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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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schlanken, hübschen Mohawkmädchens willen, das Wakyo’teyehsnonhsa hieß - Die-mit-den-Händen-arbeitet. Ian hatte sie Emily genannt. Der Tod im Kindbett war nichts Ungewöhnliches, selbst bei den Indianern.
    Jamie schüttelte nüchtern den Kopf.
    »Ich weiß es nicht, aber ich denke, etwas in der Art muss es sein. Er hat sie mit keinem Wort erwähnt - und seine Augen sind sehr viel älter als der Junge selbst.«
    Dann war Lizzie mit einer dringenden Nachricht von Mrs. Bug bezüglich des Abendessens an der Tür erschienen, und ich hatte gehen müssen. Doch während ich Lizzie zur Küche folgte, musste ich mich unwillkürlich fragen, was Ians Rückkehr wohl für sie bedeutete - vor allem, wenn wir mit unseren Vermutungen über Ians Mohawkfrau Recht hatten.
    Bevor Ian uns verlassen hatte, war Lizzie halb in ihn verliebt gewesen, und sie hatte ihm nach seiner Entscheidung, bei den Kahnyen’kehaka zu bleiben, monatelang nachgetrauert. Doch das war über zwei Jahre her, und zwei Jahre können eine sehr lange Zeit sein, vor allem im Leben eines jungen Menschen.
    Ich wusste, was Jamie mit dem meinte, was er über Ians Augen gesagt hatte, und auch mir war klar, dass er nicht mehr der impulsive, fröhliche Junge war, den wir bei den Mohawk zurückgelassen hatten. Lizzie war auch nicht mehr die schüchtern anbetende, kleine Maus, die sie gewesen war.
    Allerdings war sie Manfred McGillivrays Verlobte. Ich konnte nur dankbar sein, dass weder Ute McGillivray noch eine ihrer Töchter am Quilterkränzchen des heutigen Nachmittags teilgenommen hatte. Mit etwas Glück würde der Glanz von Ians Rückkehr ja nicht von langer Dauer sein.
    »Kommst du hier unten auch zurecht?«, fragte ich Ian skeptisch. Ich hatte ihm mehrere Quilts und ein Gänsekissen auf den Operationstisch gelegt, nachdem er Mr. Wemyss’ Angebot, in seinem Bett zu schlafen, und Mrs. Bugs Wunsch, ihm ein gemütliches Strohlager vor dem Küchenherd zu machen, höflich abgelehnt hatte.
    »Oh, aye, Tante Claire«, sagte er und grinste mich an. »Du würdest nicht glauben, wo Rollo und ich schon übernachtet haben.« Er räkelte sich gähnend und blinzelnd. »Himmel, ich bin seit mindestens einem Monat nicht mehr bis nach Sonnenuntergang wach gewesen.«
    »Und wahrscheinlich in der Morgendämmerung wieder auf. Deswegen dachte ich, du schläfst besser hier, falls du morgen gern lange schlafen möchtest.«
    Da lachte er.
    »Nur, wenn ich das Fenster offen lasse, so dass Rollo kommen und gehen
kann, wie er will. Obwohl er anscheinend findet, dass es hier drinnen genug zu jagen gibt.«
    Rollo saß mitten auf dem Fußboden, die Schnauze erwartungsvoll gehoben, die gelben Wolfsaugen reglos auf die obere Schranktür geheftet. Hinter der Tür erklang ein tiefes Summgeräusch wie kochendes Wasser in einem Kessel.
    »Ich setze auf die Katze, Ian«, bemerkte Jamie, der jetzt in das Sprechzimmer trat. »Unser kleiner Adso ist ziemlich von sich eingenommen. Letzte Woche habe ich gesehen, wie er einen Fuchs gejagt hat.«
    »Die Tatsache, dass du mit einem Gewehr hinter ihm her warst, hatte natürlich nichts damit zu tun, dass der Fuchs geflüchtet ist«, sagte ich.
    »Zumindest nicht, was unsere Mieze hier angeht«, pflichtete Jamie mir grinsend bei.
    Ian seufzte leise. »Es fühlt sich... sehr gut an, wieder Schottisch zu reden, Onkel Jamie.«
    Jamies Hand strich Ian sacht über den Arm.
    »Das kann ich mir vorstellen, a mhic a pheathar «, sagte er genau so leise. »Hast du dein Gälisch denn ganz vergessen?«
    »’ S beag’tha fhios aig fear a hhaile mar’tha fear na mara hèo «, erwiderte Ian, ohne zu zögern. Es war ein bekanntes Sprichwort: »Wenig weiß der Landmann vom Leben des Seemanns.«
    Jamie lachte überrascht und zufrieden, und Ian grinste breit zurück. Sein Gesicht war tief gebräunt, und die aus Punkten zusammengesetzten Linien seiner Mohawktätowierungen verliefen in deutlichen Halbkreisen von der Nase zu den Wangenknochen - aber einen Moment sah ich den Schabernack in seinen haselnussbraunen Augen tanzen, und ich sah wieder den Jungen vor mir, den wir gekannt hatten.
    »Ich habe im Kopf Dinge wiederholt », sagte er, und sein Grinsen verblasste ein wenig. »Ich habe mir Gegenstände angesehen und im Kopf die Worte gesagt, um sie nicht zu vergessen - Arbhar, Coire. « Er warf Jamie einen schüchternen Blick zu. »Du hast mir doch gesagt, ich sollte nicht vergessen, Onkel Jamie.«
    Jamie kniff die Augen zu, öffnete sie wieder und räusperte sich.
    »So ist

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