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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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vor seine Körpermitte gepresst. Sein Gesicht war totenbleich, die grünen Augen trüb wie Wasser.
    Er stolperte keuchend umher und machte sich blutend und humpelnd davon wie ein Insekt, auf das jemand getreten ist. Er holperte krachend durch das Gebüsch, dann war er fort. Hinter einer Fächerpalme konnte ich eine Reihe von Pelikanen sehen, die mit unvorstellbarer, unmöglicher Eleganz am tief hängenden Himmel vorbeizog.
    Ich hockte immer noch am Boden, eiskalt vor Schreck. Ich spürte etwas Warmes über meine Wange gleiten und begriff, dass es eine Träne war.
    »Hat er Recht?« Brianna hockte sich neben mich und half mir, mich hinzusetzen. »Glaubst du, dass er Recht hat? Sind sie tot?« Sie war weiß um die Lippen, aber nicht hysterisch. Sie trug Jemmy auf dem Arm, und er klammerte sich an ihren Hals.
    »Nein«, sagte ich. Alles kam mir weit entfernt vor, als spiele es sich in Zeitlupe ab. Ich stand langsam und vorsichtig balancierend auf, als wüsste ich nicht genau, wie das geht.
    »Nein«, sagte ich noch einmal und spürte keine Angst, keine Panik bei dem Gedanken an Bonnets Worte; nichts als Gewissheit wie ein kleines, tröstendes Gewicht in meiner Brust. »Nein, das sind sie nicht.« Jamie hatte es gesagt; dies war nicht der Tag der Trennung für ihn und mich.
    Marsali war im Wald verschwunden, um Joan zu holen. Germain hatte sich über die Blutflecken auf dem Boden gebeugt und betrachtete sie fasziniert.
Ich fragte mich dumpf, was sie wohl für eine Blutgruppe hatten, doch dann verwarf ich den Gedanken.
    »Er wird nie der Eure sein« , hatte sie gesagt.
    »Lasst uns gehen«, sagte ich und tätschelte Jemmy sanft den Rücken. »Ich glaube, fürs Erste kommen wir auch mit unparfümierten Kerzen zurecht.«
     
    Roger und Jamie erschienen zwei Tage später in der Morgendämmerung. Sie hämmerten so laut an die Tür, dass sie das ganze Wirtshaus weckten und die Leute in den angrenzenden Häusern ihre Fensterläden aufwarfen und alarmiert ihre Köpfe samt Nachtmützen nach draußen steckten. Es folgte allgemeines Gekeife und Gebrüll. Ich war mir hinreichend sicher, dass Roger eine leichte Gehirnerschütterung hatte, doch er weigerte sich, sich ins Bett stecken zu lassen. Allerdings gestattete er Brianna, seinen Kopf in ihren Schoß zu legen und schockierte Mitleidslaute über seine beeindruckende Beule zu äußern, während Jamie uns in knappen Worten von der Schlacht an Wylies Landeplatz berichtete und wir ihm eine etwas konfuse Erklärung unserer Abenteuer im Myrtenhain lieferten.
    »Dann ist Bonnet also nicht tot?«, fragte Roger und öffnete ein Auge.
    »Nun ja, wir wissen es nicht«, erwiderte ich. »Er ist entkommen, aber ich weiß nicht, wie schwer er verletzt war. Er hat nicht übermäßig geblutet, aber wenn er am Unterbauch getroffen ist, wäre das eine furchtbare Verletzung, die mit ziemlicher Sicherheit tödlich wäre. Peritonitis ist eine sehr langsame und qualvolle Todesart.«
    »Gut«, sagte Marsali rachsüchtig.
    »Gut!«, kam Germains Echo, und er blickte stolz zu ihr auf. » Maman hat auf den bösen Mann geschossen, grand-père « , sagte er zu Jamie. »Tante Brianna auch. Er war voller Löcher - überall war Blut!«
    »Löcher«, sagte Jemmy fröhlich. »Löcher, Löcher, viele viele Löcher!«
    »Na ja, vielleicht eins«, murmelte Brianna, ohne den Blick von dem feuchten Tuch zu heben, mit dem sie Roger sanft das getrocknete Blut von Kopfhaut und Haaren tupfte.
    »Oh, aye? Nun, wenn du nur einen Finger oder eins seiner Eier erwischt hast, könnte er überleben«, bemerkte Jamie und grinste sie an. »Allerdings glaube ich nicht, dass es seiner Laune zuträglich wäre.«
    Fergus traf mit dem mittäglichen Paketboot ein. Er überbrachte uns triumphierend die registrierten, abgestempelten und mit dem offiziellen Siegel versehenen Urkunden für die beiden Landvergaben und machte damit den Freudentag vollkommen. Allerdings konnten wir nicht übermäßig feiern, da uns das ernüchternde Bewusstsein blieb, dass ein bedeutender Faden des Verschwörungsknotens noch nicht ordentlich verschnürt war.
    Nach lautstarker Diskussion wurde beschlossen - sprich, kam Jamie, der keine Alternativen duldete, zu dem sturköpfigen Entschluss -, dass er und ich unverzüglich westwärts nach River Run reiten würden. Die jungen Familien
würden noch ein paar Tage in Wilmington bleiben, um ihre Angelegenheiten zu Ende zu führen und sich nach Berichten über einen verletzten oder sterbenden Mann umzuhören. Dann

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