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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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in der Wagenspur, weil dies die einzige Stelle war, wo sie ein wenig Platz hatten, und warfen sich einen Gegenstand zu. Da es immer dunkler wurde, trafen sie die Hälfte der Zeit daneben und riefen sich gutmütige Beleidigungen zu.
    Auf der anderen Seite des Feuers raschelte es laut im Gebüsch, und Brianna kam zum Vorschein. Sie sah nass, aber viel besser gelaunt aus. Sie blieb bei Roger stehen, legte ihm sacht die Hand auf den Rücken und sah ihm beim Schreiben über die Schulter. Er blickte zu ihr auf, dann zog er mit einem resignierten Achselzucken die fertigen Seiten seines Werkes hervor und reichte sie ihr. Sie kniete sich neben ihn und fing an zu lesen. Dabei strich sie sich die feuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht und runzelte die Stirn, um im Schein des Feuers die Buchstaben auszumachen.
    Ein Glühwürmchen landete auf Jamies Hemd. Kühl und grün leuchtete es in einer dunklen Stofffalte auf. Ich näherte mich mit dem Finger, und es flog davon und kreiste wie ein ausgebüchster Funke über dem Feuer.
    »Es war eine gute Idee, Roger zum Schreiben zu bewegen«, sagte ich mit einem beifälligen Blick zur anderen Seite des Feuers. »Ich kann es gar nicht abwarten herauszufinden, was wirklich mit ihm geschehen ist.«
    »Ich auch nicht«, pflichtete Jamie mir bei. »Obwohl es jetzt, da William Buccleigh verschwunden ist, möglicherweise weniger auf das ankommt, was mit Roger Mac geschehen ist, als auf das, was mit ihm geschehen wird .«

    Ich brauchte ihn nicht zu fragen, was er damit meinte. Er wusste besser als jeder andere, was es bedeutet, wenn einem der Boden unter den Füßen entzogen wird - und wie viel Kraft es kostet, sich eine neue Existenz aufzubauen. Ich griff nach seiner rechten Hand, und er überließ sie mir. Im Schutz der Dunkelheit streichelte ich seine verkrüppelten Finger und folgte den wulstigen Kanten der Narben.
    »Dann interessiert es dich nicht herauszufinden, ob dein Vetter ein kaltblütiger Mörder ist oder nicht?«, fragte ich unbeschwert, um die ernstere Unterhaltung zu tarnen, die sich schweigend zwischen unseren Händen abspielte.
    Er gab einen leisen, schroffen Ton von sich, der ein Lachen hätte sein können. Seine Finger mit ihren glatten Schwielen schlossen sich um die meinen und drückten sie, um mir anzuzeigen, dass er verstand.
    »Er ist ein MacKenzie, Sassenach. Ein MacKenzie aus Leoch.«
    »Hm.« Die Frasers seien stur wie Felsblöcke, hatte man mich unterrichtet. Und Jamie selbst hatte mir die MacKenzies aus Leoch beschrieben - bezaubernd wie die Lerchen im Feld, und so gerissen wie Füchse dazu . Auf seine beiden Onkel, Colum und Dougal, war dies mit Sicherheit zugetroffen. Mir war zwar nichts zu Ohren gekommen, was darauf hingedeutet hätte, dass seine Mutter Ellen dieses Familiencharakteristikum besessen hätte - aber Jamie war ja auch erst acht gewesen, als sie starb. Seine Tante Jocasta? Dass sie sich nichts vormachen ließ, stand außer Zweifel, doch ich hatte den Eindruck, dass sich ihre Intrigen und Ränke auf einen weitaus kleineren Rahmen beschränkten als die ihrer Brüder.
    »Du hast was ?« Briannas Ausruf lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf die andere Seite des Feuers. Sie blickte Roger an, die Blätter in der Hand, und in ihrem Gesicht vermischten sich Belustigung und Bestürzung. Ich konnte Rogers Gesicht nicht sehen; er saß ihr zugewandt. Doch er bat sie mit einer Geste zu schweigen, und um sicher zu gehen, dass niemand ihren Ausruf gehört hatte, wies er mit dem Kopf auf den Baum, unter dem die trinkenden Männer saßen.
    Einige Sekunden fing sich der Feuerschein in seinen Zügen, und dann verwandelte sich der Argwohn in seinem Ausdruck ganz plötzlich in blankes Entsetzen. Er erhob sich mit einem Sprung und öffnete den Mund.
    »STOKH!«, brüllte er.
    Es war ein grauenhafter Schrei, laut und harsch, doch in einem gespenstischen, erstickten Tonfall, als hätte ihm dabei jemand die Faust in die Kehle gerammt. Jedermann in Hörweite erstarrte - auch Jemmy, der sich von den Glühwürmchen abgewandt hatte und sich insgeheim wieder an seine Erkundung der Kaffeekanne begeben hatte. Er starrte zu seinem Vater auf, während nur noch fünfzehn Zentimeter seine Hand von dem heißen Metall trennten. Dann entgleisten ihm seine Gesichtszüge, und er begann erschrocken zu jammern.

    Roger streckte die Arme über das Feuer hinweg und packte ihn; der Junge versuchte brüllend und strampelnd, diesem Furcht erregenden Fremden zu entkommen. Brianna nahm ihn hastig an

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