dennoch...« Sie presste die Lippen fest zusammen, bevor sie fortfuhr.
    »Es dämmerte schon fast - es war ja Frühling, und die Dämmerung kam früh -, als sie das Rad wieder anmontiert hatten und alle wieder eingestiegen sind. Die Kutsche hatte sich in einer kleinen Talmulde befunden, als das Rad abflog; der Stallknecht trieb die Pferde einen langen Abhang hinauf, und gerade, als wir den Kamm erreichten, sind zwei Männer mit Musketen aus dem Schatten vor uns auf die Straße getreten.«
    Es war eine Kompanie englischer Soldaten, Cumberlands Männer. Sie kamen zu spät, um am Sieg von Culloden teilzuhaben, und waren ganz außer sich über die Siegesnachricht - aber auch frustriert, nicht an der Schlacht teilgehabt zu haben, weshalb sie geradezu darauf brannten, über jeden flüchtenden Highlander herzufallen.

    Hector, der schon immer ein Schnelldenker gewesen war, war bei ihrem Anblick in die Ecke der Kutsche zurückgesunken, hatte den Kopf gesenkt und ein Schultertuch darüber gezogen, um sich als schlafende, alte Matrone auszugeben. Jocasta hatte die Instruktionen befolgt, die er ihr zuzischte, und sich aus dem Fenster gelehnt, um sich als respektable Dame auszugeben, die mit ihrer Mutter und Tochter unterwegs war.
    Die Soldaten hatten ihre Rede gar nicht erst abgewartet. Einer hatte die Tür der Kutsche aufgerissen und sie ins Freie gezerrt. Morna war in Panik verfallen und ihr hinterhergesprungen. Sie hatte versucht, ihre Mutter von dem Soldaten wegzureißen. Ein anderer Mann hatte das Mädchen ergriffen und sie zurückgezerrt, so dass sie zwischen Jocasta und der Kutsche stand.
    »Eine Minute noch, und sie hätten sich daran gemacht, ›Oma‹ auch noch herauszuholen - und dann hätten sie das Gold gefunden, und mit uns wäre es vorbei gewesen.«
    Ein Pistolenschuss erschreckte sie alle so, dass sich eine Sekunde niemand regte. Hector hatte sich aus der offenen Kutschentür gelehnt und auf den Soldaten gefeuert, der Morna festhielt - doch es war dämmerig, und das Licht war schlecht; vielleicht hatten sich auch die Pferde bewegt, so dass die Kutsche wackelte. Der Schuss traf Morna in den Kopf.
    »Ich bin zu ihr gerannt«, sagte Jocasta. Ihre Stimme war heiser, ihr Hals trocken und belegt. »Ich bin zu ihr gerannt, aber Hector ist aus der Kutsche gesprungen und hat mich gepackt. Die Soldaten haben dagestanden und uns schockiert angestarrt. Er hat mich zurück in die Kutsche gezerrt und dem Stallknecht zugerufen, er solle fahren, fahren!«
    Sie leckte sich die Lippen und schluckte.
    »›Sie ist tot‹, hat

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