Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
und verschwand im Flur, wo er auf sein Studierzimmer zusteuerte.
    Ich holte tief Luft und beglückwünschte mich, weil ich im Lauf des Nachmittags gerochen hatte, dass Lebkuchen gebacken wurde, und in weiser Voraussicht meine Korsettstangen entfernt hatte, bevor ich mich zum Abendessen niederließ.
    »Will Quak!«, krähte Jemmy und hämmerte ekstatisch mit den Händen auf den Tisch, während er »Quak-Quak-Quak-Quak!« skandierte, so laut er konnte.
    Roger sah Brianna mit einem halben Lächeln an, und ich registrierte erfreut, dass sie es bemerkte und zurücklächelte, während sie Jemmys Hände packte und begann, ihm die Essensreste aus dem Gesicht zu wischen.
    Jamie kehrte im selben Moment zurück, in dem der Lebkuchen und der - gezuckerte und sahnig geschlagene - Quark erschienen. Er langte im Vorbeigehen über Rogers Schulter und legte ein in Stoff gebundenes Notizbuch vor ihm auf den Tisch. Darauf stellte er die kleine Holzkiste mit dem Astrolabium.
    »Das Wetter wird vielleicht noch zwei Monate halten«, sagte er beiläufig, während er sich hinsetzte und einen Finger in den dicken Quarkklecks auf seinem Teller tauchte. Er steckte sich den Finger in den Mund und schloss selig die Augen.
    »Aye?« Das Wort kam erstickt und kaum hörbar heraus, doch es reichte, um Jemmys Gebrabbel verstummen zu lassen. Er starrte seinen Vater mit offenem Mund an. Ich fragte mich, ob dies das erste Mal war, dass Roger heute etwas sagte.
    Jamie hatte die Augen wieder geöffnet und ergriff seinen Löffel. Er betrachtete sein Dessert mit der Entschlossenheit eines Mannes, der lieber sterben als es unversucht lassen will.
    »Aye, nun, Fergus wird an die Küste reiten, bevor der Schnee kommt - es
wäre doch gut, wenn er die Vermessungsprotokolle mitnehmen könnte, damit sie in New Bern aktenkundig gemacht werden, nicht wahr?« Er machte sich geschäftig über seinen Lebkuchen her, ohne aufzublicken.
    Es folgte Schweigen, das nur von schweren Atemgeräuschen und dem Klappern der Löffel auf den Holztellern erfüllt war. Dann ergriff Roger, der seinen Löffel nicht angerührt hatte, das Wort.
    »Das... kann ich.« Möglich, dass es nur an der Anstrengung lag, die es für ihn bedeutete, die Luft durch seine vernarbte Kehle zu zwingen, doch es lag eine Betonung auf dem das, die Brianna zusammenfahren ließ. Nur ganz leicht, doch ich sah es - und Roger auch. Er sah sie an, dann senkte er den Blick auf seinen Teller, und seine Wimpern zeichneten sich dunkel auf seiner Wange ab. Er biss die Zähne zusammen und ergriff seinen Löffel.
    »Dann ist es ja gut«, sagte Jamie beiläufig. »Ich zeige dir, wie es geht. In einer Woche kannst du gehen.«
     
    Letzte Nacht habe ich geträumt, Roger sei im Aufbruch begriffen gewesen. Ich träume schon seit einer Woche davon, dass er geht seit Pa es vorgeschlagen hat. Vorgeschlagen - ha. So wie Moses die Zehn Vorschläge vom Berg Sinai mitgehracht hat.
    In meinem Traum war Roger dabei, seine Sachen in einen großen Sack zu packen, und ich habe den Boden gewischt. Er ist mir andauernd in die Quere gekommen, und ich habe den Sack immer wieder beiseite geschoben, um an andere Stellen des Bodens zu gelangen. Er war furchthar schmutzig und überall mit Flecken und klebrigem Zeugs übersät. Kleine Knochen lagen in der Gegend verstreut so als hätte Adso dort ein kleines Tier gefressen, und es sind immer wieder Knochen in meinem Mop hängen geblieben
    Eigentlich möchte ich nicht, dass er geht, aber dann wieder doch. Ich höre all die Dinge, die er nicht sagt; sie hallen in meinem Kopf wider. Ich denke die ganze Zeit wenn er fort ist ist es endlich still.
     
    Sie erwachte abrupt aus dem Schlaf. Die Dämmerung war gerade angebrochen, und sie war allein. Im Wald sangen Vögel. Einer zwitscherte seine scharfen, musikalischen Töne ganz in der Nähe der Blockhütte vor sich hin. War es eine Drossel?, fragte sie sich.
    Sie wusste, dass er fort war, doch sie hob den Kopf, um nachzusehen. Der Rucksack stand nicht mehr neben der Tür, und auch das Essensbündel und die Cidreflasche, die sie am Abend zuvor für ihn zurechtgestellt hatte, waren fort. Das Bodhran hing nach wie vor an seinem Platz, und in dem gespenstischen Licht schien es zu schweben.
    Nachdem man ihn gehängt hatte, hatte sie hundertfach versucht, ihn wieder zum Spielen zu bewegen, weil sie das Gefühl hatte, dass ihm dann wenigstens die Musik bliebe, wenn schon nicht seine Stimme. Doch er hatte sich geweigert, und schließlich hatte sie eingesehen,

Weitere Kostenlose Bücher