Das Flammende Kreuz
zurück, machte auf dem Absatz kehrt und durchquerte das Lager.
Ich sah, wie er Roger an die Schulter tippte und ihn beiseite nahm. Sie sprachen kurz miteinander, dann griff Jamie in seinen Rock, zog einen weißen Gegenstand hervor und reichte ihn Roger. Roger betrachtete ihn einen Moment, dann nickte er und steckte ihn ein.
Jamie klopfte ihm auf die Schulter, ließ ihn stehen und machte sich auf den Rückweg. Er blieb bei den Lindsaybrüdern stehen, um lachend mit ihnen ein paar zotige Bemerkungen auszutauschen.
Dann kam er lächelnd zurück und nahm mir die Schale ab, wobei er einen erleichterten Eindruck machte.
»Ich habe Roger Mac aufgetragen, sich morgen früh sofort auf die Suche nach Husband zu machen«, sagte er und stürzte sich mit frischem Appetit
auf den Eintopf. »Ich habe ihm gesagt, er soll Husband herbringen, wenn er kann - um persönlich mit Tryon zu sprechen. Wenn er Tryon nicht umstimmen kann - was unmöglich ist -, so wird doch Tryon ihn vielleicht überzeugen, dass es ihm ernst ist. Wenn Hermon begreift, dass damit Blutvergießen unvermeidlich ist, wird er vielleicht auf seine Männer einwirken, die Waffen niederzulegen.«
»Glaubst du wirklich?« Es hatte am Nachmittag ein wenig geregnet, und der Himmel im Osten war noch von Wolken verhangen. Die Ränder dieser Wolken glühten in schwachem Rot - nicht von den Strahlen des Sonnenuntergangs, sondern den Feuern der Regulatoren, die für uns unsichtbar am anderen Ufer des Alamance lagerten.
Jamie wischte die Schale aus und kaute an dem letzten Bissen Brot. Er schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht«, sagte er nur. »Aber es ist das Einzige, was wir versuchen können, nicht wahr?«
Ich nickte und bückte mich, um neues Holz auf das Feuer zu legen. Heute Abend würde niemand früh schlafen gehen.
Die Lagerfeuer hatten den ganzen Tag gebrannt und im leichten Regen vor sich hingeraucht und geknistert. Doch jetzt hatte der Nieselregen aufgehört, die Wolkendecke war aufgerissen und hatte sich in lange, dünne Schleier zerteilt, die am ganzen westlichen Horizont wie Feuer glühten und die Erdenflammen im Vergleich verblassen ließen. Bei diesem Anblick legte ich Jamie die Hand auf den Arm.
»Schau«, sagte ich. Er drehte sich argwöhnisch um, als befürchtete er schon, es sei noch jemand mit einem neuen Problem aufgetaucht, doch sein Gesicht entspannte sich, als ich zum Himmel wies.
Wenn man Frank drängte, sich ein Naturwunder anzusehen, während er mit einem Problem beschäftigt war, hielt er gerade so lange inne, dass es nicht unhöflich erschien, sagte: »Oh, ja, hübsch, nicht wahr?« und wandte sich dann sofort wieder seinen eigenen Gedankengängen zu. Jamie hob den Kopf zur flammenden Glorie des Himmels und stand still.
Was ist denn mit dir los?, dachte ich bei mir. Kannst du Frank Randall nicht in Frieden ruhen lassen?
Jamie legte mir den Arm um die Schultern und seufzte.
»In Schottland«, sagte er, »war der Himmel oft den ganzen Tag wie Blei, und selbst bei Anbruch der Dämmerung sah man die Sonne nur wie eine rote Kanonenkugel im Meer versinken. So wie hier ist der Himmel dort nie gewesen.«
»Wie kommst du denn jetzt auf Schottland?«, fragte ich fasziniert, weil er genau wie ich an Vergangenes gedacht hatte.
»Dämmerung, Zwielicht und die Jahreszeit«, sagte er und sein breiter Mund kräuselte sich sacht bei der Erinnerung. »Immer, wenn eine Veränderung in der Luft liegt, denke ich daran, was einmal war und was jetzt ist. Ich
tue es seltener, wenn ich in einem Haus bin, aber wenn ich unter freiem Himmel schlafe, erwache ich oft, weil ich von Menschen geträumt habe, die ich einmal kannte, und sitze dann still im Zwielicht und denke an andere Zeiten und Orte.« Er zuckte mit den Achseln. »Und jetzt geht die Sonne unter, und ich muss an Schottland denken.«
»Oh«, sagte ich, von seiner Erklärung getröstet. »Das muss es sein.«
»Muss was sein?« Die sinkende Sonne tauchte sein Gesicht in Gold und glättete die Linien der Anspannung, als er jetzt zu mir herab sah.
»Ich habe auch an andere Zeiten und Orte gedacht«, sagte ich und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. »Aber jetzt und hier... kann ich an nichts anderes als das hier denken.«
»Oh?« Er zögerte ein paar Sekunden, sagte dann aber mit großer Vorsicht: »Ich rede nicht oft davon, Sassenach, denn wenn die Antwort ›ja‹ ist, kann ich nicht viel daran ändern - aber sehnst du dich oft nach... den anderen Zeiten?«
Ich wartete drei Herzschläge ab,
Weitere Kostenlose Bücher