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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Narbengewebe in seinem Hals vorbei.
    »Hau!«
    Der Fragesteller starrte die Goldscheibe mit weit aufgerissenen Augen an. Die Männer an der Tür schubsten sich gegenseitig an, um so dicht an ihn heranzukommen, dass sie etwas sehen konnten.
    Einer streckte die Hand aus, grabschte nach dem Astrolabium und zerrte
es Roger über den Kopf. Er versuchte gar nicht erst, es zu behalten, sondern lehnte sich zurück und nutzte die Tatsache, dass der glänzende Gegenstand sie ablenkte, um langsam die Füße unter sich zu ziehen. Er konnte die Augen kaum offen halten und wehrte sich krampfhaft gegen das beinahe unwiderstehliche Bedürfnis, sie zuzukneifen; selbst das sanfte Tageslicht, das durch die Tür fiel, war schmerzhaft.
    Einer der Männer warf ihm einen Blick zu und sagte etwas in scharfem Tonfall. Zwei von ihnen traten hastig zwischen ihn und die Tür, die blutunterlaufenen Augen wie Basilisken auf ihn geheftet. Der Mann, der das Astrolabium in der Hand hatte, rief etwas, einen Namen, dachte er, und es kam Bewegung in die Menschen an der Tür, als sich jemand zwischen ihnen hindurchschob.
    Die Frau, die jetzt eintrat, unterschied sich kaum von den anderen; sie war mit einem zerlumpten, regenfeuchten Hemd bekleidet und hatte sich einen Stofflappen um den Kopf gebunden, unter dem sich ihr Haar verbarg. Einen wichtigen Unterschied gab es allerdings: Die dünnen Arme und Beine, die aus dem Hemd ragten, hatten die verwitterte, braune Farbe einer Weißen. Während sie in die Mitte der Hütte trat, starrte sie Roger unverwandt an. Erst das Gewicht des Astrolabiums in ihrer Hand zog ihren Blick von ihm fort.
    Ein großer, grobknochiger Mann, der nur ein Auge hatte, betrat den Raum. Er stellte sich dicht neben die Frau, zeigte mit dem Finger auf das Astrolabium und sagte etwas, das wie eine Frage klang. Sie schüttelte langsam den Kopf und folgte fasziniert dem Verlauf der Gravierungen am Rand der Scheibe. Dann drehte sie sie um.
    Roger sah, wie sich ihre Schultern versteiften, als sie die eingravierten Buchstaben sah, und ein Hoffnungsfunke flackerte in ihm auf; sie kannte ihn. Sie erkannte den Namen.
    Er hatte darauf gebaut, dass sie wussten, was ein Landvermesser war, und sie vielleicht begriffen, dass jemand seine Ergebnisse erwartete - jemand, der sich auf die Suche nach ihm begeben würde, wenn er nicht zurückkehrte. Es würde ja nichts nützen, ihn umzubringen, wenn dann nach ihm gesucht würde. Doch wenn die Frau den Namen »James Fraser« kannte...
    Die Frau warf Roger einen plötzlichen, harten Blick zu, der nicht so recht zu ihrem anfänglichen Zögern passen mochte. Sie näherte sich ihm langsam, jedoch ohne sichtbare Angst.
    »Ihr seid nicht Jameff Frawer«, sagte sie, und er fuhr zusammen, erschrocken über das Lispeln in ihrer ansonsten klaren Stimme. Er kniff die Augen zu und blinzelte, dann stand er langsam auf und hielt sich eine Hand über die Augen, um sie trotz des Gleißens von der Tür her sehen zu können.
    Sie hätte jedes Alter zwischen zwanzig und sechzig haben können, doch das hellbraune Haar, das an ihren Schläfen zu sehen war, wies keine Spur von Grau auf. Ihr Gesicht war von Falten durchzogen, doch waren Anstrengung
und Hunger daran schuld, dachte er, nicht das Alter. Er lächelte ihr zu, und ihr Mund verzog sich automatisch, eine flüchtige Grimasse, die jedoch ausreichte, um ihn einen Blick auf ihre Vorderzähne erhaschen zu lassen, die schräg abgebrochen waren. Blinzelnd machte er in ihrer einen Augenbraue den dünnen Schnitt einer Narbe aus. Sie war viel dünner als Claire sie beschrieben hatte, aber das war ja auch kaum überraschend.
    »Ich bin nicht... James Fraser«, pflichtete er ihr heiser bei und musste dann innehalten, um zu husten. Er räusperte sich und beförderte noch mehr Ruß und Schleim hinauf. Er wandte sich höflich ab, um auf den Boden zu spucken, dann wandte er sich wieder zu ihr um. »Aber Ihr seid... Fanny Beardsley... nicht wahr?«
    Er war sich trotz der Zähne nicht ganz sicher gewesen, doch der schockierte Ausdruck, der bei diesen Worten ihr Gesicht überzog, war eine eindeutige Bestätigung. Auch die Männer kannten diesen Namen. Der Einäugige trat rasch einen Schritt vor und packte die Frau an der Schulter; die anderen kamen bedrohlich näher.
    »James Fraser ist... der Vater meiner Frau«, sagte er, so schnell er konnte, bevor sie Hand an ihn legen konnten. »Möchtet Ihr erfahren - was aus dem Kind geworden ist?«
    Der Argwohn verschwand aus ihrem Gesicht. Sie

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