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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gelaufen.«
    Der Schutzraum, der für sie der nächste war, war eine U-Bahn-Station auf der anderen Straßenseite mit schmutzigen, weißen Kacheln und flackerndem Neonlicht, und irgendwo tief unter ihnen wehte ein Luftzug, der seine Nerven kitzelte wie der Atem von Drachen in einer nahe gelegenen Höhle.
    »Es war aufregend.« Er konnte das Gedränge der Leute sehen, die Rufe der Luftschutzwarte im Lärm der Menge hören. »Alles hat vibriert; die Fußböden, die Wände, sogar die Luft.«
    Füße donnerten über die hölzernen Stufen, als die Flüchtenden in die Eingeweide der Erde strömten, eine Etage tiefer, auf einen Bahnsteig, noch eine Etage tiefer, noch eine, der Sicherheit entgegen. Es herrschte Panik - doch es war eine geordnete Panik.
    »Die Bomben konnten etwa zwanzig Meter tief eindringen - aber die unteren Etagen waren sicher.«
    Sie hatten gerade das untere Ende der ersten Treppe erreicht und waren im Geschiebe der Menschenmasse durch einen kurzen, weiß gekachelten Tunnel zur nächsten Treppe gerannt. Am Kopf der Treppe war mehr Platz als im Tunnel, und die Menge sammelte sich dort zu einem wirbelnden Menschensee, der immer weiter anschwoll, weil aus dem Tunnel dahinter weitere Flüchtende dazuströmten, während der Fluss auf der Treppe nach unten nur langsam ablief.
    »Um den Kopf der Treppe herum war eine Brüstung gebaut; ich konnte hören, wie Oma sich Sorgen machte, dass ich dagegen gedrückt würde - die Leute strömten von der Straße herein und drückten von hinten.«
    Wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte und die Brust gegen den Beton drückte, konnte er gerade eben über die Mauer hinwegblicken. Ein Stockwerk tiefer hing die Notbeleuchtung in unterbrochenen Streifen an der Wand und warf ein Zebramuster auf die drängende Menge unter ihm. Es war mitten
in der Nacht; die meisten der Leute hatten angezogen, was sie beim Ertönen der Sirene in die Finger bekommen hatten, und das Licht fiel auf unerwartet aufblitzende, nackte Haut und auf die außergewöhnlichsten Kleidungsstücke. Eine Dame trug einen extravaganten, mit Federn und Früchten verzierten Hut zu einem uralten Mantel.
    Er hatte die Menge in der Tiefe fasziniert betrachtet und versucht zu sehen, ob auf dem Hut tatsächlich ein ganzer Fasan war. Leute schrien, der Luftschutzwart mit dem weißen Helm hatte wie verrückt gewunken und versucht, die sowieso schon drängenden Menschen zur Eile anzutreiben, damit sie zum anderen Ende des Bahnsteigs weiter gingen und für die Neuankömmlinge von der Treppe Platz machten.
    »Viele Kinder haben geweint, aber ich nicht. Ich hatte eigentlich gar keine Angst.« Er hatte keine Angst gehabt, weil Mama seine Hand hielt. Wenn sie da war, konnte gar nichts Schlimmes passieren.
    »Es gab einen großen Knall in der Nähe. Ich konnte sehen, wie die Lampen wackelten. Dann gab es über uns ein Geräusch, als ob etwas zerriss. Alle haben nach oben geschaut und angefangen zu schreien.«
    Der Riss in der Gewölbedecke hatte nicht besonders angsteinflößend ausgesehen, nur eine dünne, schwarze Zickzacklinie, die den Fugen der Kacheln folgte wie mit der Laubsäge hineingefräst. Doch dann hatte er sich plötzlich verbreitert, ein klaffender Schlund wie das Maul eines Drachen, und es hatte angefangen, Schmutz und Kacheln zu regnen.
    Er war längst wieder aufgetaut, und doch bekam er jetzt am ganzen Körper eine Gänsehaut. Sein Herz hämmerte von innen gegen seine Brust, und er fühlte sich, als hätte sich die Schlinge wieder fest um seinen Hals gezogen.
    »Sie hat losgelassen«, flüsterte er erstickt. »Sie hat meine Hand losgelassen.«
    Brianna nahm seine Hand fest zwischen die ihren und versuchte, das Kind zu retten, das er einmal gewesen war.
    »Sie musste es tun«, flüsterte sie drängend. »Roger, sie hätte dich nie losgelassen, wenn sie nicht gemusst hätte.«
    »Nein.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Das ist es nicht, was - ich meine - warte. Warte eine Sekunde, okay?«
    Er kniff die Augen fest zu und öffnete sie wieder, versuchte, langsamer zu atmen, die verstreuten Bruchstücke jener Nacht wieder zusammenzusetzen. Konfusion, Panik, Schmerz... aber was war tatsächlich geschehen? Alles, was ihm geblieben war, war der Eindruck eines Tohuwabohus. Aber er hatte überlebt; er musste wissen, was passiert war - wenn er sich dazu bringen konnte, es noch einmal zu durchleben.
    Briannas Hand umklammerte die seine, und ihre Finger drückten so fest zu, dass es ihm das Blut abschnürte. Er tätschelte

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