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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ich.
    »Wenn er Stephen Bonnet kennt oder ihn finden kann, aye, dann ja.« Jamie drückte den Rubinring seines Vaters in das Siegelwachs. »Priestley und Cornell sind Namen, die einiges bewegen können.«
    »Und wenn er Bonnet findet -«
    »Dann werde ich hingehen und mich mit ihm treffen.« Er brach den Ring aus dem gehärteten Wachs und hinterließ einen glatten Abdruck, der von den winzigen Erdbeerblättern des Fraserwappens umringt war. Beständigkeit, das war es, wofür sie standen. Manchmal war ich allerdings fest überzeugt, dass dies nur ein anderer Ausdruck für Sturheit war.
    Der Brief an Lyon wurde mit Fergus auf den Weg geschickt, und ich versuchte, nicht weiter daran zu denken. Es war immer noch Winter; mit etwas Glück lief Bonnets Schiff ja in einen Sturm und sank, womit uns allen eine Menge Kummer erspart bleiben würde.

    Dennoch lauerte die Angelegenheit in meinem Hinterkopf, und als ich eines Tages bei meiner Rückkehr von einer Geburt einen Stapel Briefe auf dem Schreibtisch in Jamies Studierzimmer fand, hüpfte mir das Herz in die Kehle.
    Es war - Gott sei Dank! - keine Antwort von Milford Lyon darunter. Doch selbst wenn eine solche Antwort gekommen wäre, wäre sie prompt unter >ferner liefen< gelandet und dem Vergessen anheim gefallen - denn inmitten der Korrespondenz befand sich ein Brief, der Jamies Namen trug, niedergeschrieben in der kräftigen, schwarzen Handschrift seiner Schwester.
    Ich konnte mich nur knapp bremsen, ihn auf der Stelle aufzureißen - um ihn, falls er voll beißender Zurückweisung war, direkt ins Feuer zu werfen, bevor Jamie ihn sehen konnte. Doch mein Ehrgefühl siegte, und ich brachte es fertig, mich zusammenzureißen, bis Jamie, mit dem Schlamm der unpassierbaren Wege bedeckt, aus Salem zurückkehrte, wo er etwas zu erledigen gehabt hatte. Als ich ihn von dem wartenden Brief in Kenntnis setzte, bespritzte er sich hastig Gesicht und Hände mit Wasser und kam dann ins Studierzimmer, wo er sorgsam die Tür schloss, bevor er das Siegel des Briefes erbrach.
    Seinem Gesicht war nicht das Geringste anzusehen, doch ich sah, wie er tief Luft holte, bevor er ihn öffnete, so als mache er sich auf das Schlimmste gefasst. Ich trat schweigend hinter ihn und legte ihm ermutigend die Hand auf die Schulter.
    Jenny Fraser Murray schrieb mit wohlgeschulter Hand. Ihre Buchstaben waren rund und elegant, die Zeilen auf der Seite gerade und gut lesbar.
    16. September 1771
     
    Bruder,
     
    nun ja. Nachdem ich zum Stift gegriffen und das eine Wort dort oben geschrieben hatte, sitze ich nun schon so lange hier und starre es an, dass die Kerze fast einen Zoll heruntergebrannt ist , ohne dass mir auch nur ein Gedanke käme, was ich sagen soll. Es wäre eine schändliche verschwendung guten Bienenwachses, damit fortzufahren, doch wenn ich die Kerze auslöschte und zu Bett ginge, hätte ich ein Blatt Papier sinnlos verschwendet - ich sehe also, dass ich im Namen der Sparsamkeit weiter schreiben muss.
    Ich könnte dir eine Strafpredigt halten. Das würde einigen Platz auf der Seite einnehmen und schwarz auf wei/3 bewahren, was mein Gatte stolz als die schmutzigsten, grauenvollsten Flüche bezeichnet, die er in seinem ganzen Leben zu hören privilegiert gewesen ist. Das erscheint mir sparsam, weil ich mir seinerzeit große Mühe gegeben habe, sie mir auszudenken, und ich es nicht gern sähe, wenn diese Mühe umsonst gewesen
wäre. Allerdings glaube ich nicht, dass ich genug Papier habe, um sie alle niederzuschreiben.
    Außerdem glaube ich, dass ich dich letztendlich doch nicht tadeln oder verdammen möchte, denn es könnte ja sein, dass du dies als gerechte Bestrafung betrachtest und dein Gewissen mit eingebildeter Sühne erleichterst, um daraufhin deiner Selbstkasteiung ein Ende zu setzen. Das ist eine viel zu leichte Strafe; hast du dir ein härenes Hemd gewoben, so wünsche ich, dass du es weiter trägst, auf dass es deine Seele wund scheuert, so wie es der Verlust meines Sohnes mit der meinen tut.
    Trotz alledem vermute ich, dass ich dir schreibe, um dir zu vergeben-ich wusste doch, dass ich den Stift in einer bestimmten Absicht ergriffen habe, und wenn die Vergebung mir auch gegenwärtig noch ein zweifelhaftes Unterfangen zu sein scheint, so gehe ich doch davon aus, dass ich mich mit etwas Übung noch an diese Vorstellung gewöhnen werde.
    Jamies Augenbrauen fuhren bei diesen Worten fast bis zu seinem Haaransatz hoch, doch er fuhr fasziniert fort, den Brief laut vorzulesen.
    Ich nehme an,

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