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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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muss... seid Ihr...?« Sie schnappte keuchend nach Luft, ihre Brust hob und senkte sich krampfhaft, und ihr Gesicht war so rot, dass es aussah, als würde sie gleich einen Schlaganfall bekommen.

    Jamie trat vor und ergriff sie beim Arm.
    »Ich bin Jamie Fraser, Kleine. Suchst du mich?«
    Sie nickte keuchend, doch zum Reden fehlte ihr der Atem. Ich goss ihr hastig einen Becher Wasser ein, den ich ihr anbot, doch sie schüttelte heftig den Kopf und fuchtelte stattdessen aufgeregt mit den Armen und wies wild gestikulierend zum Fluss.
    »Ro... ger«, brachte sie heraus und schnappte nach Luft wie ein gestrandeter Fisch. »Roger. MacKen... zie.« Ehe sie die letzte Silbe ausgesprochen hatte, war Brianna an der Seite der jungen Frau.
    »Wo ist er? Ist er verletzt?« Sie ergriff den Arm der jungen Frau, ebenso, um ihr eine Antwort zu entlocken wie um sie zu stützen.
    Der Kopf des Mädchens nickte auf und nieder, schüttelte sich hin und her, und sie keuchte: »Häng... sie... sie häng... hängen ihn! Gouv-neur!«
    Brianna ließ sie los und rannte zu den Pferden. Jamie war schon dort und band ihre Zügel mit derselben flinken Intensität los, die er zu Beginn der Schlacht an den Tag gelegt hatte. Wortlos bückte er sich und formte mit den Händen einen Steigbügel; Brianna trat hinein, schwang sich in den Sattel und trieb das Pferd zur Bewegung an, noch bevor Jamie das seine erreicht hatte. Doch Gideon holte die Stute innerhalb von Sekunden ein, und beide Pferde verschwanden wie vom Erdboden verschluckt zwischen den Weiden.
    Ich murmelte etwas vor mich hin, ohne genau zu wissen, ob es ein Fluch oder ein Gebet war. Ich drückte dem erschrockenen Josh Nadel und Faden in die Hände, ergriff den Beutel mit meiner Notfallausrüstung und rannte zu meinem Pferd. Hinter mir brach die braunhaarige Frau im Gras zusammen und übergab sich vor Anstrengung.
     
    Ich holte sie innerhalb weniger Augenblicke ein. Wir wussten nicht genau, wo Tryon sein Standgericht abhielt, und verloren wertvolle Zeit, weil Jamie sich wieder und wieder gezwungen sah, anzuhalten und sich vom Pferd zu beugen, um nach dem Weg zu fragen - und die Antworten waren oft konfus und widersprüchlich. Brianna war ganz in sich versunken und bebte wie ein angelegter Pfeil, der zwar zum Abflug bereit war, seine Zielrichtung aber noch nicht kannte.
    Ich versuchte, mich auf alles gefasst zu machen, das Schlimmste eingeschlossen. Ich hatte keine Ahnung, was für Vorbereitungen Tryon getroffen hatte oder wie viel Zeit wohl zwischen Verurteilung und Vollstreckung liegen mochte. Nicht sehr viel, dachte ich. Ich kannte Tryon lange genug, um zu wissen, dass er seine Handlungen gut durchdachte, sie dann aber auch entschlossen ausführte - und er wusste mit Sicherheit, dass man solche Dinge am besten schnell erledigte, wenn sie denn sein mussten.
    Was den Grund anging... hier ließ mich meine Phantasie vollständig im Stich. Ich konnte nur hoffen, dass die Frau sich geirrt hatte; dass sie jemand anderen für Roger gehalten hatte. Und doch glaubte ich es nicht, und Brianna
ebenso wenig - sie trieb ihr Pferd mit einer solchen Heftigkeit über eine sumpfige Stelle, dass ich den Eindruck hatte, sie wäre am liebsten vom Pferd gesprungen und hätte es selbst durch den Schlamm gezogen.
    Der Nachmittag verblasste schon, und wir waren von Wolken kleiner Mücken umgeben, doch Jamie machte keine Anstalten, sie zu vertreiben. Seine Schultern waren wie aus Stein gemeißelt und darauf gefasst, die Bürde der Gewissheit zu tragen. Das war es, was mir mindestens so deutlich wie meine eigene Angst sagte, dass Roger wahrscheinlich tot war.
    Dieser Gedanke schlug auf mich ein wie ein kleiner, spitzer Hammer von der Sorte, mit der man Steine spaltet. Bis jetzt empfand ich nur kurze, sich wiederholende Schrecksekunden, in denen ich mir den Verlust ausmalte - jedesmal, wenn ich Briannas weißes Gesicht ansah, wenn ich daran dachte, dass der kleine Jemmy zur Waise werden könnte, wenn ich Rogers sanfte, tiefe Stimme als Echo in der Ferne lachen hörte, wenn er in meinem Herzen sang. Ich versuchte erst gar nicht, die hämmernden Gedanken zu verdrängen; es hätte nichts genützt. Und ich wusste, dass ich erst dann wirklich zerbrechen würde, wenn ich seine Leiche sah.
    Selbst dann würde ich nur innerlich brechen. Brianna würde mich brauchen. Jamie würde wie ein Fels zu ihr stehen, würde tun, was getan werden musste - doch auch er würde mich später brauchen. Niemand konnte ihn von der Schuld

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